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Assassin’s Creed Syndicate: Nach mehr als 40 Spielstunden im viktorianischen London begeistern mich drei Männer, die bis heute kolossale Promis sind

Mit „Prominenz“ müssen nicht immer Thomas Gottschalk, Billie Eilish oder Arno Dübel gemeint sein. In Assassin’s Creed Syndicate thronen wahre Geistesgrößen.

Spielszene aus dem Computerspiel Assassin's Creed Syndicate von Ubisoft.
© Ubisoft, Ubisoft Quebec

Alles, was du zu Assassin's Creed Mirage wissen musst

Der nächste große Titel der Asassin's Creed-Reihe steht in den Startlöchern. Was du zum lang erwarteten Ubisoft-Hit wissen musst, verraten wir dir hier.

Dreizehn Hauptspiele umfasst die ruhmreiche Assassin’s Creed-Serie bislang – von den ganzen Seitenablegern mal abgesehen. Und trotzdem ist es mir über all die Jahre gelungen, seit mit dem allerersten Assassin’s Creed im Jahre 2007 die Meuchelmörder-Reihe ihre Jungfernfahrt ablieferte, jedwede AC-Spiele weiträumig zu umfahren.

Als das im viktorianischen London angesiedelte Assassin’s Creed Syndicate vor zwei Jahren bei einem der unzähligen Steam-Verkaufsaktionen für einen Apfel und ein Ei feilgeboten wurde, habe ich mein Portemonnaie gezückt – dann den Einkauf die nächsten zwei Jahre links liegenlassen, irgendwo versauernd auf meinem persönlichen Turm der Schande (wie ich euch in unserer monatlichen Reihe „Was spielt die Redaktion?“ gebeichtet habe). Und heute? Habe ich mehr als 40 Stunden in Syndicate gepfeffert, bin regelrecht süchtig nach den Eskapaden der Frye-Zwillinge.

Beste Männer: die beiden Charles und Karl Marx

Zu wenig Pixel bietet ein schnödes Online-Feuilleton, um die spielerischen Vorzüge von Assassin’s Creed Syndicate gebührend zu würdigen – aber versuchen wir’s. Vorab im Vorbeigehen bemerkt, weil tagesaktuell: Abseits der Bildschirm-Action, hat Protagonist Arno aus dem Syndicate-Vorgänger Assassin’s Creed Unity unlängst bei der Eröffnungszeremonie zu den Olympischen Spielen einen Gastauftritt als Fackelträger hingelegt.

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Zurück zu Syndicate: Da wäre also der Promifaktor bestimmter, historischer Personen der Zeitgeschichte. Denn klar, Das Kapital oder Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl sind abendländisches Kulturgut – aber Zugänglichkeit kann einer den Mammutwerken aus zeitgenössischer Perspektive nicht bescheinigen. Umso spaßiger sind die Nebenquest mit den beiden Charles (Darwin und Dickens) und Karl Marx in Syndicate.

Gerade die Missionen rund um den gedrechselt monologisierenden Charles Dickens haben mich gepackt – insbesondere dann, wenn der legendäre Schriftsteller von Oliver Twist oder Eine Geschichte aus zwei Städten das Geschwister-Duo Ivy und Jacob Frye fragt, ob die beiden an Geister glauben. Ein zwischen den Fryes vielsagend ausgetauschter Blick später, verneint Jacob seinen Glauben zum Paranormalen rundheraus – während Ivy mit einem beherzten „Yes!“ ihren Sinn fürs Übersinnliche abnickt. Auch feine Charakter-Moment wie diese sind es, die mich an der sprichwörtlichen Stange halten.

Spielszene aus dem Computerspiel Assassin's Creed Syndicate von Ubisoft.
Was wohl die Ghostbusters an Stelle von Ivy und Jacob auf die Frage „Glauben Sie an Gespenster?“ antworten würden? Credit: Ubisoft, Ubisoft Quebec

Maximum Marx im Jahre 1868

Dann wiederum Karl Marx persönlich, der nicht nur fleißig Arbeit an uns verteilt – irgendwie paradox passend, für den Miterfinder der Arbeiter*innenbewegung –, sondern bei einer Mission des Schutzes bedarf. Der gute Genosse mit dem Santa-Claus-Rauschebart präsentiert sich der Öffentlichkeit auf einer Bühne, predigt Klassenkampf und Freiheitsstreben, da müssen wir uns als eine*r der Frye-Geschwister via Social Stealth durch die Menschenmenge drücken, um hinterrücks Marx‘ nicht wohlgesonnen Zeitgenossen heimlich in finstere Gassen zu bugsieren – und dort die Lebensgeister mit Kukri & Co. aus dem Leib zu schneiden.

Wenig später dreht sich die Eskalationsschraube weiter und die jetzt offen feindselige Straßengang Blighers stürmt und prügelt auf den guten Herrn Marx ein – würden wir nicht händeringend und mit scharfer Klinge dazwischengehen.

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Schließlich, aber nicht abschließend wäre da eine jüngst gespielte Mission mit dem Begründer der modernen Evolutionsbiologie: Charles Darwin. In einer Nebenquest, die ich zunächst für einen lahmen Treppenwitz der Developer hielt, schickte mich Darwin in eine nahegelegene Gasse, um ihm eine Tageszeitung zu kaufen – Darwins Kampfgeist dürstet nach dem Artikel eines Kontrahenten aus dem Wissenschaftsbetrieb.

Laufburschendienst für den Evolutionsbiologen in Assassin’s Creed Syndicate

Wie ein devoter Lakai ziehe ich also los – und muss mitansehen, wie der Straßenverkäufer mit Tageszeitungen bestohlen wird. Jetzt nehme ich die Füße in die Hand, verfolge sprintend und springend den Übertäter, schiebe mich vorbei an, mit einem Affenzahn durch Londons Straßen, pfeifenden Kutschen – bis es hunderte Meter weiter auf einem Zuggleis zum Showdown kommt.

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Diese und ähnliche Schnappschüsse aus dem viktorianischen London sprechen, will ich meinen, Bände davon, womit mich Assassin’s Creed Syndicate dieser Tage fesselt – und wieso ich darauf hoffe, dass die bislang über 40 Stunden Spielspaß, die ich mit der Gaming-Perle aus der Schmiede eines Ubisoft Québec bisher zubrachte, sich bald zu 70 Stunden oder mehr steigern.

Immer hoch hinauf, wie Ivy und Jacob mit ihrem Greifhaken, wenn’s mal wieder rauf geht zur Spitze der St.-Pauls-Kathedrale – das Treiben von Marx und den beiden Charles immer in Blickweite. Apropos Liebe für historische Persönlichkeiten: Bei Assassin’s Creed Shadows gibt’s Amore in (fast) allen Facetten.

Quellen: Twitter /@Ubisoft, @Olympics; YouTube /@Assassin’s Creed Series; assassins-creed.de; IGN; Game Rant