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Bounty Train (Taktik & Strategie) – Mit dem Dampfross in den Wilden Westen

Fast 30 Jahre nach dem Amiga-Oldie North & South nimmt sich Bounty Train eine andere Facette des Amerikanischen Bürgerkriegs vor: Als junger Bahnunternehmer erschließt man sich neue Handelswege, wehrt Banditen sowie Indianerstämme ab und rüstet den eigenen Zug auf. Ein faszinierend entschleunigter Genremix?

© Corbie Games / Daedalic

Einzelkämpfer auf der Schiene

Statt wie in Transport Tycoon ein komplettes Großunternehmen aufzubauen, konzentriert sich Entwickler Corbie Games auf das Abenteuer eines Anfängers, der immer mehr Bundesstaaten mit seinem einzelnen Zug bereist. Nachdem sein Vater auf mysteriöse Weise starb, versucht Protagonist Walter Reed die Intrigen seiner Konkurrenten im Eisenbahngeschäft aufzudecken und sich die Aktienmehrheit am zerschlagenen Unternehmen des verstorbenen Familienoberhaupts zu erarbeiten. Das große Ziel ist die Verbindung zur Westküste. Doch raffgierige Widersacher wollen den Schienenverlauf unnötig umleiten, um mehr Fördergelder einzustreichen – und nehmen dafür auch blutige Kriege mit den Ureinwohnern in Kauf.

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Zunächst steht die Erschließung der Ostküste auf dem Plan. © 4P/Screenshot

Aufgrund starker Konkurrenz im zerstrittenen Unternehmen startet man bescheiden: Die erste Lok gleicht im Wesentlichen einem Kessel auf Rädern. Erst nach einigen Spielstunden hat man genügend Bares für eine potentere Zugmaschine sowie geräumigere Wagen für Güter, Passagiere und die Mannschaft parat. Die Untergebenen werden wichtig, wenn man von Wegelagerern überfallen wird und sich in kurzen Kampfsequenzen wehren muss. Der Fokus liegt aber auf dem Handel und der Erschließung neuer Routen mit Hilfe von Lizenzen für lokale Schienennetze.

Der Bahnhof wird zum wichtigsten Schauplatz

Der Großteil des Abenteuers spielt sich also auf den Bahnhöfen und den stilisierten Gebäuden daneben ab: Im Rathaus warten Lieferaufträge unter Zeitdruck, die bei Erfolg das Ansehen in der entsprechenden Stadt erhöhen, so dass man Zugriff auf einen Bankkredit oder einträchtigere Aufträge bekommt. Mit campenden Armeeverbänden des Bürgerkriegs kann man sich ebenfalls anfreunden oder es sich mit ihnen verscherzen. Wer noch Platz übrig hat, nimmt zusätzlich Passagiere in angrenzende Metropolen mit oder erwirbt auf dem Marktplatz Kohle und weitere Waren, deren Preis in den Städten der Ostküste stark schwankt: Etwas dringend benötigter Stahl wandert nach Philadelphia, ein wenig Medizin zurück nach Buffalo.

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Diese Ansicht der Bahnhöfe werdet ihr oft zu Gesicht bekommen. © 4P/Screenshot

Wird die Last zu schwer für die Zugmaschine, füllt man den Restplatz mit leichter Baumwolle auf. Hier und da gibt es zudem Läden wie Waffenhändler oder ein Krankenhaus für die zeitaufwändige Heilung der angeschossenen Crew. Schade, dass nicht schon auf der Übersichtskarte angedeutet wird, welche Handelsplätze gerade unter Rohstoffknappheit leiden. Stattdessen muss man sich meist erst einmal durch die aktuelle Preistabelle klicken. Wer lokale Zeitungsabos abschließt oder ein Auge auf den Newsticker behält, erfährt aber auch dort wichtige Neuigkeiten über die Abspaltung von Staaten und daraus resultierende Preiskapriolen. Schön, dass die Entwickler den Bürgerkrieg durch die Einflechtung vieler kleiner Ereignisse greifbarer machen und auch zahlreiche historische Lokomotiven genauer vorstellen.