Vor zehn Jahren hätte es wohl kaum jemand für möglich gehalten, dass zu Nier je eine Neuauflage, geschweige denn ein Nachfolger erscheinen würde. Immerhin entpuppte sich das Original nicht gerade als Straßenfeger. Doch von denen, die es gespielt hatten, schlossen viele das ungewöhnliche Abenteuer ins Herz, denn seine Geschichte, ihre Charaktere und die wundervolle Musik sind bis heute einzigartig. Doch worum geht es bei Nier eigentlich? Und was macht die komplett überarbeitete Version aus, die demnächst für PS4, Xbox One und PC erscheint? Wir haben die wichtigsten fünf Fakten für euch zusammengefasst.
- Nier ist eine Mischung aus Rollenspiel und Action-Adventure und spielt in einer postapokalyptischen Welt mehr als tausend Jahre in der Zukunft. Die Menschen leben in kleinen Siedlungen, wo sie zwar vor angriffslustigen Kreaturen, den so genannten Schatten, sicher sind, nicht aber vor den Folgen einer ebenso geheimnisvollen wie tödlichen Krankheit – eine Krankheit, von der auch Yonah, die Schwester des Helden betroffen ist. Seine Schwester? War der Protagonist nicht Yonahs Vater? Stimmt. Allerdings traf Niers Schöpfer Yoko Taro damals die Entscheidung, sein Spiel durch kleine Änderungen besser als andere japanische Titel an den westlichen Markt anzupassen. Hatte man in Japan deshalb die Wahl zwischen zwei Versionen des Spiels – einer mit dem Bruder und einer mit dem Vater als Hauptfigur –, kämpften in Europa und Nordamerika nur Väter gegen die Schatten. Weil Taro ursprünglich aber Yonahs Bruder als Helden vorgesehen hatte, erlebt man NieR Replicant ver.1.22474487139 aus dieser für uns neuen Perspektive. Wie eine große Änderung fühlt sich das zum Glück nicht an, denn so sehr das Alter Ego natürlich die treibende Kraft der Handlung ist: Emotional steht es eher selten im Mittelpunkt.
- Das Rampenlicht gehört vielmehr den eigenwilligen Charakteren, auf die man im Verlauf des Abenteuers trifft, sowie ihren Geschichten. Dabei wurden sämtliche Stimmen übrigens neu aufgenommen und einige Texte leicht überarbeitet. Und wer mag, hat sogar die Wahl zwischen den englischen und den japanischen Stimmen. Zusätzlich haben Yoko Taro und Entwickler Toylogic kleine inhaltliche sowie erzählerische Änderungen vorgenommen, zu denen laut Taro ein neues Ende gehört. Denn auch das ist eine Besonderheit von Nier: Spielt man es mehrmals durch, erfährt man Einzelheiten, die Teilen der Geschichte sowie manchen der Figuren einen ganz neuen Anstrich geben. Nun muss man längst nicht alle Enden sehen, um Nier zu verstehen. Wer sich Zeit lässt, verbringt ja schon rund 40 Stunden nur im ersten Durchgang. Denn obwohl man selbstverständlich bedeutend schneller durch das Abenteuer rauschen könnte, lohnt es sich gerade hier manchmal stehenzubleiben und den Moment zu genießen…
- … woran u.a. ein einmaliger Soundtrack Schuld ist, der ebenfalls für die Neuauflage überarbeitet wurde. Keine Sorge: Es ist immer noch dieselbe grandiose Musik! Die bekannten Stücke wurden aber neu aufgenommen und arrangiert, sodass jetzt mehr Entwicklung in den Stücken ist. Wurden viele Themen im Original noch so schnell und häufig wiederholt, dass sie nach einer Weile aufdringlich wirken konnten, passen sie durch die Variationen jetzt besser ins Geschehen. Wenn an manchem Ort dann eine besonders leise Version der bekannten Melodie spielt, macht das den Moment noch stärker als er ohnehin schon war.
- Der Wiedererkennungswert ist ohnehin sehr hoch, denn ähnlich wie Shadow of the Colossus wurden Kulisse und Charaktere komplett neu gestaltet, ohne die Geometrie der Umgebung zu verändern. Nier Replicant fügt abseits kleiner inhaltlicher Ergänzungen allerdings nichts hinzu und ist dadurch quasi genau das Spiel, das in einer nostalgisch verklärten Erinnerung viel besser aussieht als zu seinem Erscheinen. Obwohl recht viele Orte durch Ladepausen voneinander getrennt sind, entsteht dabei der überzeugende Eindruck in einer zusammenhängenden Welt unterwegs zu sein – zumal man nicht endlos viele Sammelaufgaben erledigt. Die Suche nach bestimmten Ressourcen, das Anbauen von Pflanzen sowie das Fischen und mehr gehören zwar zum Spiel, tragen hier aber auch zum Aufbau einer glaubwürdigen Welt bei.
- Die größten Änderungen haben jedoch die Bewegungen sowie das Kampfsystem erfahren, denn beide wurden von Grund auf neu erschaffen und erinnern jetzt stark an den Nachfolger Nier: Automata. So liest man etwa am Boden liegende Ressourcen schneller auf und ist beim Ausführen von Doppelsprung oder Ausweichschritt agiler als im Original. Grundsätzlich folgen alle Aktionen dabei dem damals vorgestellten „Bauplan“ – nur dass dieser eben elf Jahre später von einem anderen Team und nach modernen Maßstäben noch einmal neu umgesetzt wurde. Und so funktioniert auch der Kampf mit Magie und Waffen wie man ihn kennt, nur dass man geschickter ausweicht, effektiver blockt, sich beim Ausführen von Zaubern noch bewegen kann und zusätzliche Angriffskombinationen aneinanderreiht. Auch weil das alles jetzt mit 60 Bildern pro Sekunde dargestellt wird, spielt sich das actionreiche Abenteuer bedeutend besser als früher und dürfte damit sowohl für Fans als auch für Neueinsteiger ein fesselndes Erlebnis sein.
Nachdem ich bisher keines der beiden NIERs gespielt habe, aber das grundsätzliche Interesse immer da war, habe ich ein großes Interesse am Remaster/Remake. Wird denn die XBox One Version in irgendeiner Weise technisch von der Series X profitieren, abgesehen von den wahrscheinlich kürzeren Ladezeiten?
Werde meine Entscheidung nochmals überdenken.