Schafsköpfe
Bei Spielen wie Champion Sheep Rally frage ich mich immer, was für Pillen man als Entwickler eigentlich schlucken muss, um auf die Idee zu kommen, ein Rennspiel rund um Schafe auf die Menschheit loszulassen. Aber gut, es ist halt passiert und so entscheide ich mich auf der Schafkoppel schnell für einen von insgesamt elf freispielbaren Vierbeinern, die auf Namen wie Godefroy, Berbie oder Homer hören und sich allesamt in ihren „Fahreigenschaften“ unterscheiden: Während Taylor z.B. eine
gute Geschwindigkeit an den Tag legt, aber mit dem Handling zu kämpfen hat, glänzt Erwin durch seine Beweglichkeit und springt ohne Probleme über Hindernisse, die sich euch auf den thematisch unterschiedlichen Strecken immer wieder in den Weg stellen.Versperren Hindernisse die Straße, müsst ihr mit eurem Schaf darüber hüpfen.
Interaktive Kurse
So kann es passieren, dass euch plötzlich eine wilde Bullenherde entgegen prescht oder unerwartet ein Baumstamm umkippt, der die Straße blockiert. Hier gilt es, blitzschnell zu reagieren, wenn ihr die Situationen unbeschadet überstehen wollt. Interaktive Kurse sind eine feine Sache, doch sind sie hier leider viel zu berechenbar: So tauchen die offensichtlich geskripteten Ereignisse immer wieder an den gleichen Stellen auf, so dass der erstmalige Überraschungseffekt schnell wieder verfliegt. Die Rennen führen euch von saftig grünen Hängen über schneebedeckte Gebirge mit Gletschern bis hin zu einer Western-Kulisse mit Goldminen und einer Geisterstadt. Leider ähneln sich die wenigen Kurse der einzelnen Themengebiete sehr stark, da es sich meist nur um verschiedene Ausbaustufen einer Strecke handelt. Dadurch hat man sich schnell an den bunten und comichaften, aber von vereinzelten Slowdowns und Pop-Ups geplagten Kulissen satt gesehen.
Hühner-Raketen
Was muss ein Funracer bieten? Waffen. Ausgefallene Waffen. Fiese Waffen, mit denen man die Schadenfreude richtig auskosten kann. Wenn sich schon Codemasters Würmer mit Bazookas, Granaten oder Killer-Schafen (!) ausrüsten können, werden schlitzohrige Böcke bestimmt die ganz fetten Geschütze auffahren, oder?! Näääääähhhh! Klar, auch hier gibt es Gadgets, die ihr durch die Aufnahme entsprechender Symbole einsammelt. Ja, ich musste schmunzeln, als ich zum ersten Mal die verrückte Hühner-Kanone gesehen habe, mit dem mein Schaf den Konkurrenten anvisiert und unter wildem Gegacker mit einem Gockel-Schuss von den Beinen holt. Aber das war’s auch schon zum Thema Offensiv-Waffen, denn mehr haben die Schafe nicht zu bieten! Lediglich ein Turboantrieb sorgt nach dem Aufsammeln noch für einen kurzzeitigen Geschwindigkeitsschub oder ihr setzt ein Schild ein, das euch für einen Moment vor gegnerischen Attacken schützt. Hier hätte Wollige Schafsdemo
man mehr und vor allem innovativere Dinge machen können, sogar machen müssen – ich denke da nur an Woll-Minen, Määäh-Schall-Attacken oder rutschige Käsepfützen, die dem Spielprinzip sicher mehr Pepp verliehen hätten. Stattdessen haben die Entwickler ihre Renn-Schafe mit einer Fähigkeit ausgestattet, die schnell für Frust sorgen kann: Befindet sich ein gegnerisches Wollknäuel in eurer Nähe, könnt ihr diesem mit einem kräftigen Sprung auf den Kopf hüpfen und es mit dieser Taktik überholen. Natürlich macht auch die Konkurrenz massiven Gebrauch von dieser Möglichkeit und nichts ist frustrierender, als kurz vor der Ziellinie das Opfer einer dieser Sprungattacken zu werden, die man eigentlich nur mit einem aktivierten Schild abblocken kann, das selbstverständlich nicht immer
zur Verfügung steht. Besonders ärgerlich: Im Transhumanz-Modus kommt man nur als Sieger-Schaf weiter, darf also selbst mit einem zweiten Platz das komplette Rennen erneut in Angriff nehmen und hoffen, dieses Mal etwas mehr Glück zu haben – denn genau das ist es, was oft über den Ausgang eines Rennens entscheidet. Die Rennen führen euch u.a. durch eine still gelegte Goldmine.
Der Wolf im Schafspelz
Neben Standardrennen erwarten euch auch „Knockout-Veranstaltungen“, bei denen der jeweils Letzte einer Runde vom bösen Wolf gefressen wird. Auch hier wäre spielerisch deutlich mehr drin gewesen: So hätte man dem Spieler noch die Möglichkeit geben können, vor dem Wolf zu flüchten und sich ein spannendes Rennen auf Leben und Tod zu liefen. Im Multiplayer wäre es dagegen cool gewesen, wenn sich einer der Spieler selbst als Wolf auf die Schafsjagd begeben könnte. Leider wurde nichts von dem realisiert. Habt ihr den Transhumanz-Modus absolviert – was in etwa einer Stunde locker machbar ist – wird die Championsheep-Meisterschaft freigeschaltet, die bis auf die Punktevergabe und unterschiedliche Schwierigkeitsgrade keine weiteren Neuerungen mitbringt und euch auf die gleichen, wenigen Kurse schickt wie zuvor. Im Multiplayer hetzt ihr mit bis zu vier Schafen im Splitscreen über die Kurse und tragt neben Standardrennen auch Solo- oder Team-Meisterschaften sowie Knockout-Läufe gegen den Wolf aus – einen Onlinemodus gibt es nicht!
Kaufen, los!