Dass sich die Studios eXiin und Fishing Cactus übernommen haben, wurde schon in den ersten Minuten offensichtlich. Nicht nur Arys zwielichtiger Schwarm Crocus glitchte plötzlich durchs Mauerwerk seiner Burg, auch Ary selbst landete im Spielverlauf immer wieder mal in Tischen oder an anderen Orten unter der regulären Karte, an denen sie sich auf ihrem Abenteuer vermutlich nicht herumtreiben sollte. Kamera-Zuckungen und gebrochen übersetzte Dialoge (während derer man von Gegnern attackiert wird) sind nur einige der Macken, die im Laufe des Spiels dazwischenfunkten. Auf einem PC mit einer GeForce RTX 2080 Ti verdarben sie mir dank flüssiger Bildrate immerhin nicht komplett die Laune. Auch die vielen fairen Speicherpunkte lassen die Probleme weniger fatal erscheinen.
Auf der Xbox One X allerdings ging trotz schlichter Kulisse eckiger Gebäuden und austauschbarer NPC-Gesichter öfter mal die Framerate in die Knie. Vielleicht hätte man die idyllisch im Wind wogende Botanik etwas zurückfahren sollen, selbst wenn sie zu den wenigen grafischen Glanzpunkten gehören. Auf der PS4 Pro wurde es sogar noch schlimmer: Das massive Tearing zerfetzte das Bild fast pausenlos in der Mitte – und damit auch meinen Willen, auf Sonys Konsole überhaupt weiterzuspielen.
Ziemlich austauschbar
Normalerweise würde ich nicht mit technischen Schilderungen in einen Test einsteigen, doch bei Ary drängt es sich regelrecht auf. Der unfertige Zustand sorgte schließlich auch beim Spielen von Anfang an für Frust – vor allem auf den Konsolen. Auf dem PC kam etwas mehr klassisches und augenfreundliches Action-Adventure-Flair auf. Die Geschichte um einen bösen Magier, ins Land einfallende Hyänen und verschwundene Kinder wie Arys Bruder gewinnt nicht gerade einen Originalitätspreis, zumal auch ihre Figuren relativ austauschbar wirken. Dieser Eindruck entsteht auch in den vielen öden Hol- und- Bringediensten der Nebenquests. In einer überfrorenen Sommeridylle etwa muss die in Badekleidung herumstehende Bevölkerung aufgewärmt werden, die zu bequem ist, sich selbst wärmere Kleider zu besorgen. Seit rätselhafte Kristalle aus dem Himmel fielen, ist im Reich Valdi alles anders, weil die ewigen Jahreszeiten der vier Regionen ordentlich durcheinandergewürfelt wurden.
Ary und ihre Helfer kommen im Grunde sympathisch rüber, was aber vom gewollt komischen Humor untergraben wird. Dieser offenbart sich z.B. in den exzessiven Boogie-Tanzeinlagen des ältesten Mitglieds des Jahreszeiten-Rats. Oder darin, dass die Heldin tausenden von Gegnern mitteilt, dass sie stinken. Allgemein vermitteln die anspruchslosen Kämpfe nicht gerade das Gefühl, sich als auserwählte Kriegerin auf einer Mission zu befinden, um die sich im Land uralte Legenden ranken. Am Großteil der unmotivierten Standard-Krieger konnte ich einfach locker vorbei joggen, ohne in Schweiß auszubrechen. Auf Dauer werden die Gefechte zwar etwas variantenreicher – dank kleiner Kombos, Energie-Aufwertungen, alternativer Schlagwaffen vom Händler oder einer Schleuder. Doch trotz der Ausrichtung auf eine junge Zielgruppe hätte ich mehr Spannung erwartet, als ich Lager voller Schafwachen, Heilmagiern oder Feuerballblumen überfiel. Vor allem der leicht auszuführende Konterangriff ist deutlich zu mächtig geraten!
Coole Saison-Tricks
Während des rund achtstündigen Abenteuers stellte sich lediglich bei den namensgebenden Jahreszeiten-Puzzles ein schönes Entdecker-Gefühl ein. Aryelle (so lautet ihr voller Name) „glitchte“ zwar auch in den überfluteten Dungeons ab und zu in eine Lücke. Doch als ich mich mit diesem hölzernen Zustand zurechtgefunden hatte, war es ziemlich motivierend, mit den Fähigkeiten zu experimentieren, die zum Teil geschickt miteinander kombiniert werden. Große Wassermassen gefroren im Handumdrehen zu einer Brücke oder schmolzen geheime Grotteneingänge auf. Oder ich tauchte an den Grund eines Tümpels, um neben einem magischen Stein eine riesige Luftglocke zu installieren und an antiken Apparaturen herumzupfuschen.
