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Age of Wonders 3 (Taktik & Strategie) – Epische Fantasy-Strategie

Vor elf Jahren erschien mit Shadow Magic (Wertung: 84%) das letzte Age of Wonders. Jetzt beleben die Triumph Studios die von Kritikern stets gelobte Strategie-Serie neu und führen den Spieler in einen epischen Krieg zwischen Menschen und Elfen. Ob Age of Wonders 3 ein würdiger Nachfolger ist, zeigt der Test.

© Triumph Studios / EuroVideo Medien GmbH

Weder stark noch klug
 

Es sind diese einfachen Siege, die mich zu schnell übermütig werden lassen.  Es war aber auch zu verlockend: Aus Respekt vor meiner Übermacht haben sich die Zwerge zurückfallen lassen und mir die Metropole scheinbar kampflos überlassen. Dummerweise habe ich bei meinem unüberlegten Vorstoß übersehen, dass sich in meinem Rücken ein Höhleneingang befindet. Und genau das ist beinahe mein Verderben. Denn der Feind folgt in den nächsten vier Zügen sehr effektiv Sun-Tzus Grundsatz „Wenn du nicht stark bist, sei klug“.
 
Die Folge ist eine kleine, aber ungemein schlagkräftige Zwergenstreitmacht, die meinen Truppen aus der Unterwelt kommend in den Rücken fällt. Während ich darum kämpfe, die Kontrolle über die Stadt zu behalten, dringen vereinzelte Einheiten über einen Pass in mein Hinterland. Die Städte dort sind kaum bewacht, aber dafür mit einem großzügigen Straßennetz verbunden; der Nachschub soll ja schließlich schnell an die Front. Dass das auch andersherum funktioniert und eine überaus ungünstige Kombination darstellt, muss ich in den folgenden Zügen schmerzhaft erfahren.

So versuche ich verzweifelt mit Fronttruppen und frisch ausgehobenen Einheiten den Verlust meiner Residenzstadt zu vermeiden. Währenddessen gehen in meiner Aufmarschregion nach und nach die Lichter aus. Das mündet beinahe in einerKatastrophe, als meinen ohnehin ausgedünnten Truppen an der Front eine Armee der Menschen in die Flanke fällt und so wichtigen Nachschub für den Kampf gegen die Zwerge vernichtet. Herrgottsackzementnocheinmal, das kann doch alles nicht wahr sein!

Absolute Feldüberlegenheit

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Die detaillierte Strategiekarte ist ein Augenschmaus © 4P/Screenshot

Das lässt mich zweifeln. Nicht nur an meinen strategischen Fähigkeiten, sondern auch an meinem Gedächtnis. Ich dachte ich hätte am Anfang des Szenarios auf „leicht“ geklickt? Eine Kontrolle zeigt: Habe ich auch! Auf „normal“ hätte ich es in nur drei Stunden wohl niemals „so einfach“ über den genannten Pass geschafft. Satte sieben (!) Stunden habe ich auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad in der diesem Scharmützel vorhergehenden Mission rundenweise gekämpft, geflucht, taktiert und einfach nur gehofft, dass nicht alles noch schlimmer kommt.

Sind sie zu stark, bist du zu blöd

Dummerweise kam es schlimmer: ein ärgerlicher, aber wohl dem Übergang von Beta- zu Release-Version geschuldeter Bug zwang mich kurz vor dem Ende zum vollständigen Neustart des Szenarios. Dennoch: Die KI ist klug, im richtigen Moment aggressiv und mit gnadenloser strategischer Übersicht ausgestattet. Während man sich während einer Strafexpedition noch fragt, warum der Feind seine Truppen wohl an der eigenen Stadt vorbeigezogen hat, anstatt sie anzugreifen, steht schon der nächste Riesentrupp Orks mit ähnlichen großen Keulen vor der Tür und klopft unsanft an.

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Die Szenarien der Kampagne sind bisweilen riesig und erfordern einiges an Zeit. © 4P/Screenshot

Ich habe hilflos mit angesehen, wie die KI Städte einriss, die sie nicht mehr halten konnte und stand wie Napoleon in den schwelenden Trümmern eines strategischen Knotenpunktes. Ich habe beobachtet, wie der Feind im taktischen Kampf meine Einheitenformationen geschickt auseinanderzog, und dann genau da brutal zuschlug, wo es meinen Helden und Schlüsseltruppen besonders wehtat. Und ich habe meine einst prunkvollen Städte brennen sehen – immer und immer wieder.

Schnell entsteht der Dark-Souls-Effekt, denn Ich habe nie das Gefühl, dass mich das Spiel betrügt. Stattdessen werden mir mit fairen Mitteln (und einem süffisanten Grinsen! Garantiert!) die Grenzen meiner Fähigkeiten präsentiert. Diese KI ist definitiv nichts für Weicheier!

  1. Erwähnenswert ist noch ein extremer Designschnitzer in der 5. Kampagnenmission der Elfen. Dort gibt es ab und an mal subtile Warnungen, man möge sich bitte beeilen. Warum, wieso wird nicht ganz klar, bis einem das Spiel irgendwann die Meldung: "du hast noch 20 Runden!" um die Ohren klatscht.
    Gerade für langsamere Spieler ist das quasi der Missionstod. 20 Runden ist echt nicht viel und unter dem Druck den Rest der Karte durchzurushen macht einfach keinen Spaß.

  2. SpookyNooky hat geschrieben:Gibt es ein anständiges, mehrstufiges Tutorial?
    eigentlich nicht so recht. man lernt natürlich während der Kampagne so einiges, aber ein vernünftiges Tutorial würde ich das nicht nennen, wobei es imo aber auch nicht nötig ist. So fürchterlich kompliziert ist das Spiel nicht.
    Auf der rechten Seite werden auch immer die ganzen Ereignisse jede Runde eingeblendet; wenn du da dann draufklickst kommst du zu der entsprechenden Stadt oder Armee oder in den Techtree, was immer gerad deine Aufmerksamkeit benötigt. Eigentlich so wie in Civ oder TW. Alles weitere lernt man einfach während des Spielens. Nach der 1. oder 2. Kampagnenmission solltest du eigentlich schon alles wichtige wissen.
    Ein Tipp nur: es ist hilfreich eher aggressiv zu spielen als unendlich zu turtlen

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