vielleicht sogar des ganzen Jahres: Fast einhundert Clips aus einer frühen Spielversion von GTA 6 wurden von einem Hacker veröffentlicht. Vieles sieht naturgemäß noch recht unfertig aus, einiges aber auch recht final. Sichtbar sind außerdem oft Overlays von Entwicklungstools und Testumgebungen. Klar ist: Das hier war ganz sicher nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Erst recht nicht bei einem Rockstar-Spiel – immerhin ist der Entwickler dafür bekannt, erst dann etwas zu zeigen, wenn es wirklich etwas zu zeigen gibt. Und ansonsten nur in Ausnahmefällen überhaupt öffentlich zu kommunizieren.
Aber wäre es nur eine zertrümmerte PR-Strategie von Take 2, wäre ein derartiger Leak für Spieler vermutlich einfach zu verschmerzen. Und auch für die Entwickler und Publisher hielte sich der Schaden letztlich in Grenzen. Es ist bestimmt bitter, das Ergebnis seiner Arbeit nicht so der Öffentlichkeit präsentieren zu können, wie man es sich vorgenommen hat. Eines der erfolgreichste Medienprodukte überhaupt wird GTA 6 aber wohl so oder so, völlig egal was, wo und wie im Vorfeld veröffentlicht wurde.
Ein mutmaßlicher Phishing-Angriff
Das Problem ist: Das Material zu GTA 6 ist nicht einfach geleaked. Es ist nicht nur ein kurzer Clip, ein undeutliches Bild oder eine Story-Wendung, die hier vorab veröffentlicht wurde. Es ist kein PR-befeuernder Leak, der endlich Hochglanz-Material aus einem der meisterwarteten Videospiele aller Zeiten offenbart. Was am Wochenende und vermutlich in den Tagen und Wochen zuvor passiert ist, grenzt an Industriespionage. Dieser Zwischenfall dürfte, sollte sich das Ausmaß des Hacks bestätigen, große Auswirkungen auf alles haben, was mit GTA 6 zusammenhängt.
Aber was genau ist eigentlich passiert? Rockstar ist augenscheinlich Opfer einer Phishing-Attacke geworden, die Hackern illegalen Zugriff auf Firmengeheimnisse ermöglicht hat. Diese „Social-engineering“-Attacken sind trotz aller Sicherheits-Überprüfungen, VPNs und sonstige Maßnahmen extrem schwer zu verhindern, da der Faktor Mensch und seine Leichtgläubigkeit hier eine relevante Rolle spielt. Laut eigener, schwer zu verifizierender Aussagen hatte der Hacker Zugriff auf interne Rockstar-Server und die interne Chat-Kommunikation des Unternehmens. Dabei sind nicht nur die rund 90 Videos abhandengekommen, die seit Sonntag im Internet die Runde machen. Laut den Aussagen des Hackers sind auch der Source-Code von GTA 5 und Teile des Quelltextes von GTA 6 in die Hände von Dritten gelangt. Ein Super-Gau in der Softwareentwicklung und ein massives Sicherheitsproblem für das ganze Projekt.
GTA 6 auf der Kippe?
So weit, so problematisch. Aber mal im Ernst, warum sollte uns als Spieler die lückenhafte Sicherheits-Infrastruktur von Spielestudios interessieren? OK, dann hat Rockstar halt Pech gehabt. Das wird teuer und ärgerlich – aber am Ende hat Take 2 in fast einem Jahrzehnt GTA 5 doch 6,8 Milliarden Dollar umgesetzt. Insolvenz steht hier wohl kaum zur Debatte.
Erstes Problem: Je nach Umfang des verlorenen Quellcodes könnte das ganze Projekt Grand Theft Auto 6 auf der Kippe stehen. Ja, das klingt erstmal überdramatisch und ist wohl auch nicht sehr wahrscheinlich. Trotzdem ist der Verlust von Sourcecode ein massives Problem für die Entwickler – erst recht vor Veröffentlichung eines Produktes. Immerhin erhalten so Dritte potenziell Zugriff auf das Allerheiligste eines Programms. Das heißt: Sicherheitslücken werden deutlich, Hintertüren stehen offen und alle Formen von Einflussnahme auf das Spiel kann vorgenommen werden. Und das betrifft nicht nur Cheats etc. sondern kann auch zu hochproblematischen Sicherheitslecks führen, wenn Personen- und vor allem Zahlungsdaten verknüpft sind. Heißt: Viel Code muss neu geschrieben werden.
Je nach Umfang des Leaks kann das einen massiven Arbeitsaufwand bedeuten. Immerhin ist davon auszugehen, dass sich GTA 6 schon seit Jahren in der Vollproduktion befindet. Abhängig davon, wie teuer diese Änderungen werden, kann es sein, dass Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis stehen. Ja, das ist bei einem so großen Spiel wie GTA sehr sehr unwahrscheinlich. Unvergessen bleibt aber der Sourcecode-Hack von Half-Life 2, der die zu dem Zeitpunkt ohnehin problematische Entwicklung des Spiels in noch größere Probleme stürzte – und das Projekt angeblich kurz vor der Einstellung stand. Auch wenn eine Absage oder ein kompletter Entwicklungs-Neustart von GTA 6 sehr unwahrscheinlich ist: Damit wäre wirklich niemandem geholfen.
