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Age of Alexander (Taktik & Strategie) – Age of Alexander

Die Sparta: Ancient Wars-Macher versuchen es noch einmal mit dem größten König der Antike als Zugpferd. In Age of Alexander kann man auf den Spuren des Griechen wandeln, der Vorbild vieler Generäle von Hannibal bis Napoleon war. Gelingt es ihnen, dieses Mal mehr als ein nichtssagendes Echtzeit-Machwerk abzuliefern?

© GFI Russia / Peter Games

Alexander auf Achse

Alexander der Große war nicht nur einer der erfolgreichsten Feldherrn, er war wohl auch einer der schnellsten: In wenigen Jahren eroberte er ab 334 v.Chr. Persien -das mächtigste Reich seiner Zeit- wofür die persischen Könige zuvor zwei

Obwohl alle wichigen Stationen dabei zu sein scheinen, ist man nicht immer im Brennpunkt des Geschehens.  
Jahrhunderte gebraucht hatten. Doch damit war der Machthunger des jugendlichen Königs nicht gestillt, denn seine Herrschaft sollte die gesamte damals bekannte Welt umfassen. So trieb er seine 50.000 Veteranen erbarmungslos an, damit sie ihm sogar ins ferne Indien folgten. Wieder zurück in Babylon starb er mit nur 33 Jahren, als hätte er gewusst, dass ihm nicht viel Zeit blieb – ein Alter, in dem man heutzutage gerade damit anfängt, beruflich Fuß zu fassen

Diesen Alexanderzug kann man nachspielen, denn oberflächlich betrachtet sind alle wichtigen Stationen dabei: Die berühmte Schlacht bei Issos ebenso wie die Eroberung Ägyptens oder der Sieg über Persien bei Gaugamela. Bei der einzigen Kampagne hat man aber nicht immer das Gefühl, dabei zu sein, da man oft an Nebenkriegsschauplätzen kämpft. In der dritten Mission bekriegt man Aufständische im Hinterland, anstatt am Fluss Granikos direkt im Schlachtgetümmel zu sein, von dem man stattdessen nur liest. Darüber hinaus gibt es noch weitere Szenarien, die aber zufällig und nicht historisch sind.

Kaum Mittendrin-Feeling

Um dem epischen Feldzug des berühmten Makedonen gerecht zu werden, müsste es vor beeindruckenden Massenschlachten
Epische Schlachten sehen anders aus als das Kleinklein des Spiels, bei dem man irgendwelche Punkte erobert.
mit 300.000 Teilnehmern, dem Schleifen von feindlichen Festungen und Gründung von neuen Städten geradezu wimmeln. Leider ist das Spiel davon weit entfernt, denn es fehlt praktisch an allem. In den Gefechten sind dank Einheitenbegrenzung selten mehr als ein paar Hansel unterwegs, die Stadtmauern fallen nach kurzem Katapultbeschuss fast von allein in sich zusammen und die Orte sind wenig mehr als eine Ansammlung von Hütten. Da es zu sehr in seinem Echtzeit-Trott verhaftet ist, erreicht das Spiel leider zu keiner Zeit die spielerische Tiefe eines Rome: Total War – Alexander.

Zwar könnt man mit Alexander durch die Prärie reiten, da er auf dem virtuellen Schlachtfeld präsent ist, aber viel mehr als ein besserer Kavallerist ist er nicht. Er verfügt zwar über spezielle Fähigkeiten, die man ein wenig wie bei einem Rollenspiel ausbauen kann, schlachtentscheidend sind sie aber selten. Er motiviert seine Leute nicht wirklich und es ist auch nicht so, dass er einen Kampf drehen könnte, wenn man ihn ins Gefecht schmeißt. Zudem darf er nicht sterben, weil sonst die Mission zu Ende ist, weshalb man ihn wie ein rohes Ei behandelt. Ansonsten ist kaum mehr als Punkte abklappern angesagt. Immerhin ist dabei klar, was zu tun ist, denn Haupt- und Nebenziele sind übersichtlich aufgelistet, so dass man selten nach ihnen suchen muss.

