»Gruaaa!«
»Uuuuurghl«, *schlurp*, »graaaaa«… Was hätte man da rausholen können! Rockstar setzt sich nach dem Ende von Red Dead Redemption tatsächlich hin und baut den Wilden Westen mal eben um! *Gurgel*, »psssssss«, »wuaaa«… Sie hätten die Geschichte nach dem Abspann erzählen können – wer den Western durchgespielt hat, der ahnt, welche Möglichkeiten sich da erschließen. Man hätte John Marston Vergangenheit aus einem ganz neuen Blickwinkel vertiefen können. »Uääääää«, *schlurf*, »nghhh«… Doch stattdessen? Stattdessen ballert der ehemalige Revolverheld hirnloses Gesindel über den belanglosen Haufen. Wieder, und wieder, und wieder, und wieder – ach, und da kommen schon die nächsten. Hätte Rockstar die plötzliche Auferstehung der Untoten wenigstens so aufgezogen, dass sie wirklich komisch wäre…
Richtig ernst nimmt sich Undead Redemption natürlich auch so nicht. Immerhin erlebt Marston die Zombierevolte nicht in Wirklichkeit, sondern träumt nur von Untoten und mythischen Gestalten. Weghören, wenn ihr Red Dead Redemtpion noch nicht bis zum Ende erlebt habt: Marstons Sohnemann liest dem Papa aus einem Roman vor und schon träumt Vater schlecht… Auf jeden Fall gibt es im Westen oberhalb des großen Flusses plötzlich kaum noch Lebende; selbst Tiere sind nur noch laufende Leichen – »schön« zu sehen, wie sie mit ihren blutigem, verwesenden Knochen durch die Steppe laufen und zum größten Teil das tun, was sie auch bisher taten.
Mohrhuhn im Western
Ehemalige Menschen legen allerdings ein bedeutend anzüglicheres Verhalten als zuletzt an den Tat: Zum einen tauchen sie so lange immer wieder auf, bis Marston einen Ort gesäubert hat und zum anderen stürmen die bissigen Zeitgenossen kopflos auf ihn zu – falls sie nicht aus unerklärlichen Gründen tatenlos in der Gegend herumstehen. Gut, dass Marston in der Download-Episode länger per Zeitlupe zielen darf als auf der Suche nach seiner alten Bande. Im Gegenzug treten die Schwächen der Steuerung hier allerdings viel deutlicher hervor als bisher, denn die schwammige Steuerung macht aus manchem Nahkampf eine Geduldsprobe. Und der ist wichtig, weil Munition diesmal schnell knapp werden kann.
Und so spart man nicht nur für sich selbst, sondern auch für die wenigen Überlebenden. Erreicht Marston einen neuen Ort, kann er den Leuten nämlich helfen, indem er ihnen Munition zuschiebt. Hätte er nicht ausreichend dabei, müsste er in den komplett überrannten Siedlungen oder Scheunen erst Kisten plündern. Einmal befreit, spenden ihm die Nester dafür wie gehabt ein Bett sowie die Möglichkeit zum Speichern – so lange jedenfalls, bis die Untoten irgendwann erneut angreifen. Eine nette Dynamik. Auch wenn sich das Prinzip schneller totläuft als er Nordamerika auch nur zur Hälfte befreien kann. Deckung oder Taktik spielen in dem Download-Kapitel nämlich kaum noch eine Rolle; spielerisch ist Undead Nightmare eine recht hirnlose Moohrhuhn-Dreingabe. Munition oder Waffen (u.a. eine Fackel, Weihwasser sowie ein neues Gewehr) bekommt man meist nach dem Erledigen von Aufgaben einfach zugesteckt.
Den Hunger zähmen
Stilistisch macht das Download-Kapitel allerdings viel richtig: Die Sonne will nämlich nie so richtig grell scheinen, sondern liegt wie ein matter, von grellen Zacken umgebener Kranz auf einer schwülen Nebelwand. Plötzliche Wetter- oder Tageszeitenwechsel unterstreichen den literarischen Charakter der Handlung und selbst zur Mittagsstunde döst die ganze Welt unheilvoll im Halbschatten. Auch inhaltlich klotzen die Rockstars, anstatt zu kleckern: Die Anzahl neuer Missionen, kleiner Ereignisse und Herausforderungen ist bemerkenswert! Echte Neuerungen gibt es dabei nicht: Man sammelt wieder Kräuter, reist hier hin, »tötet« anderswo und jagt Big Foot. Sechs davon. Kein Scherz.
Überhaupt ist es die mythologische Kerbe, die Undead Nightmare mit seinen Dümmer-geht’s-nicht-Gegnern eine gewisse Klasse verleiht. John kann nämlich auch auf Tod, Pest, Hunger oder Krieg – den Pferden der Apokalypse – reiten. Die Rösser haben dabei verschiedene Eigenschaften: Der flammende Krieg zündet etwa jeden Menschen und Zombie an, an dem er vorbei reitet, während Hunger trotz seines Namens über unbegrenzte Ausdauer verfügt. Das sind nette Ideen – wie vieles, dem Marston in seinem »Albtraum der Untoten« begegnet. Dazu zählen auch zwei Mehrspielervarianten, in denen man einmal mit Leidensgenossen gegen einen Zombieansturm und ein andermal mit menschlichen Gegenspielern um Territorien kämpft. Das ist aber auch nichts, was Red Dead Redemption gefehlt hatte. Schade, dass Rockstar so viel Energie in eine vom restlichen Spiel getrennte Episode steckt, anstatt den stimmungsvollen Wilden Westen auszubauen!
Wertung: gut
DLC-Test: Red Dead Redemption – Undead Nightmare
DLC-Test: Undead Nightmare
danke für die spoilerwarnung NACH dem spoiler, herr schmädig !
habs nun auch (22€ neu bei amazon) und es macht echt laune =)
wer bock auf ne runde im mp hat und das game noch hat/zockt kann mich ruhig adden.
Du sprichst mir aus dem Herzen!
Was ich aber trotzdem eine Frechheit fand, war die Spoilerwarnung nachdem man schon das Ende gespoilert hat... Ich werds mir jetz auf jeden Fall das nächste mal überlegen ob ich mir einen 4players Test durchlese oder ob ich nur das Fazit und die Wertung anschau...
irre, übertriebene charaktere passen ja auch rein in ein gta-spiel!
aber 'n western is was anderes.. die geschichte mit john und dem
kerl der ihm am anfang eine verpellt verliert sich immer mehr, find
ich.
bin auch western-fan, deswegen vermiss ich ja paar echt-wirkende
figuren. naja, und anstelle der zombies hätten sie auch einfach paar
wilde tiere auf die menschheit loslassen können. die atmosphäre in
"UN" die ja hauptsächlich von wind, wetter und der beunruhigenden
stille lebt, gefällt mir mittlerweile aber richtig gut!