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Assassin’s Creed Shadows im Test: Der Beweis, dass die Reihe einen Neustart braucht

Nach zwei Verschiebungen ist Assassin’s Creed Shadows endlich da. Aber kann Ubisofts großes Rollenspiel überzeugen? Wir verraten es im Test.

Test-Banner zu Assassin's Creed Shadows. Im Vordergrund ist Naoe zu sehen.
© Ubisoft Entertainment SA / Ubisoft Quebec / Adobe Photoshop [M]

Assassin‘s Creed Shadows TEST: Eine wunderschöne Enttäuschung!

Fans von Assassin’s Creed haben sehr lange auf den Ausflug ins feudale Japan gewartet. Mit Shadows erfüllt Ubisoft nun endlich diesen Wunsch und lässt uns gegen Ende der Sengoku-Periode mit gleich zwei Hauptcharakteren eine spannende Geschichte voller Verrat und Verschwörung erleben – oder?Wir haben über 50 Stunden in der offenen Welt von Assassin’s Creed Shadows verbracht und haben nicht nur positive Nachrichten im Gepäck. Was wir zu kritisieren haben, erfahrt ihr in unserem Test-Video!

Die überraschende Open World

Okay, schön sieht’s aus. Aber wie ist denn nun die Open World von Assassin’s Creed Shadows aufgebaut? Immerhin hing daran in meiner Preview vor wenigen Monaten noch ein ganz großes Fragezeichen. Während des Tests hat sich dieses aufgelöst, aber ich blieb dennoch fragend zurück. Denn das mittelalterliche Japan, welches Ubisoft hier auf den Bildschirm zaubert, ist in seiner grundlegenden Struktur irgendwie ungewöhnlich.

Während ich in früheren Serienteilen oder in anderen Open World-Spielen fast jede Ecke erkunden und bereisen kann, schränkt mich Shadows überraschend ein. Damit meine ich nicht in Form von Wasserwegen, unsichtbaren Wänden oder natürlicher Begrenzung durch unüberwindbare Gebirgsketten. Es sind enorm dichte, komplett zugewachsene Wälder. Durch die kann ich mich zwar theoretisch durchbewegen, es wird aber mir sehr schwer gemacht und lohnt sich fast nie.

Alle relevanten Aktivitäten, zufälligen Begegnungen und Quests ballen sich im Grunde nur rund um die (rudimentären) Straßen und Gehwege Japans. Erkundung abseits davon ist zwar technisch nicht ausgeschlossen, bringt halt einfach nur nichts. Ich stolpere nicht zufällig über einen spannenden Ort oder eine gut versteckte Kiste, wenn ich mich mit Naoe oder Yasuke durch den dichten Wald schlage. Das ist zwar durchaus realistisch, gleichzeitig nimmt es mir aber ein Stück weit den Drang, wirklich frei zu erkunden. Es reicht, sich an den Straßen entlangzuhangeln, um fast alles einmal zu sehen – die Welt wirkt dadurch linearer als sie eigentlich ist.

Viel Gleiches zu tun

Die Betonung liegt auf dem Wort eigentlich, denn es gibt trotz des zuerst merkwürdig anmutenden Open World-Designs sehr viele Dinge zu erledigen, um Japan vor dem drohenden Untergang zu bewahren. Beispiele gefällig? Kein Problem:

  • In Schreinen beten
  • In Tempeln nach verschollenen Seiten suchen
  • Über 30 Burgen für seltene Beute und Ressourcen infiltrieren
  • Berittenes Bogenschießen
  • Meditieren
  • Parkour-Herausforderungen
  • Unzählige Aussichtspunkte
  • Kata-Herausforderungen (Kampfhaltungen)
  • Tiere malen
  • Yokai-Geschichten
  • Und noch einiges mehr

Während einige dieser Aktivitäten einzeln sehr spaßig sind, stolpert Assassin’s Creed Shadows wieder einmal über das typische Ubisoft-Problem. Nach wenigen Stunden habe ich jede Aktivität mindestens einmal gesehen. Ab diesem Zeitpunkt wiederholt sich alles nur noch, wirkliche Überraschungen gibt es keine. Stattdessen steigt nur die Anzahl der Nebenziele: Muss ich zu Beginn nur zwei Anführer einer Burg erledigen, um die dicke Kiste zu looten, sind es später bis zu fünf. Bete ich in Schreinen erst nur zweimal, wird daraus irgendwann ein dreifaches Innehalten.

Ignorieren kann ich die Aktivitäten leider nicht, zumindest einen Teil davon. Manche gewähren nämlich Wissenspunkte, die für den Fortschritt unentbehrlich sind, da sie neue Stufen im Talentbaum freischalten. Durch den Stufenaufstieg verdiente Erfahrungspunkte kann ich wiederum investieren, um die Talente überhaupt erst nutzen zu dürfen. Ich muss mich also zwangsläufig mit vielem, was die Spielwelt zu bieten hat, auseinandersetzen, selbst wenn mir einzelne Dinge eigentlich kaum Spaß bereiten.