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Colin McRae Rally 2005 (Rennspiel) – Der alte Rallye-König muss seinen Thron verteidigen – ob das nochmal klappt?

Rallye-Overkill: Richard Burns Rally und Xpand Rally buhlen gerade um die Gunst der über-Stock-und-Stein-Freunde, jetzt gesellt sich auch noch die fünfte Inkarnation des berühmtesten Rallye-Games dazu: Colin McRae Rally 2005.  Kann der alte König den Thron halten, oder wird es Zeit abzudanken?

© Codemasters / Codemasters

Doch wie so oft ist der Schatten sehr nah beim Licht: Die schöne neue Weitsicht offenbart in erster Linie die weite Ödnis der Landschaften, die Straßen sind speziell in Kurven sehr eckig. Das gilt auch für Räder und Radkästen an den sonst makellosen Fahrzeugen, welche ungute Erinnerungen an die kantigen Vehikel aus Enter the Matrix zurückrufen. Die Replays, auf den ersten Blick dank großartiger Kameras spektakulär in Szene gesetzt,

Steinzeit: Manche Levels sehen toll aus, manche lassen an der Grafikhardware zweifeln.

sind weder speicher- noch sonst wie bearbeitbar. Und schlussendlich hat sich auch am Publikum nicht viel getan, welches immer noch eine Mischung aus Pappkameraden und simpel animierten Polygon-Grinsebacken ist.

Dorf-Raserei

Die Jagd nach der Rallye-Krone führt euch über 75 Etappen, die auf neun Länder verteilt sind:  USA, Schweden, Japan, Griechenland, England oder neuerdings auch Deutschland! Knapp drei Dutzend Wagen aus acht Klassen wie »Vierradantrieb«, »Klassisch« oder »Spezial« schreien nach einer Testfahrt, wobei die meisten davon in der Meisterschaft erst freigespielt werden müssen – oder sich per Cheat freischalten lassen, der, wie bei Codemasters mittlerweile üblich, über eine teure 0190-Hotline verraten wird. Während die normalen Wagen wie Peugeot 206, Lancia Strato Ford Focus kaum zu überraschen wissen, findet sich mit den »4×4«-Karren eine interessante Klasse im Fuhrpark: Drei dicke Pickups wie der Mitsubishi Shogun, die normalerweise im Wüstenstaub von Dakar zu finden sind, bringen eine faszinierende neue Herausforderung ins Spiel, sind sie doch schwerer zu beherrschen als die weißen Tiger von Siegfried & Roy.

Die Steuerung ist unverwüstlich gut, und kommt sowohl Einsteigern als auch Rallye-Füchsen entgegen: Per Gamepad oder Lenkrad liegen die heißen Kisten gut in der Hand, selbst per Tastatur gelingen schnell punktgenaue Drifts. Jeder Straßenbelag wirkt sich spürbar unterschiedlich auf das Handling aus, leider gibt es kein wechselndes Wetter, welches die Sache noch mal spannender gemacht hätte: Zwar könnt ihr unter verschiedenen Bedingungen (sonnig, Regen, etc.) wechseln, aber die Wolkenfront bleibt das ganze Rennen über gleich. Ihr müsst allerdings keine Angst haben die Übersicht zu verlieren, denn natürlich werden vor jeder Kurve aussagekräftige Symbole eingeblendet, welche euch Stärke und Richtung der nächsten Abbiegung verraten. Und selbstverständlich werdet ihr pausenlos vom Copiloten zugelabert, dieses Mal sogar in verschiedenen Sprachen! Während euch im Englischen Colins bewährter Beifahrer Nicky Grist mit starkem 

Die neue Deutschland-Rallye führt euch u.a. durch einen engen Bauernhof.

britischen Akzent durch die Pampa leitet, bekommt ihr auf Deutsch eine unbekannte Stimme zu hören. Nichtsdestotrotz spricht euer Copilot sehr flüssig und kennt sogar verschiedene Tonlagen, wodurch er in bestimmten Situationen hektischer und höher klingt. Dazu gibt es noch gute Menümusik sowie etwas kraftlos brummelnde Soundeffekte – auf dem PC per EAX 4 (sofern hardwareseitig vorhanden), auf der PS2 in Dolby Pro Logic.

Habt ihr genug von den Fahrten gegen die Geisterwagen der Bestzeiten, erlaubt euch Colin 2005 den Hopser ins LAN oder Internet, wo ihr gegen sieben weitere Piloten antreten dürft – die ihr ebenfalls nur als Gespenster zu sehen bekommt, wodurch auch hier Xpand Rally die Stoßstange vorn hat.