Bei Ubisoft sind mehrere Führungskräfte inmitten eines Skandals wegen Fehlverhaltens und Belästigung am Arbeitsplatz zurückgetreten. Laut einer Pressemitteilung haben der Chief Creative Officer Serge Hascoët, der Geschäftsführer des kanadischen Studios Yannis Mallat (Ubisoft Montreal) und die globale Personalleiterin Cécile Cornet ihre Ämter niedergelegt. Hascoët wird von Jason Schreier als zweitmächtigste Person in dem Unternehmen beschrieben. Er war „der Mann, der für ALLE Spiele [bei Ubisoft] verantwortlich war“ und „mit nur einem Wort konnte er grünes Licht für ein Spiel geben oder ein Projekt einstellen“. Diese Veränderungen in der Führungsriege werden als Maßnahmen zur „Verbesserung und Stärkung der Arbeitsplatzkultur“ bezeichnet.
This is a *huge* deal for Ubisoft. Serge Hascoet was the man in charge of ALL of their games. With one word he could greenlight or cancel a project. Many Ubisoft employees believed he was too powerful and close to the CEO to ever be ousted, no matter how many allegations emerged
— Jason Schreier (@jasonschreier) July 11, 2020
Schon in den vergangenen Tagen haben mehrere Führungspersonen nach Anschuldigen (Belästigung, sexuelle Übergriffe, toxisches Verhalten) das Unternehmen verlassen oder wurden freigestellt (wir berichteten, mehrfach). Der CEO Yves Guillemot hatte eine „strukturelle Veränderung“ angekündigt, um das Problem „giftigen Verhaltens am Arbeitsplatz“ angehen zu können.
Am Freitag (10. Juli) ist in der französischen Zeitung „Libération“ ebenfalls ein Bericht über die „toxische Kultur“ bei Ubisoft veröffentlicht worden, der teilweise von Eurogamer übersetzt wurde. Es werden mehrere Fälle von „verbaler und physischer Misshandlung“ beschrieben. Außerdem soll der Personalchef von Ubisoft Montreal damit gedroht haben, mit der Hälfte seines Teams zu kündigen, es sei denn, Ubisoft-Chef Yves Guillemot würde eine öffentliche Erklärung abgeben, in der er sie von jeglicher Verantwortung für die toxische Kultur entbinden würde. Solch ein Statement gab Guillemot allerdings nicht raus. Guillemot wird in der Zwischenzeit auch den Posten als Chief Creative Officer übernehmen.
This new article from Liberation goes deeper into the role played by Serge Hascoet in the toxic environment at Ubisoft, and the limited effect (or the negative effect) the actions taken so far have had.
— Thomas Bidaux 🌠-Working From Home ðŸ¡- (@icotom) July 10, 2020
Thread with translated quotes from the article. â¬‡ï¸ https://t.co/WVrBKuLcGn
Ansonsten seh ich es wie ihr es schon schreibt: Die Leute bekommen mehr Geld weil sie mehr Verantwortung tragen. Dieser müssen sie nachkommen, Diskriminierung oder Arbeitsklima-schädigendes Verhalten darf da nicht geduldet werden.
Aber viel Geld bekommen und dann alle Verantwortung von sich weisen, wenn in der eigenen Firma/Abteilung solche Zustände herrschen ... das ist NICHT in Ordnung.
Wenn du zudem Führungskraft in einem Unternehmen bist, in der auf den Ebenen unter dir Missstände welcher Art auch immer herrschen, sollte es wenn es fair zugeht natürlich Konsequenzen für dich geben. Was ist denn sonst die eigene Funktion für die man vermutlich sehr viel besser bezahlt wird? Man hat dann mindestens seinen Job als Chef schlecht gemacht.
Mich wundert es ehrlich gesagt das es überhaupt so eine Ebene betrifft. In anderen Unternehmensskandalen lavieren sich die Führungskräfte häufig mit Argumenten wie deinen aus der Affäre.
Wäre schön wenn ich übertreibe und es sich nicht so entwickelt hat und/oder weiter so entwickeln wird. Glaube ich aber nicht dran. Die Zeit wird's zeigen.
...wobei ich mich ja insgesamt immer frage, ob wir mit der hier geschilderten Toxikalität ein Spezifikum der Gaming-Branche erleben, oder "nur" die Auswirkungen des (Spät)Kapitalismus auf den Menschen. Und ob das Gaming nicht vielleicht tatsächlich sogar eine Branche ist, in die tendenziell mehr Menschen involviert sind, sei es als Herstellende oder Konsumierende, denen dieses Thema nicht so weit am *rsch vorbei geht, wie zB den Herstellenden und Konsumierenden in der, sagen wir mal, Automobil- oder Bekleidungsbranche. Weswegen toxische Prozesse im Gaming (aber auch in anderen Bereichen der Entertainment-Industrie) aktuell eben aufgedeckt werden, anstatt weiterhin totgeschwiegen, wie anderswo.
Mit anderen Worten: Vielleicht ist die Gaming-Branche gar nicht das Problem an sich, sondern Teil des Problems, und zwar sogar der Teil, in dem als erstes dagegen vorgegangen wird?