Schwarz, klobig – eigentlich nur ein Strich in der Landschaft. Zwölf Pixel hoch, vier breit, drei Pixel lange Arme, vier Pixel lange Beine, ein leeres weißes Feld als Gesicht.. Das ist Commander Video. Und der rennt und springt und schießt und
blockt seit drei Jahren durch die Spielemoderne, als wäre die vor 20 Jahren in ihrer Entwicklung stehen geblieben.
Auf sechs Spiele hat er es so gebracht: Bit.Trip Beat, Core, Void, Runner, Fate sowie Flux. In Beat und Flux macht Video einen auf Pong und lässt von der Seite einfallende Pixel mit einem Paddel abprallen. In Core spielt er Guitar Hero, indem er das Digikreuz in die richtige Stellung bringt, um rhythmisch heran eilende Pixel im richtigen Augenblick per Tastendruck abzuschießen. In Void sammelt er mit einer schwarzen Kugel gleichfarbige Pixel auf, während er weißen aus den Weg geht, in Runner rennt er automatisch, muss im richtigen Moment über Hindernisse springen, unter ihnen hindurch schlittern oder sie aus dem Weg kicken. Und in Fate ballert er sich schließlich durch einen Horizontal-Shooter.
MEGA
Ganz so einfach ist die Sache nicht, denn Video kann sich in Letzterem z.B. nicht frei bewegen – er hängt auf einer vorgegebenen Schiene fest. Die Kugel in Void wird außerdem immer größer, kann weißen Pixeln irgendwann also nicht mehr ausweichen. Und in den beiden Pong-Varianten rollen so verschieden schnelle, unterschiedliche Pixel-Formationen heran, dass Video… dass ich verdammt viel Fingerfertigkeit brauche. Richtungstasten, ein Knopf, mehr brauche ich nicht. Anschalten, loslegen, Highscore-Liste, auf Wii sogar online. Mein Lohn: Die Musik verändert sich, die Bilder werden bunter, nach „Hyper“ kommt
„Mega“, „Super“, „Ultra“, „Extra“ – auf dem Handheld erstmals in mäßig eindrucksvollem 3D. Der Tadel kurz vorm Game Over: Zu schwarz/weißen Bildern klimpert müde nur noch ein sporadisches Piepen.
Diese Gaijins…
Aber es ist nicht immer so schön wie es aussieht, ganz im Gegenteil. Denn die direkte Steuerung ist… auf Wii leider ein ungelebter Traum. Jedenfalls in den pongartigen Beat und Flux. Dort muss ich nämlich die Remote um ihre eigene Achse drehen, um das Paddel nach oben und unten zu bewegen. Was für eine blöde Idee in einem blitzschnellen Reaktionsspiel; die Verzögerung zwischen Drehung und Bewegung ist viel zu groß! Wenn ich wenigstens per Analogstick oder Digikreuz die Richtung bestimmen dürfte. Darf ich aber nicht – weder mit Remote und Nunchuk noch über den eigentlich unterstützten Classic Controller. Das hat mir auf Wii in immerhin zwei von sechs Minispielen mächtig die Laune verdorben.
Auch sonst bevorzuge ich die Reaktionstest auf dem 3DS, weil ich sie so schön ins Unterwegs-Zwischendurch quetsche: Klappe auf, Stift raus. Und mit dem Stylus habe ich nicht nur bei Beat und Flux entscheidend mehr Kontrolle, hier darf ich sogar per
Analogschieber lenken. Verstehe einer die Gaijins.
Commander Cool
Aber jetzt mal Butter bei die gute alte Fische: So wenig ich mich an der schrillen Zeitreise sattsehen kann, so wenig kann ich den Wirbel um die Bit.Trip-Serie nachvollziehen. Unterm Strich sind die Minispiele nämlich genau das: kleine Reaktionstests. Knackig, packend – schnell vorbei. Man kann viel auswendig lernen, um irgendwann den perfekten Durchlauf zu stemmen und Gaijin stopft zahlreiche Ideen in die überschaubaren Herausforderungen. Trotzdem wiederholt sich vieles sehr schnell. Und so cool Commander Videos weißes Gesicht auch ausdruckslos in die Kamera starrt: Er nimmt die Pixelkunst nicht auf die charmante Schippe, sondern kokettiert zum Selbstzweck damit.
Immerhin enthält die Wii-Sammlung 20 zusätzliche Minilevels pro Spiel, eine Soundtrack-CD, Bildergalerien sowie drei Schwierigkeitsgrade. Das ist allerhand und könnte selbst Besitzern der WiiWare-Originale ein Anreiz sein. Handheld-Commander müssen hingegen ohne die überschaubaren Erweiterungen auskommen.
Just zur Info: seit gestern bin ich stolzer Besitzer von Saga. Und ich musste leider feststellen, dass es tatsächlich Frameeinbrüche gibt. zumindest in den längeren Leveln von Runner merkt man, dass die Framerate etwas einknackt. Nicht unspielbar (der Rhytmus bleibt perfekt erhalten!), aber bei weitem auch nicht mehr so flüßig wie normalerweise. Ein kleiner Wermutstropfen. Aber das mir bisher unbekannte Bit.Trip Fate reißt das problemlos wieder raus ...
PS: ich habe ja auch ewig zwischen Saga und Complete geschwankt. Der Portable-Bonus war am Ende Ausschlaggebend ;P
Hallo!
Also das Review finde ich ok. Als blöd darstellen sollte man es auf keinen Fall. Ist halt Meinungssache
Zumindest bei dieser Demo konnte ich keine Verzögerung feststellen. Das Pad ist zuckersüß mit der Neigung meiner Mote mitgegangen.
Da bei Deinem Test die Gegenprobe 'Steuering über Knöpfe' wegen insnicht wegfallen mußte könnte ich hier noch falsche TV- Einstellungen in den Raum werfen - eine nicht- deaktivierte Bildaufbereitung bringt schnell mal 500ms Delay, wie ich aus eigener Erfarhrung weiß.
Wenn Gaijin hier aber wirklich eine buggy Version auf Scheibe gebannt hat, wäre das bitter.
Eben. Tut er ja auch nicht. Es geht um die Verzögerung, die zu einem - teilweise sehr schnellen - Reaktionsspiel einfach schlecht passt. Und es geht um die fehlende Möglichkeit, das ganze mit Classic Controller oder Digikreuz zu steuern. Was auf dem 3DS übrigens möglich ist!
Nur, um das noch einmal zu sagen: Weder auf Wii noch sonst einer Konsole wird irgend etwas aus Prinzip schlecht geredet.
Ben
Natürlich hätte ich beide Bit.Trip-Spiele höher bewertet, aber: Schließlich sind es ja nur Prozente und keine Prozentzahl der Welt hält mich davon ab ein Spiel zu kaufen. Der geschriebene Text schon eher. :wink: