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Backbreaker: Vengeance (Sport) – Backbreaker: Vengeance

Vor etwa einem Jahr hat Natural Motion Games mit Backbreaker versucht, EAs American Football-Dominanz ein Bein zu stellen. Das Ergebnis war ambitioniert und verfügte über ein ausgeklügeltes Physiksystem, aber ließ im Detail zu viele Wünsche offen. Doch was, wenn man die knackigen Tacklings in Minispielen in den Fokus rückt und die taktischen Geplänkel zu den Akten legt? Dann bekommt man durchaus unterhaltsamen Arcade-Football!

© NaturalMotion Games / 505 Games

Football für zwischendurch

Mit Backbreaker Vengeance (BV) wird Natural Motion Games definitiv nicht den Ersatz für die Madden-Spiele aufs Feld schicken, wie es noch beim letztjährigen Vollpreis-Titel geplant war. Aber der Ansatz des XBL Arcade-Titels, der im Laufe des Sommers auch im PlayStation Network auftauchen soll, ist mit seinem Fokus auf drei Minispiele mit insgesamt gut 50 Herausforderungen ohnehin ein ganz anderer: Kurzweilige Tacklings und Geschicklichkeitsprüfungen statt taktischem Geplänkel, das ohnehin nicht mit der Referenz mithalten kann.

[GUI_PLAYER(ID=74382,width=400,text=Der neue Arcade-Ansatz in Vengeance ist gelungen, ist aber nur ein erster Schritt in die richtige Richtung.,align=right)]Und dieser Ansatz geht auf. Nicht nur, dass man auch ohne American Football-Kenntnisse viel Spaß mit dem Ausflug auf den Rasen haben kann, da es sich bei BV im Wesentlichen um Geschicklichkeits-und Reaktions-Tests handelt. Zusätzlich kommen die zweifellos vorhandenen Stärken der Backbreaker-Engine hier viel besser zur Geltung.

Dazu gehören z.B. die stets neu berechneten, jederzeit glaubwürdigen Tacklings und sonstige Kollisionen: Wenn die Körper der muskelbepackten Athleten aufeinanderprallen, wirkt alles sehr natürlich, physikalisch korrekt und kracht so, wie man es erwartet – wobei sich die Animationen auch abseits der Bodychecks auf einem hohen, überzeugenden Niveau befinden.

Drei mal Spaß

Wahlweise solo, zu zweit am Splitscreen oder online kann man sich an drei Modi versuchen. In der „Tackle Alley“ geht es als Ballträger darum, die Endzone zu erreichen – wenn möglich mit viel Stil und einem prall gefüllten Punktekonto, für das man sich am besten einen hohen Multiplikator erarbeitet. Doch das ist leichter gesagt als getan. Auf dem Weg dorthin lauern nicht nur verschiedene stationäre Hindernisse wie Hürden usw., sondern natürlich auch gegnerische Verteidiger, die einen zu Boden bringen wollen.

Mit Ausweichaktionen kann man den angesprochenen Multiplikator erhöhen, wobei jeder Verteidiger-Typ (gekennzeichnet durch eine farbige Aura) mit einer besonderen Aktion gekontert werden kann, die mit einer höheren Punktzahl belohnt wird. Über rot umrandete Gegner z.B. kann man mit entsprechendem Timing springen, während man gelben durch einen „Slide“ ausweicht und blaue einfach aus dem Weg checkt.

Weiterhin finden sich auf dem Feld besondere Punktezonen, die man durchlaufen kann und die perfekt geeignet sind, um den Multiplikator länger am Leben zu erhalten. Doch Vorsicht: In späteren Herausforderungen ist nicht nur gutes Timing angesagt, wenn man die richtigen Momente abwarten muss, um in kürzester Zeit zu checken, dann zu sliden, nochmals zu checken, dann zwei Mal zu springen, nur um schließlich doch mit der Fußspitze an einer Hürde hängen zu bleiben und wie es so schön heißt „aufs Maul zu fallen“.

Allein gegen alle: Nicht nur die Gegner, auch Hindernisse auf dem Spielfeld bergen Herausforderungen.

Allein gegen alle: Nicht nur die Gegner, auch Hindernisse auf dem Spielfeld bergen Herausforderungen.

Zusätzlich wird das Spielfeld durch rote Markierungen abgegrenzt, die man nicht betreten darf, so dass man mitunter verdammt wenig Platz zur Verfügung hat, um seine Ausweichmanöver erfolgreich zu beenden.

Der Weg ist das Ziel

Will man „nur“ ans Ziel kommen, motiviert der Geschicklichkeitstest mit American Football-Hintergrund ganz passabel. Die KI agiert gut und das Anforderungsprofil ist so gesteckt, dass man auch ohne den perfekten Weg und sich nur auf seine Reaktionen verlassend, die meisten Herausforderungen schaffen kann.

