Kommt man von den letzten beiden Assassinen-Abenteuern Origins oder Odyssey in das Amerika zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges, merkt man, wie viele inhaltliche und mechanische Fortschritte die Serie seit 2012 gemacht hat. Die Kämpfe in Ägypten oder Griechenland sind deutlich dynamischer als seinerzeit, die Spielgeschwindigkeit ist höher, die Aufgaben sind abwechslungsreicher. Und ob man die massiv gestiegene Beute mag oder nicht, hängt in erster Linie davon ab, ob man mit dem mittlerweile nahezu vollzogenen Schritt zum Action-Rollenspiel etwas anfangen kann oder nicht. Dessen ungeachtet bringt die Remastered-Version sowohl inhaltlich als mechanisch natürlich alle positiven und negativen Elemente mit, die den Titel vor sechseinhalb Jahren definiert haben und die auch heute noch die Motivationswaage in beide Richtungen schwingen lassen. Dementsprechend haben nahezu alle Punkte aus dem damaligen Fazit immer noch Bestand, das ich nachfolgend in weiten Teilen zitieren möchte und für weitere Details auf den Test aus dem Jahr 2012 verweise, obwohl angesichts der Farbgebung, Levelarchitektur etc. technisch im Wesentlichen die Fassung für Wii U als Basis dient – die damals mit technischen Problemen zu kämpfen hatte.
„Was Ubisoft hier hinsichtlich Inszenierung, glaubhafter Verknüpfung von Fiktion und historischen Ereignissen sowie erzählerischem Spannungsbogen vom Stapel lässt, ist […] klasse. Mehr noch als bei seinen Vorgängern Altair oder Ezio hat man das Gefühl, dass die amerikanische Geschichte sich tatsächlich mit Connors Hilfe so ereignet haben könnte. Zudem wird auch die Gegenwarts-Story um Desmond angemessen weitergeführt. […] Spielerisch hingegen gibt es Stagnation, beinahe Rückschritte: So glaubhaft Connors charakterliche Entwicklung ist, so frustrierend ist seine spielerische. Bereits vor dem Zeitpunkt seiner Ausbildung zum Assassinen wirkt er übermächtig. Der Vorteil der gut choreografierten, aber viel zu leichten Kämpfe, des Kletterns auf Schienen sowie all der anderen bekannten Elemente: Man fühlt sich als Assassin’s Creed-Veteran wie zu Hause und kommt unheimlich schnell in einen angenehmen Spielfluss. Allerdings hat man auch viel zu oft das Gefühl, dass man mehr oder weniger per Autopilot von Mission zu Mission gleitet. […] Gute Ideen sind durchaus vorhanden, nur in der Umsetzung sowie Verzahnung hat Ubisoft den Faden verloren. Und das führt dazu, dass die neuen Elemente Schwierigkeiten haben, sich sinnvoll zu etablieren – mit Ausnahme der kinoreif inszenierten Missionen auf hoher See. Die Wildnis ist anfänglich noch faszinierend, doch spätestens wenn man seinen ersten Bären erlegt hat, ist man der Spitzenprädator, der vor nichts und niemand Angst haben muss – auch hier wurde wie beim oberflächlichen Handel und den meist nur statistische Bedeutung innewohnenden Nebenmissionen viel Potenzial verpulvert. […]“
Aus alt wird neu
Dass Ubisoft mit Black Flag erneut einen frischen Helden, aber letztlich wenigstens einen weiteren Höhepunkt der Serie folgen ließ, bevor man mit Unity und vor allem Syndicate die Talsohle und daraus folgend die dringend nötige kreative Pause einläutete, zeigt, dass der Abstecher in die Gründungsphase der USA Schwierigkeiten hatte, seine Identität zu finden. Dass spürt man auch daran, dass sich die Einstiegsphase, in der man mit dem Briten Haytham Kenway unterwegs ist (einem Nachfahren des Black-Flag-Helden Edward), enorm in die Länge zieht. Dass Action ab und an entschleunigt wird, begrüße ich ausdrücklich – insbesondere wenn es dramaturgisch Sinn ergibt. Doch das Ubisoft hier in der Anfangsphase erst spät zum Punkt kommt und es mit den Tutorials etwas übertreibt, ist aus heutiger Sicht störend, dürfte aber von Neueinsteigern in die Welt von Templern und Assassinen wohlwollend aufgenommen werden. Sobald man mit Connor unterwegs ist, wird alles etwas straffer und damit besser, wobei die Charakterzeichnung nicht ganz so gelungen ist wie in späteren Epispoden. Dennoch ist Assassin’s Creed 3 als alternative Geschichtsstunde mit einem ganz speziellen Blick auf u.a. George Washington oder Benjamin Franklin nach wie vor unterhaltsam.
