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Blitzkrieg 2: Das letzte Gefecht (Taktik & Strategie) – Blitzkrieg 2: Das letzte Gefecht

Ihr habt immer noch nicht genug vom Zweiten Weltkrieg? Dann ab an die Ostfront, wo Deutsche und Sowjets ab 1944 aufeinanderprallen. Das Add-On zu Blitzkrieg 2 erscheint unter dem Titel „Das letzte Gefecht“ bei CDV und lädt zum historischen Kriegsspiel. Gibt es frischen Wind oder bleibt es beim altbackenen Spielprinzip?

© Nival Interactive / CDV

Reich im freien Fall

Im Herbst 1944 war die Lage der Wehrmacht an der Ostfront zunehmend prekär, nachdem man durch die Sommeroffensive der Roten Armee über eine Million Soldaten verloren hatte (davon allein 500.000

Im Osten nichts Neues. Neue WWII-Schlachten nach dem immergleichen Prinzip
 Tote). Nach Zusammenbruch der aus vier kampferprobten Armeen bestehenden Heeresgruppe Mitte im Juni war das deutsche Militär nicht mehr in der Lage, im Osten größere Operationen durchzuführen. Zusätzlich geschwächt wurden die verbliebenen Divisionen, weil dringend benötigter Nachschub lieber für die bevorstehende Ardennenoffensive im Westen zurückgehalten wurde.

Auf der sowjetischen Seite sah es natürlich ganz anders aus, obwohl in den verlustreichen Offensiven des Sommers 1944 hunderttausende Rotarmisten bei waghalsigen Frontalangriffen verheizt wurden. Stalin drängte seine Generäle zur Eile um jeden Preis. Dennoch erwarteten die Deutschen im Winter weitere Operationen, weil das Rote Reich durch die neue Westfront zunehmend entlastet wurde. So kam es auch: Anfang 1945 konnte die Rote Armee schon wieder Millionen Soldaten, 6.000 Panzer und 7.500 Flugzeuge für den Marsch auf Berlin aufbringen.

Zusammenbruch zum Selbstspielen

Genau in diese Zeit fällt das optisch unveränderte Add-On Das letzte Gefecht, für das ihr das Grundspiel Blitzkrieg 2 nicht braucht und das euch zwei Kampagnen bietet – eine deutsche und eine
Öde Missionen von der Stange, die stets nach Schema f ablaufen. 
russische. Auf Seiten der Sowjets versucht ihr in der Operation Bagration Weißrussland zu erobern, wobei ihr eben jene Heeresgruppe Mitte vernichten sollt. Dann geht es nach Ungarn, wo ihr Budapest belagert, wofür es Orden gibt. Die Deutschen halten in Kurland aus, wofür es die berühmt-berüchtigte Auszeichnung gibt, und versuchen das fast zwei Monate belagerte Budapest durch eine letzte verzweifelte Offensive zu entsetzen.

Die Missionen sind nach dem seit Sudden Strike unveränderten Prinzip gestaltet, das ihr auf der Karte eine Reihe von Punkten abklappert und auf dem Weg dorthin alle Feinde vernichtet. Meist müsst ihr irgendwelche strategisch wichtigen Bahnhöfe sichern, wovon wahlweise im Falle der Deutschen Verletzte abtransportiert werden oder bei den Russen eben Nachschub ankommt. Dafür stehen euch Infanterie, Panzer, gepanzerte Artillerie und Schlachtflugzeuge zur Verfügung. Geht euch der Sprit oder die Munition aus, müsst ihr nachfüllen. Keine Angst, es ist genug Material da.

Alles ganz easy

Trotz historischer Waffen wie Panther, Tiger I oder T-34/85 hinterlassen die Schlachten insbesondere aus deutscher Sicht alles andere als einen authentischen Eindruck. Dies liegt am unveränderten
Schmissige Rotarmisten zieren das Menü. Aber auch die Deutschen brauchen sich nicht zu verstecken.
 Prinzip, das auf Teufel komm raus auf ausgeglichene Gefechte angelegt ist. So kommen auch exotische Waffen wie dem Sturmgeschütz Brummbär flächendeckend zum Einsatz, was jeden Anflug von Realismus vernichtet. Von einer Krise der deutschen Kriegswirtschaft ist hier nichts zu merken. Ihr wollt einen Luftangriff? Einfach Stukas anfordern und alles fliegt effektvoll in die Luft. Ist die Sperrzeit abgelaufen, könnt ihr gleich noch einmal bestellen.

Eine richtige Taktik ist gar nicht nötig, da ihr Frontalangriffe mit allem, was ihr habt, einleiten könnt. Zuerst wollte ich auf Seiten der Deutschen die Taktik anwenden, dass beschädigte Panzer nach hinten fahren, wo sie von Pionieren repariert werden. Aber es ist gar nicht nötig, weil ihr für die anfänglichen Panzer Ersatz nach Wunsch erhaltet. Einfach bestellen, schon geht’s weiter. Die heranrollenden Panzer IV H sind auch nicht viel schlechter als die schweren deutschen, die ihr von Beginn an habt, und nehmen es mit jedem mittleren Russentank auf, die immer noch am meisten antuckern.

Vormarsch überall

So bleibt es nicht aus, dass ihr mit den Deutschen munter in die Offensive geht, obwohl in echt bei der sowjetischen Sommeroffensive 1944 nur noch heillose Flucht drin war. Statt euch mit knappen Kräften auf Rückzug, Verzögerungstaktik oder die Verteidigung zu konzentrieren, erobert ihr munter weiter, als wäre der Barbarossafeldzug gerade erst losgegangen. Das ist vielleicht gut gemeint fürs Spielerlebnis, weil die Wehrmacht auch noch ne Chance hat; es löst aber eine Beliebigkeit aus. Wieso muss es denn überhaupt auf Biegen und Brechen der Zweite Weltkrieg sein? Jeder andere Krieg wäre genauso gut.

Auf Seiten der Russen ist es ein bisschen realistischer, aber auch nicht viel interessanter. Für die Sowjets im Spiel sind die Kämpfe sicher schwerer als in echt, da sie auf Massen schwerer deutscher Waffen treffen, die es so nicht gab. Auch hier gilt das unumstößliche Prinzip Punkte abklappern, Feinde platt machen und Belohnung einsacken. Weiter geht’s zur nächsten Mission von der Stange, bei der die KI nur nach Drehbuch agiert.
               

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