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Life is Strange: Double Exposure – Warum die Ultimate Edition einfach nur ein billiger Marketing-Trick ist

Ein neues Life is Strange wurde angekündigt. Mit Max Caulfield! Es könnte alles wunderbar sein – wenn da nicht Square Enixs Marketingabteilung wäre. Warum diese mir besonders sauer aufstößt, verrate ich euch in viel zu vielen Worten.

© Square Enix / Deck Nine

Video-Test

In drei Episoden erzählen diesmal Deck Nine Games in Life is Strange: Before the Storm die Geschichte von Chloe Price und Rachel Amber. Ob uns das Adventure genauso fasziniert hat wie das Hauptspiel, lest ihr im Test.

Es war eine der spektakulären Ankündigungen des Xbox Games Showcase: Square Enix präsentierte ein neues Life is Strange. Double Exposure ist dabei insbesondere bemerkenswert, weil es die Gerüchteküche der jüngeren Vergangenheit bestätigt: Max Caulfield, Protagonistin des ersten Serienteils, kehrt zurück.

Die Coming of Age- und Mystery-Geschichte der College-Schülerin hat sich 2015 tief in das Gedächtnis vieler Spieler*innen gebrannt. Auch ich zähle mich dazu, gehörte das Erlebnis doch im Veröffentlichungsjahr zu meinen liebsten Geschichten und noch heute habe ich wohlige Erinnerungen daran, wie ich Stunden damit verbracht habe, irgendwie Chloe zu retten. Die Ankündigung eines direkten Sequels missfällt mir allerdings – auch weil Square Enix den Fan-Service auf eine fast schon dreiste Art und Weise ausquetscht.

Life is Strange: Double Exposure hat ein schweres Erbe

Vorweg möchte ich warnen, dass es in dieser Kolumne zu Spoilern des ersten Life is Strange kommt. Falls ihr diesen noch nicht gespielt habt: Warum nicht? Und bitte holt ihn nach, denn die atmosphärische wie spannende Geschichte rund um die bereits erwähnte Max und ihrer Superkraft, die Zeit zurückzudrehen, ist ein wirklich einmaliges Erlebnis. Eines, welches man nicht einfach so wiederholen kann – was mich direkt zum jüngst angekündigten Sequel bringt.

Life is Strange: Double Exposure muss viel mehr leisten, als es die bisherigen Fortsetzung getan haben. Life is Strange 2 und Life is Strange: True Colors spielten zwar in derselben Welt, aber erzählten jeweils eigene Geschichten mit überwiegend neuen Charakteren. Zusammenhänge zu den Vorgängern waren eher lose oder in Form von Nebencharakteren repräsentiert. Das machte es einfacher, da man auf die Ereignisse von Life is Strange kaum achten musste, sorgte aber zugleich dafür, dass offenbar viele Spieler*innen das Interesse verloren haben – zumindest von den einstigen Popularitätswerten waren beide Nachfolger verhältnismäßig weit entfernt.

Max Caulfield ist zurück und erwachsen: Die Protagonistin hat in Life is Strange: Double Exposure sogar eine neue beste Freundin. Credit: Square Enix / Deck Nine

Es ist daher erst einmal naheliegend, dass man sich für das nächste Spiel wieder an dem orientiert, was die Fans noch heute lieben: Max Caulfield und ihre Geschichte. Allerdings erhöht das zugleich den Druck, denn nach mittlerweile gut neun Jahren hat jede*r seine eigene Vorstellung davon, wie es für Max nach dem Ende ausgeht. Oder den Enden, denn schließlich traf man im Finale der fünften Episode des erzählerischen Adventures eine folgenschwere Entscheidung, die in zwei verschiedene Richtungen endete: Eine, in der Chloe noch lebt und Arcadia Bays Schicksal einem riesigen Tornado überlassen wird und eine andere, in der Max ihre blauhaarige, rebellische Freundin sterben lässt, um eine Stadt zu retten – und sich bewusst zu werden, dass man Zeitmanipulation nicht ohne Konsequenzen einsetzen darf.

Aus Geschichte nichts lernen

Eine Wahl, über die ich an dieser Stelle gar nicht viel erzählen möchte, aber Life is Strange: Double Exposure wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einige Spieler*innen vor den Kopf stoßen. Das haben Fortsetzungen zu Spielen mit Entscheidungsfreiheit nun mal so an sich. Weshalb ich bisher sehr froh war, dass die Geschichte von Max nicht weitererzählt wurde – mit Ausnahme einer Comic-Reihe, die aber vermutlich an vielen vorbeigegangen sein dürfte.

Mit Double Exposure wagen sich Square Enix und Deck Nine deshalb an eine gar nicht so simple Fortsetzung. Und zumindest die ersten Infos zur Story stimmen mich skeptisch: Jahre nach den Ereignissen von Arcadia Bay ist Max mittlerweile erwachsen geworden und als Fotografin an der Caledon-Universität tätig. Eines Tages findet sie ihre neue, beste Freundin tot im Schnee – ermordet. Von wem? Das ist die große Frage, für die Max die Zeit zurückdrehen möchte. Eine Kraft, deren Wirkung sie eigentlich kennen sollte, vor allem wenn es darum geht, einen Tod zu verhindern.

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Damit die Grundprämisse nicht zu ähnlich zu der des ersten Teils ist, erhält Max immerhin eine neue Kraft. Anstatt die Zeit zu verändern, darf sie ein Portal zu einer anderen Zeitlinie öffnen. In einer Dimension lebt besagte Freundin noch, in der anderen nicht. Das Ziel ist offensichtlich: Dort drüben den noch nicht ausgeübten Mord verhindern, in Maxs eigener Welt diesen aufklären.

„Sei dabei, wenn die Diskussionen beginnen“

Ob die Geschichte am Ende etwas taugt oder sich Deck Nine verrennt, darüber mag und kann ich noch nicht urteilen. Überzeugt bin ich allerdings trotz oder gerade wegen der Rückkehr von Max Caulfield bisher nicht und warte ab, ob die Autoren tatsächlich einen spannenden Weg finden.

Was mir jedoch sowohl aus der Sicht eines Fans als auch aus der beruflichen Perspektive sauer aufstößt: Wie Square Enix mit dem Comeback nur so das Geld aus einem geliebten Charakter pressen möchte. Dass Life is Strange mittlerweile zum Release 50 Euro als vollständige Erfahrung kostet, ist seit True Colors nicht mehr überraschend – von den 20 Euro des ersten Teils sind wir längst weg. Selbst eine Digital Deluxe Edition mit zusätzlichen Oufit-Packs ist mittlerweile normal für das Franchise. Bei der Ultimate Edition wurde mir aber ganz schön übel.

Drei Editionen, viele Boni, aber einer der besonders fies ist: Nur wer 80 Euro bezahlt, darf zwei Wochen vorher spielen. Credit: Square Enix / Deck Nine

Neben weiteren Outfit-Packs und einem Katzen-DLC bietet jene Version einen Vorabzugang. Gut, das kennt man schon von anderen Spielen und darüber habe ich mich schon einmal in einer Diablo 4-Kolumne ausgelassen. Square Enix zieht aber hier die Daumenschrauben noch einmal gehörig an: Wer 80 Euro auf den Tresen legt, darf ganze zwei Wochen (!) vor allen anderen loslegen. Zwar nur die ersten zwei Episoden, aber der Zeitraum ist trotzdem immens.

Kauf – oder laufe Gefahr, vorab gespoilert zu werden

Bei einem storyintensiven Spiel wie Life is Strange komplettiert Square Enix damit das Bullshit-Bingo: FOMO (Abkürzung für „fear of missing out“) trifft auf Angst vor Spoilern. Schließlich war eine der Stärken des ersten Life is Stranges, sich mit anderen Spieler*innen darüber auszutauschen und, dass jede*r vom Releasetag an, auf demselben Stand war. Wie reizend das für die Fanbase ist, dem ist sich Square Enix ganz sicher bewusst und nutzt den Umstand schamlos aus.

Denn nur wer die teure Version kauft, ist im Oktober sofort dabei, „wenn die Diskussionen zu diesem unvergesslichen Mysterium beginnen“, wie es so schön in der Produktbeschreibung auf Steam heißt. Wer diesem Marketingtrick nicht zum Opfer werden möchte, aber dennoch gerne die Geschichte unvoreingenommen erleben will, darf erst einmal vierzehn Tage lang sämtliche Foren, sozialen Netzwerke und Videoportale wie YouTube meiden.

Max trägt nun Beanie – warum, das erfährt man vielleicht zwei Wochen vor dem Release. Wenn man 80 Euro hinlegt. Credit: Square Enix / Deck Nine

Natürlich lässt sich damit argumentieren, dass womöglich in den ersten beiden Episoden nicht allzu viel passiert. Wobei ich das nicht unbedingt glaube, aber selbst wenn dem so wäre, macht es diese Art von Vorbestellerbonus keineswegs besser. Schließlich dient dieser einzig und allein dafür, ungeduldigen Fans noch den einen oder anderen Euro mehr aus der Tasche zu ziehen. Nur, dass man hier sogar bewusst einen noch längeren Zeitraum wählt, um Angst vor gewaltigen Spoilern zu schüren – Nein, danke.

Ein Teil von mir hofft, dass solch ein Vorgehen nicht belohnt wird. Ein anderer Teil weiß aber, dass der Plan von Square Enix vermutlich aufgehen wird – und rollt mit den Augen anlässlich dieser billigen, aber dreisten Marketingtricks.

Quelle: Steam, YouTube / Square Enix DE