Doch der Reiz liegt solo natürlich auch darin, es nicht „nur“ zu schaffen, sondern die Ranglisten anzuführen, deren Online-Anbindung immer wieder von Problemen und Lags gebeutelt wird. So wird man z.B. immer wieder darauf hingewiesen, sich mit Xbox Live zu verbinden, um die Tabelle abzurufen, obwohl man online ist. Und dass Verzögerungen zwischen Aktionseingabe und Umsetzung zu Frust führen, dürfte klar sein: Wenn man die Sprungtaste drückt, seine Figur aber erst eine halbe Sekunde später und damit zu spät die Bewegung umsetzt und man sich chancenlos auf die Nase legt, schnappt man sich lieber einen Kumpel und lässt sich auf Splitscreen-Duelle ein. Zu diesem Zweck wurden sogar spezielle Herausforderungen entwickelt.

Um sich lokal an die Spitze setzen zu können und die Höchstpunktzahl einzukassieren, ist man gefordert: Der Weg muss gut ausbaldowert werden, damit man ja jedes Punktfeld mitnimmt und jeden Verteidiger entsprechend seiner Aura kontert. Weiterhin muss man gezielt das „Showboating“ einsetzen, bei dem man seine Punkte durch besondere dramatische Gesten nach oben treiben, aber dabei schnell zu einem Opfer der wieder heran stürmenden Gegner werden kann.
Hat man eine der 20 Herausforderungen in diesem Bereich hinter sich gebracht und wird dann mit den Anforderungen für die letzte Weihe konfrontiert, fragt man sich meist zuerst, wie man denn auf diese utopisch scheinende Punktzahl kommen soll. Doch nach und nach kämpft man sich an diese Ziele heran, bis man schließlich erschöpft, aber mit einem Gefühl ungemeiner Zufriedenheit ins Sofa sinkt.

Die andere Seite der Macht


Der zweite Spielmodus „Vengeance“ zeigt die Kehrseite der Medaille: Hier ist man als Verteidiger unterwegs und muss versuchen, den Ballführer zu Boden zu bringen. Auch hier gibt es wiederum Hindernisse, Gegner, die einen am Vorhaben hindern wollen sowie mitunter stark eingeschränkten Platz zum Laufen, während der Ballträger sich nicht immer an diese Begrenzung halten muss. Qualität und Motivation liegen hier in etwa gleichauf mit Tackle Alley.

Doch es ist der dritte Modus namens „Supremacy“, der sich insbesondere im Online-Betrieb als primäre Unterhaltunsquelle in BV erweisen dürfte – so er denn ohne Lags zustande kommt. Hier ist man mit vier Spielern in einem Rennen unterwegs, wobei fehlende Teilnehmer durch mitunter hart, aber fair agierende KI ersetzt werden, so dass man auch offline und solo auf seine Kosten kommt.

Kein Tackling wie das andere: Die akkurat berechneten Kollisionen sorgen immer wieder für frische Momente.

Kein Tackling wie das andere: Die akkurat berechneten Kollisionen sorgen immer wieder für frische Momente.

Die Prämisse bleibt gleich: Absolviere den Parcours. Hier ist allerdings nicht nur wichtig, wer wie welche Punktzahlen einheimst, sondern auch, wer zuerst im Ziel ist – oder wer es z.B. auch gar nicht geschafft hat, weil ein Verteidiger ihn „einkassiert“ hat.
Der Clou: Der letztplatzierte wechselt nach dem ersten Rennen auf Verteidigerseite und muss seinerseits vesuchen, die drei übrigen Angreifer zu stoppen – zumindest einen von ihnen. Dabei dürfte die Wahl nicht schwer fallen, da der nach Punktzahlen Führende durch eine farbige Aura hervorgehoben wird.

So unterhaltsam diese drei Modi kurzfristig jeweils sind, mangelt es den Fingerfertigkeits-Übungen sowohl solo als auch online auf Dauer an Abwechslung – vor allem, wenn man nicht auf der Jagd nach dem Überscore ist. Abhilfe hätte ein auch hinsichtlich der Langlebigkeit sinnvoller Editor geschaffen, in dem man die Felder nach eigenen Vorstellungen mit Hindernissen und/oder Gegnern bestücken und diese dann auf die weite Welt der Vengeance-Spieler loslassen kann.

  1. Das ist mal ein gutes Casual Game! Richtig schöne Physik-Action und immer noch weit über iPad Niveau.
    Es sollten viel mehr Games auf Grundlage der Euphoria Engine produziert werden. Fühlt sich immer wieder klasse an.

  2. Habe mir mittlerweile die Vollversion geholt und finde es echt super bisher, ich hoffe, dass die Motivation aber weiterhin so oben bleibt, da es an manchen Stellen echt schwer wird, wenn man nicht einfach nur durch rennen möchte!

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