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Call of Cthulhu: Dark Corners of the Earth (Action-Adventure) – Call of Cthulhu: Dark Corners of the Earth

Horror-Feinschmecker werden sich freuen: Endlich gibt es ein neues auf den Romanen von H. P. Lovecraft basierendes Call of Cthulhu-Abenteuer – und das auch noch zum Sparpreis. Also ab nach Innsmouth! Dort angekommen ziehen euch die morbide Story, das bizarre Charakterdesign und die düstere Atmosphäre schnell in ihren Bann. Allerdings lässt dieser mit zunehmender Spieldauer massiv nach und wandelt sich gar in herbe Enttäuschung – wir verraten euch warum.

© Headfirst Productions / Ubisoft (PC) / Take 2 (PS2, Xbox)

Lückenhafter Lebenslauf

Privatdetektiv Jack Walters vermisst sechs Jahre seines Lebens, die er irgendwie zwischen zwei Aufenthalten in der psychiatrischen Anstalt von Arkham, wo ihm eine vorübergehende Persönlichkeitsspaltung attestiert wurde, verloren haben muss.

Übel zugerichtet: Verletzungen müssen individuell behandelt werden – hier hilft nur noch Nähen…

Was hat er in dieser Zeit getan, wo hat er sich aufgehalten und was hat er erlebt, dass ihn ständig Alpträume plagen? Nicht einmal sein Tagebuch, in dem seitenweise Einträge herausgerissen wurden, gibt Aufschluss darüber. Und wer hat die Seiten überhaupt entfernt? Hatte er selbst diesen Teil seines Lebens ausradieren wollen oder hielten es die Ärzte vielleicht für angemessen, dass ihm dieser Abschnitt besser für immer vorenthalten bliebe?

Fragen über Fragen, mit denen ihr zu Beginn von Call of Cthulhu: Dark Corners of the Earth in die Rolle des gemarterten Privatschnüfflers schlüpft. Nach einer spielbaren Rückblende in den September 1915 befindet ihr euch jedenfalls in der Gegenwart (Februar 1922) und versucht eure quälende Vergangenheitsbewältigung mit einem neuen Auftrag zu zerstreuen. Doch dieser läuft schon bald gewaltig aus dem Ruder und beschert euch einen Horrortrip, gegen den selbst euere schlimmsten Alpträume harmlos erscheinen. Auf der Suche nach einem vermissten Geschäftführer eines ausgeraubten Lebensmittelgeschäfts verschlägt es euch nämlich in das unwirtliche Fischerdörfchen Innsmouth, dessen Einwohner nicht nur durch mangelnde Gastfreundschaft und Gesprächigkeit auffallen…

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Willkommen in der Hölle

Irgendwas ist jedenfalls faul mit den von der Außenwelt abgeschottet lebenden Einwohnern. Viele der Dörfler haben merkwürdig leere Augen und wässrige Stimmen, während andere Angst haben zu reden oder überhaupt mit euch gesehen zu werden. Anscheinend hat ein schon seit über 70 Jahren aktiver Kult die Finger im Spiel. Dennoch könnt ihr euch anfangs noch nahezu ungehindert im Ort umschauen und dem ein oder anderen sogar ein paar schaurige Infos entlocken. In der ersten Nacht offenbart das Dorf dann jedoch sein wahres Gesicht und es beginnt eine wahre Treibjagd,

Wand des Schweigens: Bei den meisten Einheimischen stoßen eure Fragen auf taube Ohren.

bei der ihr die Beute seid. Komisch nur, dass euer Alter Ego trotz akuter Lebensgefahr und schwacher Psyche so ruhig bleibt als würde ihn das alles gar nichts angehen. Auch dass ein allein ermittelnder Privatdetektiv und Ex-Polizist unbewaffnet einem Einbruch nachgeht, ist alles andere als glaubhaft.

Aber sei‘s drum, ohne eine Möglichkeit zur Gegenwehr flammt immerhin ein gewisser Nervenkitzel auf, der, sobald ihr später mit Schrotflinte und Tommy-Gun durch Innsmouth zieht, nahezu gänzlich verloren geht. Allerdings ist es bis dahin ein weiter Weg, denn auch wenn ihr ständig Munition für alle möglichen Waffen findet und bestimmte Munitionsarten bald gar nicht mehr aufnehmen könnt, fallen euch die ersten Schusswaffen erst nach mehreren Stunden Spielzeit in die Hände. Doch sobald ihr diesen anfangs noch herbei gesehnten Zeitpunkt endlich erreicht habt, verkommt das Spiel zusehends zu einer drögen Ballerorgie, bei der die ohnehin schon maue Gegner-KI gänzlich zur Farce wird.