Der Teufel versteckt sich im Detail
Ich habe schnell gemerkt, dass die freien Flüge – gerne kombiniert mit Fotoaufträgen, auch wenn diese zum Teil missverständlich formuliert sind – mir viel mehr geben, als die realistische Flugsimulation, in der tatsächlich die Situation im Cockpit simuliert wird. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass das ganze Beiwerk, mit denen der Hyperrealismus garniert wird, unglaublich altbacken wirkt.
Das fängt bei den Charaktermodellen an, die aussehen, wie aus einem zehn Jahre alten FIFA-Spiel und hört bei der Sprachausgabe auf, die komplett KI-generiert ist. Ja, ganz recht, der Multimilliarden-Konzern Microsoft hält es nicht einmal für nötig, Sprecher*innen für die Tutorials heranzuziehen. Dafür ist offenbar nicht einmal dann genug Zeit, wenn man sich für die Entwicklung vier Jahre Zeit nimmt. Doch eine monotone Navi-Stimme, die es nicht mal schafft, relevante Worte wie „Rollfeld“ oder „lotsen“ richtig auszusprechen, ist schon eine ganz neue Art von frech.
Start-Menü und Ladebildschirme bei den Szenenübergängen sehen aus, als hätte sie ein Wirtschaftsprüfer in 2006 mit PowerPoint erstellt. Die Ladezeiten beim Spielstart kommen direkt aus der Hölle. Und dann müssen die Texturen, wenn ihr mal einen neuen Flug startet, trotzdem erst einmal nachladen und ihr seht euch zunächst einmal einige Sekunden über einer herrlichen Reminiszenz an PS1-Polygonbrei fliegen.
Optische Mogelpackung
An manchen Stellen muss wirklich noch mal drüber poliert werden: Für gewöhnlich bricht das Bild sofort ab, wenn ihr abstürzt oder mit etwas kollidiert, aber manchmal greift auch das nicht und ich liege mit meiner havarierten Cessna bei irgendeiner armen Wurst im Vorgarten. Und was bei folgendem Foto mit meinem Heißluftballon los war, weiß nur der Teufel.
Für mich ist der Microsoft Flight Simulator nicht mehr als eine Spielerei: Ihr könnt wirklich jeden Ort der Welt anfliegen und es sieht quasi makellos schön aus. So lässt sich auf jeden Fall mal so mancher Nachmittag in exotischen Ländern, pulsierenden Großstädten oder malerisch ruhigen Landschaften verbummeln. Herausforderungen gibt es für geübte Flieger*innen auch genug. Der Karrieremodus ist allerdings von Anfang an sehr dröge und unspannend designt, sodass ich am Steuerknüppel fast einschlafe.
Ich glaube, mit dem Landwirtschaftssimulator hätte ich mehr Spaß gehabt. Auch dort ist alles etwas entschleunigter, klar – ein Deutz ist kein Mizutani, mit dem ich durch Night City rasen kann, und die Ernte fährt sich nicht so schnell ein wie in Stardew Valley. Aber es wirkt zumindest abwechslungsreicher und die Lern- und Erfolgskurve etwas steiler. Oder ich wage mich beim nächsten Mal an einen Simulator, der etwas mehr Action verspricht. Immerhin: virtuell zu fliegen hat mich nicht so sehr gelangweilt, wie virtuell zu angeln.