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Hilfe bei Depressionen: Warum Zocken sinnvoll sein kann

Gaming ist nicht nur eine angenehme Freizeitbeschäftigung. Zocken könnte tatsächlich eine Hilfe bei Depressionen sein. Lest hier, warum.

Mann sitzt gelangweilt vor seinem PC.
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3D-Marios im Wandel der Zeit

„Ich habe einfach mein Leben nicht ausgehalten und Gaming hat mir eine Alternative geboten und ich würde schon sagen, dass ich nur durch Gaming wieder ins Leben gefunden habe.“

Leon Kirilin ist 26 Jahre alt und einer der besten DOTA2-Spieler der Welt. Heute verdient er Millionen, hat sein Leben im Griff. Doch das war ein langer Weg, vor allem ein Weg raus aus den Depressionen. Er sagt selbst: Ohne das Zocken, wär er vielleicht nicht mehr am Leben.

Wie Gaming eine Hilfe bei Depressionen sein kann

Nine, so nennt Leon sich in der Szene, hat das geschafft, wovon viele junge Menschen träumen. Er ist mit dem Zocken nicht nur berühmt, sondern auch reich geworden. Heute fährt er als Profi zu internationalen Meisterschaften, verdient Preisgelder in Millionenhöhe. Doch was noch viel beeindruckender ist: Die Games haben ihn aus der schwersten Zeit seines Lebens geholt.

In der ARD-Doku „Spiel um Millionen – Das größte E-Sport-Turnier der Welt“ erzählt der junge Wiesbadener seine turbulente Geschichte. Die besten Voraussetzungen hatte er nie. Es fehlte der Familie oft an Geld, Leon selbst an Lebensmut und als sein Computer eines Tages den Geist aufgibt, hat er sogar Selbstmordgedanken. Das Einzige, was ihn jetzt doch retten kann, ist das Zocken.

Also geht er einen Deal mit seiner Mutter ein: „Ich habe sie darum gebeten, dass sie mir einen Computer kauft und wenn ich in sechs Monaten damit kein Geld verdiene und ihr das Geld nicht zurückgeben kann, dann mache ich, was sie will.“

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Es passiert das Unglaubliche: Kurz darauf wird Leon als DOTA2-Profi erfolgreich und gewinnt mit seinem Team 2022 satte 8,5 Millionen Dollar Preisgeld. Das Zocken verhalf Kirilin nicht nur zu Ruhm und Ehre, sondern vor allem aus den tiefsten Zeiten seines jungen Daseins.

Fokussierte Achtsamkeit und Produktivität durch Videospiele

Aber ist Leons Kampf aus der psychischen Erkrankung wirklich ein Einzelfall? Die Wissenschaft zeigt: Nein. Zocken könnte noch viel mehr Menschen eine Hilfe bei Depressionen sein.

Moritz Bergmann ist Neuropsychologe am Universitätsklinikum Bonn und erforscht seit Jahren die Wirkung von Videospielen auf Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen. In seiner 2023 im Fachjournal Frontiers in Psychiatry veröffentlichten Studie mit depressiven Patienten zeigt sich, dass sich durch gezieltes Videospieltraining klinische Symptome verbessern können.

Videospiele können auch helfen, in einen sogenannten „Flow“-Zustand zu gelangen. Das ist eine Art fokussierte Achtsamkeit, die Kreativität und Produktivität fördert und negative Gedankenspiralen durchbricht. Durch die Erfolge in den Spielmissionen können Videospiele sogar das eigene Selbstwertgefühl steigern und den Stresspegel senken.

Games sind keine Universallösung

Doch Vorsicht: Leider kann man diese Aussagen nicht verallgemeinern. Laut Watson kommt es der Psychologin Jessica Kathmann zufolge es immer auf die individuelle Geschichte der Person an: „Natürlich gibt es Spiele, die auf viele Menschen eine bestimmte Wirkung haben, etwa eine beruhigende. Viele heißt aber nicht alle. Es hängt von vielen Dingen ab, was man als entspannend erleben kann – Persönlichkeit, Erfahrungen, Gemüt.“

Und ein weiterer Aspekt ist in diesem Kontext wichtig: Zocken kann zwar eine unterstützende Hilfe bei Depressionen sein, sollte aber niemals eine ärztliche Beratung oder eine Therapie ersetzen. Sofern die Spiele bewusst und in Maßen genutzt werden, können sie aber durchaus positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben.

Wusstet ihr, dass Horror gegen Angststörungen helfen kann? Lest hier, warum wir uns so gerne gruseln und wie sich das Genre auf unsere Psyche auswirkt.

Hilfsangebote bei Suizidgedanken:
Wenn es dir nicht gut geht oder du daran denkst, dir das Leben zu nehmen, wende dich an die Telefonseelsorge unter der Nummer 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222. Das Angebot ist anonym und wird durch geschultes Personal betreut.

Quellen: Watson, ARD-Mediathek, „Effects of a video game intervention on symptoms, training motivation, and visuo-spatial memory in depression“ (2023, Frontiers in Psychology)