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Inklusion im Gaming: Warum von mehr Barrierefreiheit wirklich alle profitieren

Inklusion im Gaming: Warum mehr Barrierefreiheit wirklich allen hilft

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Wer mit offenen Augen durch die Gaming-Welt wandert, dem wird auffallen, dass das Thema Inklusion in den letzten Jahren immer mehr Raum einnimmt und bei immer mehr Studios ankommt. Egal ob The Last of Us: Part 2 oder Celeste: Entwickler bemühen sich um mehr Barrierefreiheit, sowohl im Triple-A-Blockbuster- als auch im Indie-Bereich.

 

Das ist richtig und wichtig, denn Menschen mit Behinderung sollten spielen können, was sie wollen. Doch auch wenn Inklusion natürlich primär dazu dient, Betroffene besser mit einzubeziehen und ihnen die Teilnahme an ihrem Hobby so angenehm wie möglich zu gestalten, sind einige Funktionen für mehr Barrierefreiheit überraschenderweise auch für Menschen ohne Behinderung ziemlich praktisch.

Mehr Komfort beim Tastendrücken: Einstellbare Steuerungen

Für Menschen, die in ihren Hand- und Fingerbewegungen eingeschränkt sind, bedeuten viele moderne Geräte wie der Adaptive Controller von Microsoft oder der Hori Flex Controller für die Nintendo Switch eine echte Erleichterung. Doch auch die klassischen Game Pads sorgen mit wenigen Handgriffen für mehr Inklusion – vorausgesetzt, das Spiel erlaubt eine freie Belegung der Tasten. Wenn Knöpfe zu weit auseinander liegen oder das dauerhafte Drücken, beispielsweise zum Sprinten, zu anstrengend ist, lässt sich dies mit entsprechenden Einstellungen leicht beheben und reißt so erhebliche Barrieren ein.

Für Menschen ohne Behinderung hingegen erlaubt eine beliebige Belegung vor allem die Nutzung von gewohnten Layouts: Wer nach einem Dark Souls-Marathon darauf programmiert ist, mit der rechten Schultertaste anzugreifen, bekommt in einem Action-Spiel, wo Schwertschläge mit einem der vier Aktionsknöpfe erfolgen, schnell Probleme. Gleiches gilt natürlich auch für die Tastatur, wo ungünstige Konfigurationen für unangenehme Fingerkrämpfe sorgen könnten. Freie Tastenbelegung ermöglicht also das individuelle Anpassen ganz nach den eigenen Bedürfnissen.

Farbenblindheitseinstellungen für klarere Sichtverhältnisse

Es gibt viele Formen der Farbenblindheit und sie alle machen es schwieriger, beim Spielen den Überblick zu behalten. Angesichts der vielen Grüntöne im Videospiel-Bereich, die nicht nur durch Lebensbalken und Open-World-Wiesen allgegenwärtig sind, haben es dabei vor allem von Deuteranopie, also Grünblindheit, betroffene Spieler nicht leicht, Gegner oder Gegenstände rechtzeitig oder überhaupt zu erkennen. Viele Spiele, darunter auch League of Legends bieten deshalb Modi für farbenblinde Spieler, die besonders im kompetitiven Bereich auch bei Menschen ohne Behinderung sehr beliebt sind.

Im von Riot Games entwickelten Moba wird der Lebensbalken im Modus für Farbenblinde nicht in grün, sondern in einem kräftigen Gelb dargestellt, womit man in der Kluft der Beschwörer mit ihrem hohen Gras und den vielen Bäumen deutlich leichter auf die eigene Gesundheit achten kann. Angesichts der hektischen Auseinandersetzungen sehr praktisch, um sich nicht versehentlich kurz vor dem Tod wieder ins Getümmel zu stürzen. Bei Shootern hingegen kann es sich lohnen, das Fadenkreuz in eine auffällige Farbe zu tunken, die im Gegensatz zu Weiß oder Schwarz nicht dauernd in der Umgebung vertreten ist.

Auch was für junge und alte Spieler: Das Copilot-Feature

Falls Menschen mit Behinderung beim Spielen Hilfe brauchen, ohne dass ihnen gleich in den Controller gegriffen wird, eignet sich das Copilot-Feature von Microsoft perfekt für eine subtilere Art der Unterstützung. Auf der Xbox und dem PC lassen sich mit dieser Funktion nämlich zwei Controller so verwenden, als käme nur ein einziger zum Einsatz, wodurch man immer auf die Rückendeckung des Partners zählen kann.

Das Copilot-Feature lässt sich aber auch hervorragend nutzen, um weniger Gaming-affine Menschen an das Hobby heranzuführen: Wissbegierige Kinder und rüstige Rentner, die spieletechnisch vielleicht noch keine Erfahrungen gesammelt haben, können so mit ihren Eltern oder Enkeln das Videospielvergnügen genießen, ohne das Gefühl zu bekommen, sie müssten bevormundet werden. Auch eine Möglichkeit übrigens, um streitende Geschwisterkinder zu zähmen.

Für Fremdsprachen, gegen laute Geräusche: Untertitel

Untertitel sind aus Film, Fernsehen und auch Videospielen nicht mehr wegzudenken: Sie ermöglichen Menschen mit Gehöreinschränkungen jedweder Stärke, Geschichten zu erleben, ohne auf Töne und Sprachausgaben angewiesen zu sein. Auch die Anzahl an Einstellungen, darunter Größe und Farbe der Untertitel, Hintergründe zum Abheben von der Umgebung oder das Zuordnen der Sprecher, wächst stetig und sorgt für einen höheren Grad an Inklusion. Untertitel verringern aber auch Sprachbarrieren, denn wie ließe sich die Geschichte eines Spiels mit beispielsweise rein japanischer Sprachausgabe von Spielern verstehen, die kein Japanisch sprechen.

So kommen Spieler in den Genuss von Titeln, bei denen die oft kostenintensive Lokalisierung außerhalb des Ursprungslands vielleicht nur für die Texte gereicht hat. Auch bei lauten Geräuschen helfen Untertitel, im Bilde zu bleiben: Wer in einer längeren Zwischensequenz gerne mal lautstark Chips knuspert oder an einer Bahnstrecke wohnt, und wegen der vorbeifahrenden Züge den Fernseher nicht mehr hört, dürfte über das Feature jedenfalls ziemlich dankbar sein. Bei der Suche nach neuen Spielen, zum Beispiel im PlayStation Store, können Barrierefreiheits-Tags übrigens auch sehr praktisch sein.

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