Stattdessen Echtzeit-Trott

Auch sonst wird nur die übliche Echtzeit-Kost geboten: Man 
Alles beim Alten. In der Schmiede erfindet man Waffen, mit der man die Truppe ausrüsten kann.
baut ein paar Gebäude in die wenig markante Landschaft, hebt Soldaten aus und schickt sie in die Schlacht. Allerdings fehlt es völlig an kreativen Ideen. Die einzige Neuerung ist, dass man wählen kann, welche Bewaffnung die Soldaten tragen. Das ist nötig, denn bei einigen Missionen hat man zu Beginn nur Beutewaffen, um seine Krieger zu bewaffnen. Ansonsten braucht man Gold und Erz, die einzigen beiden Rohstoffe, um Krieger zu bezahlen. Wichtig ist es, die Kämpfer auf Pferde zu setzen, da sie so länger durchhalten. Daher gibt es Nebenquests, in denen man Reittiere abstauben kann. Mit ihnen fühlt man sich wirklich ein bisschen wie die berittene Gefolgschaft von Alexander, auch weil bekannte Namen wie Parmenion auftauchen. Alexanders getreues Ross Bukephalos kommt nur am Rande vor, da es ihn schneller macht.

Die Schlachten sind wenig taktisch, da es kaum etwas gibt, das sich für Kniffe ausnützen ließe. Das Terrain spielt hier ebenso wenig eine Rolle wie Ausrüstung oder Moral. Gerade einmal Steine kann man auf die Feinde herabregnen lassen, was sie aber nicht umbringt oder den Weg blockiert. Es gibt zwar Formationen, aber es ist kaum entscheidend, ob man nun in der Phalanx, in Linie oder lockerer Formation antritt. So ist es einmal mehr die schiere Zahl und die Lebenspunkte der Kämpfer entscheidend. Da hilft es auch nicht viel, dass sich der Schwierigkeitsgrad anheben lässt – sonderlich anspruchsvoll wird es auch dann nicht.

Echte Griechen?

Natürlich erwartet man von einem Echtzeit-Titel für die breite Masse nicht dieselbe Authentizität wie bei einer Militär-
Mit Alexanders historischer Armee hat die Handvoll virtueller Kämpfer wenig gemein, noch nicht mal die Rüstung stimmt. 
Simulation. Aber grob sollten Alexanders Krieger schon als Makedonier zu erkennen sein. Das ist hier der Fall: Es gibt Reiter, Fußsoldaten und Schleuderer. Allerdings wurde bei Helm und Rüstung geschludert, die wie beim Vorgänger wenig authentisch aussehen. Gerade die griechischen Streitkräfte zur Zeit Alexanders bieten sich eine Fülle an Kopfbedeckungen. Mehr als den korinthischen Helm mit Busch scheinen die Macher jedoch nicht recherchiert zu haben, der zudem zur der Zeit schon out‘ war. Hingegen war bei den Reitern der böotische Helm mit seinem Faltenwurf angesagt, der aber nicht vorkommt.

In der Schmiede kann man manche Ausrüstung wie bessere Waffen, Rüstung oder Schilde erforschen. Im Spiel werden Sarissen als unbepanzerte Fußkämpfer dargestellt, was so nicht richtig ist. Denn nur die sechs Meter langen Speere der Makedonen hießen Sarissa, die sie gegen die feindliche Kavallerie einsetzten. Ihre Träger waren die Sarissenträger, die die Waffe wie eine Pike führten. Anders als bei Total War senken sie hier nicht ihre Speere, wenn der Feind naht. So ist diese Spezialeinheit nichts anderes als ein normaler Kämpfer. Auch auf die überragende Rolle der schweren Reiter wird nicht eingegangen, stattdessen gibt’s frei erfundene Spezialeinheiten.
              

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