Zusätzliche Verzögerungen
Zweitens: GTA 6 erscheint noch später als ohnehin schon. Es ist durchaus zu erwarten, dass der Rockstar-Blockbuster interne Deadlines nicht mehr halten können wird. Selbst wenn sich die Entwendung des Quellcodes als einigermaßen unproblematisch herausstellt, wird dieser Hack nicht ohne interne Folgen bleiben. Egal ob Teams aufgelöst, umstrukturiert oder ganz neu organisiert werden. Egal ob völlig neue Kommunkationskanäle zwischen den geographisch weit verstreuten Rockstar-Studios geschaffen werden müssen und vielleicht sogar Lösungen fürs Mobile Office geändert oder ganz gestrichen werden: Vermutlich wird in den Rockstar-Büros über Wochen kein normales Arbeiten möglich sein. Und das heißt, dass auch nicht an GTA 6 entwickelt wird.
Und wie von Großprojekten bekannt, können schon kleine Verzögerungen gigantische Auswirkungen haben. Denn ganz nebenbei müssen vielleicht tausende Codezeilen verändert, neue Software-Lösungen gefunden oder bestimmte Bestandteile völlig neu angefangen werden. Das Ergebnis: Verzögerungen, Verzögerungen, Verzögerungen. Wer sich also nach knapp 10 Jahren GTA 5 nicht mehr gedulden kann, der sollte über die Cartman-Lösung nachdenken, sich bis zum Release einfrieren zu lassen. Zwar weiß niemand, wann genau ein Release von GTA 6 angedacht war – aber mindestens ein Jahr mehr Entwicklungszeit dürfte nicht völlig aus der Luft gegriffen sein. Vor 2025 könnte es also eng werden mit einer Grand-Theft-Auto-Fortsetzung. Und sind wir mal ehrlich: Das ist überhaupt nicht im Sinne jedes Spielers, der sich auf das nächste GTA freut.
Spieler wissen nicht, wie Spielentwicklung funktioniert
Dazu kommt, dass die Mehrheit der Spieler mit ungefilterten Einsichten in den Entwicklungsprozess ihrer Lieblingsspiele heillos überfordert ist. Kaum jemand außerhalb der Entwickler-Bubble weiß, wie genau Spiele überhaupt entwickelt werden – und frühe Builds von Blockbustern erinnern zum Teil eben an schrammelige Proberaum-Demos, die bei den wenigsten Bands genau so klingen wie das fertige Produkt. Direkt nach dem Leak wurde entsprechend erste Kritik an Look und Technik der Szenen laut, ohne dass Kenntnis über den Entwicklungsstand der Spiele-Version bestand.
Das erinnert in gewissem Maße an den Vorfall bei The Last of Us Part 2, der zu einer Vorab-Verurteilung des Spiels führte, von der sich das Franchise in den Kommentarspalten bis heute nicht erholt hat. Bei allem wirtschaftlichen Erfolg, den Naughty Dog mit ihrem Spiel erzielen konnte. Klar: Rockstar ist notorisch schmallippig in der Kommunikation, was gerade in Bezug auf Ankündigungen, Online-Updates oder Patches viele Fans zurecht ärgert. Trotzdem gibt es eben einen Grund, warum Trailer so wichtig sind.
Auf professioneller Ebene sind Vorfälle dieser Art für uns Spielejournalisten richtig wertvoll – denn auch wir erhalten selten konkrete Einblicke in die Entwicklung so großer Spiele. Trotzdem ist mir persönlich der Leak einer Store-Seite, das Rätselraten mit anonymer Bestätigung oder der verschwommene Screenshot erheblich lieber. Denn dann weiß ich, dass der auch von mir sehnlich erwartete Blockbuster einigermaßen planmäßig erscheint.
Gta und anti cheat zu nennen ist schon... Gta5 hatte auch keine leaks in der art oder und man konnte mit singleplayer mods im mp spielen sowas schaffen nicht mal kleine entwickler ^^ o.O
Wenn der Quell-Code gut ist, spielt das Leak überhaupt keine Rolle, falls es überhaupt genau der Code-Teil ist, der sich mit Anti-Cheat beschäftigt.
Mal abgesehen davon, brauchen die keine Hilfe, um die Marke und alle ihre Errungenschaften rückwirkend zu beschmutzen, das machen sie schon selbst mit den kriminellsten Transaktionen und übelsten Geschäftspraktiken, die es gibt, darunter kein Game zu machen, solange es genügend Wale gibt, die noch Milch geben. Nope, kein Mitleid.
Ach... egal.
Zudem: Naja, dann baut eben keine MTAs ein, dann brauchen solche Daten da auch nicht drin sein. Online Modi werden sowieso öfter mal umgeschrieben, da ist sowas jetzt vielleicht sogar ne Hilfe, weil Lücken viel früher aufgezeigt werden und behoben werden können.