von Atomic Wolf setzt auf Tech-Noir im Comicstil als spielbare „Graphic Novel“. Wir haben ein Interview mit Marek Czerniak (Creative Director) und Konrad Walkuski (Producer) geführt und die beiden Entwickler über die stilistische Gestaltung, die mögliche Zukunft des Comic-Formats und den Kampf gegen einen Überwachungsstaat als Story-Grundlage befragt. Ganz nebenbei verrieten die Entwickler, dass die angepeilte Spielzeit zwischen fünf und sechs Stunden liegen wird.
Beim Steam Spiele-Festival 2020 (Frühlingsedition; bis zum 23. März um 18 Uhr) kann eine zeitbegrenzte Demo von Liberated ausprobiert werden (zur Demo).
4Players: Die Kontrolle von Informationen in einer modernen Informationsgesellschaft ist ein zentrales Thema in Liberated. Warum ist dieses Thema ausgerechnet jetzt so wichtig für Euch?
Entwickler: „Wir sind der Auffassung, dass die Vorstellung, dass Technologie in unser Leben eindringt, wichtig ist, denn wir geben eine ganze Menge privater Informationen an einige wenige Personen unaufgefordert weiter – ohne Rückgriff auf diese Daten zu haben. Eine Zeit lang wurden diese Daten ganz allgemein als Ware für Werbekunden verwendet. Aber selbst das ist jetzt nicht immer der Fall – all diese Daten werden zu einem Instrument, um Menschen zu beeinflussen und sie können den Menschen in Extremsituationen einen Wert zuweisen.
Das Ausmaß, in dem dies in der Realität tatsächlich geschieht, ist für viele von uns immer noch ein Schlag ins Gesicht. Das ist das wirklich Interessante an Liberated … obwohl es eigentlich eine klassische Cyberpunk-Geschichte ist, ist es im Wesentlichen eine Sammlung von Sachbuch-Themen aus der heutigen Zeit. Dieses Zeug ist überall um uns herum – und wenn man alles zur gleichen Zeit und am gleichen Ort abrufen kann, wird einem klar, dass Cyberpunk schon jetzt Realität ist …“
Die Comic-Branche befindet sich derzeit in einer komischen Situation, in der die Ideen, Geschichten und Figuren wahnsinnig populär sind – aber die eigentliche Kunstform bleibt auf der Strecke. Selbst die digitalen Comics haben sich bei aller Bequemlichkeit, die sie bieten, nicht als Rettung für die Comic-Industrie herausgestellt.
Deshalb ist Liberated unser Konzeptbeweis für ein Comic 2.0 – eine spielbare Graphic Novel – mit all dem Charme und der Tradition, die wir an diesem Format lieben, in einer Erfahrung, die für ein modernes Publikum intuitiv und ansprechend ist. Und wenn wir etwas übermütig sein wollen, hoffen wir, dass es nur der Anfang von etwas völlig Neuem für die Branche ist.“
4Players: Befürchtet Ihr nicht, dass die Schwarz/Weiß-Gestaltung optisch zu eintönig wird? Oder könnt Ihr Euch vorstellen, Dinge mit Einzelfarben zu akzentuieren?
Entwickler: „Die grafische Gestaltung eines Comics ist einer der wichtigsten Aspekte und unser [Comic] hat mehrere Neuausrichtungen durchlaufen, bevor wir uns für den aktuellen Stil entschieden haben, der aus einer langen Historie von stilisierten Noir-Bildern stammt. Natürlich sind wir voreingenommen, weil es unser Werk ist, deshalb verlassen wir uns sehr auf das, was wir von unseren Testern und Spielern auf Veranstaltungen wie PAX East hören.
Und ich denke, wir sind im Moment ziemlich gut aufgestellt. Wir haben als Rückmeldungen erhalten, dass die künstlerische Darstellung in dem Einsatzkontext (Actionspiel, Motion-Comic, Cyberpunk-Noir) visuell auffällig und einzigartig ist. Wir spielen auch mit der Farbe Rot als Gesundheitsmechanik und verwenden diese Signalfarbe, um die Spieler zu informieren, wenn es Zeit ist, auf Nummer sicher oder in Deckung zu gehen.
Ich meine, am Ende können wir nur hoffen. Wir hoffen also, dass die Spieler in den fünf bis sechs Stunden, die sie in Liberated verbringen werden, durchgehend einen Hauch von frischer Luft erleben werden.“
[GUI_600SCREENSHOT(setid=85715,id=92586095,linktext=Der Grafikstil hat sich im Verlauf der Entwicklung mehrfach verändert. Mittlerweile sind die Entwickler aber zufrieden mit der Gestaltung.)]
4Players: Wie kann man sich die spielerischen Abschnitte in Liberated vorstellen?
Entwickler: „Abgesehen von der storyorientierten Comic-Ebene… Die einfachste Art ist es, Liberated als seitlich scrollendes Actionspiel mit Stealth-Elementen, Waffen, Umwelträtseln, Logikrätseln und Plattformer-Steuerung (Jump-&-Run) zu beschreiben. Im Kern ist das Spiel einfach und zugänglich – und wir streben nach einer guten Abwechslung bei den verschiedenen Herausforderungen und Situationen, um die Spieler auf Trab zu halten.“
Liberated wird im Laufe des Jahres zeitexklusiv auf Nintendo Switch erscheinen. Kurz darauf wird die PC-Umsetzung via Steam und GOG.com folgen. Im Anschluss werden PS4 und Xbox One versorgt. Auf der gamescom 2019 hinterließ das Spiel einen sehr guten Eindruck (zur Vorschau).
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Liberated – Interview: Comics 2.0, Cyberpunk-Realität, Spielzeit und eine Stilfrage
Interview: Comics 2.0, Cyberpunk-Realität, Spielzeit und eine Stilfrage
Danke für das Interview. Titel sieht interessant aus, auch wenn mich das Quicktime-Event etwas stört. Da ist es mir lieber, wenn die Einblendung der Position der Taste entspricht (also bei der X-Box z.B. das X an der Linken seite, Y oben, B rechts und A unten), damit komme ich besser klar, als wenn es immer an derselben Stelle erscheint. Da muss ich immer schielen, welche Taste wo ist...