Hier werden Stachelfallen eingefroren, Steinkugeln mit einem blitzenden Strahl auf verbundene Schalter gewuchtet oder Gatterfallen mit einem Sprint überlistet. Wasser-Sphären laden zum Schwimmen in die Höhe ein oder stoppen abrupt einen riesigen rollenden Spinnengoblin. Die hektische Kamera gestaltete allerdings auch die mehrstufigen Bosskämpfe etwas holprig – z.B. gegen einen Stier, der ganze Reihen spitzer Eiszapfen aus dem Boden schießen lässt.
Naja, einige kleine Kritikpunkte kann ich - der sich aber nur die erste Stunde als Video angesehen hat - nicht so ganz nachvollziehen. Beispielsweise die Kritik am "Humor"... ich mein, man muss den nicht unbedingt mögen, aber wenn man - und danach sieht das ganze Spiel halt aus - ein Game machen will, dass genau in diese Disney-Pixar-Animationsfilm-Schiene passt, dann find ich den ausgesprochen "on point". Und dazu kommt eben noch ein bisschen "leicht verdauliches" Zelda-Gameplay. Klingt meiner Meinung nach ziemlich einzigartig - und gut. Letztlich hat der Test mich aber überhaupt erst auf's Spiel gebracht (war vorher so gar nicht auf meinem Radar, nie von gehört), was dazu führte, dass ich mir überhaupt erst Videos angesehen habe und nun - trotz eher mäßiger Wertung - eine Kaufabsicht habe. Danke also dafür. Im Prinzip geht es mir jetzt nur noch darum, noch ein klitzekleines bisschen abzuwarten, ob die Bugs vielleicht noch zeitnah gepatcht werden... was den grundlegenden Feinschliff angeht, reicht mir das Gesehene vollkommen - aber Bugs und Glitches müssen halt nicht unbedingt sein. Ein wenig schade finde ich die "Teilvertonung"... klar, Indie-Titel, verständlich, aber da Arys Sprecherin hier meiner Meinung nach einen echt guten Job macht und da es eben diesen Animationsfilm-Stil durchaus bereichern würde, hätte ich mir hier echt eine Vollvertonung gewünscht. Ich mein, es ist jetzt nicht so, dass NPCs abseits der Storyinhalte mega umfangreiche Dialoge von sich geben würden.
Harsche Wertung, aber leider nicht gänzlich unverdient.
Hatte mich Anfang des Jahres, als ich den Trailer zu dem Spiel gefunden und gesehen hatte, schon ziemlich auf das Spiel gefreut. Also letztens im Steam gesehen, gar nicht lang drüber nachgedacht und gekauft. Noch bin ich nicht ganz durch, aber man merkt leider an vielen Ecken dass das Spiel nicht ganz "fertig" ist.
Es sind teilweise kleinere Bugs und Hänger in der Umgebung, leider nicht gerade extrem selten, die den Spielfluss mitunter stören können. Die freie Welt wirkt ein wenig kahl, viele NPCs sind optisch identisch (und so arg viele gibt es davon eigentlich auch nicht), die Kämpfe nicht gerade anspruchsvoll. In den Hüpfpassagen kann es teilweise etwas nervig werden, da Ary gerne mal die Angewohnheit hat sich nicht festzuhalten wo sie sollte (fehlt hier die Vogelka... aus Tomb Raider??? ) oder die Objekte so gebaut sind, dass man auf den mm genau landen muss um dort halt zu finden. Auch kann man häufig Wände oder Kanten zum Glitch-Hüpfen nutzen um an Ecken zu kommen wo man noch gar nicht hin sollte. Hat mich zumindest schon einmal ~30 Minuten Spielzeit gekostet, weil ich einmal schlicht nicht mehr zurück kam und mir für den Gang nach vorne noch Zauber / Gegenstände gefehlt haben.
Auf der Haben-Seite sind dafür eine schön inszenierte Geschichte mit bislang, teilweise ausgeklügelte Rätsel v.a. in den Dungeons (hier lebt das Spiel wirklich auf). Musik und Klangeffekte geben gutes Feedback zu dem was im Spiel passiert, das passt schon. Fühlt sich ein bisschen an wie eine Mischung aus Zelda und einem spielbaren Disney Film. Die Jahreszeitenrätsel sind auf jeden Fall cool gemacht!
Meine persönliche Wertung liegt vielleicht so bei 65 bei dem Spiel, wobei ich die negativen Punkte zum Glück relativ gut ausblenden kann und mein Spielspaß darunter nicht wirklich leidet, spiele die Story sogar gerade sehr gerne. Die Entwickler hätten halt nochmal 3-6 Monate reinstecken müssen, damit das Spiel wirklich das wird,...