Und die visuellen Probleme, die sich vor beinahe sieben Jahren auf Wii U zeigten, gehören mittlerweile weitgehend der Vergangenheit an. Zwar gibt es immer noch der Engine geschuldete Pop-Ups von Figuren in einiger Entfernung, die mit etwas Fleißarbeit vermutlich ebenso behoben werden könnten wie die eine oder andere abgehackte Animationsphase. Doch dies stört nur selten in einem Gesamtbild, das mittlerweile mit einer deutlich angenehmeren sowie weitgehend stabilen Bildrate als seinerzeit auf Wii U läuft – sowohl im Dock als auch im mobilen Betrieb. Schade ist allerdings, dass die Sichtweite, in der Objekte ins Bild ploppen, nicht erhöht wurde. Die Benutzerführung wurde auf Basis der alten Version ebenfalls optimiert. Bei den eingeblendeten Aufgabentexten ist man zwar grenzwertig klein, aber letztlich noch akzeptabel. Die Größe der Untertitel bei den umfangreichen Dialogen hingegen sind beinahe schon zu groß – aber das sind Kleinigkeiten, die ins persönliche Ermessensspektrum fallen. Etwas problematischer sind da schon die zusätzlichen Downloads, die nötig sind. Dazu gehören nicht nur Sprachpakete, wenn man etwas anderes als Englisch hören möchte, sondern vor allem die seinerzeit veröffentlichten Zusatzinhalte, die hier im Gegensatz zu dem erstmals auf einem Nintendo-System veröffentlichten Spin-Off Assassin‘s Creed Liberation (die Umsetzung eines PlayStation-Vita-Titels, 4P-Wertung: 67%) nicht beim initialen Download mit von der Partie sind. Wer diese Episoden noch nicht kennt, kann sich auf ein üppiges Gesamtpaketes freuen, das Ubisoft für die Remastered-Version von Assassin’s Creed 3 geschnürt hat. Zumal man auch bei der Steuerung ein paar Extras eingepackt hat. Wo es möglich ist und Sinn ergibt (z.B. in den Menüs), stellt Assassin‘s Creed 3 eine Berührungssteuerung zur Verfügung. Und wer möchte, kann beim Zielen mit Fernkampfwaffen auch eine Bewegungssteuerung aktivieren, die ebenso pixelgenaues Zielen ermöglicht wie mit den Standard-Kontrollen – allerdings zieht dies beim Spielen in der Öffentlichkeit (wie z.B. der S-Bahn) eher merkwürdige Blicke nach sich.
Noch dazu kann man hier nicht vom selben Remaster sprechen, das jetzt für die anderen Konsolen erschien. Die Switch-Fassung basiert offensichtlich auf dem alten Original und wurde nur dezent angepasst, da alle neuen Grafikverbesserungen des echten Remasters hier fehlen.
Finde die pop-ups eigentlich noch schlimmer als die framerate.
Schaut man sich dieses Video hier an dann kann man doch bei bestem Willen nicht von einer ordentlichen FrameRate reden oder?
20 FPS? .... Puh
Gab es einen DayOne Patch das ihr solch andere Erfahrungen berichtet ?