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Cut The Rope (Logik & Kreativität) – Cut The Rope

Hunger ist ein echtes Problem, das nicht nur Teile der Weltbevölkerung, sondern auch erstaunlich viele Spielehelden beschäftigt. Doch während der durchschnittliche Schwertschwinger im Normalfall mit einem flott ausgepackten Huhn zufrieden ist, ist die Hauptfigur in Cut The Rope deutlich anspruchsvoller – hier muss es schon Süßkram sein. Physikalisch korrekt schwingender Süßkram, um genau zu sein.

© Zeptolab / Chillingo

Die große Knubbel-Fütterung

Rechts unten sitzt Om Nom, links oben baumelt das Objekt seiner Begierde – wie bekommt man den Süßkram an den Hindernissen vorbei in sein gieriges Maul?
Angeblich funktioniert das bei Eseln ja ganz gut: Man hält ihnen einfach eine Möhre an einer Angel vors Gesicht und sie trotten einfach drauflos. Praktisch. Im Falle von Om Nom, den knuddeligen grünen Hauptknubbel aus Cut The Rope, ist das nicht ganz so einfach: Das mit ausdrucksstarker Mimik gesegnete  Viech möchte gefälligst gefüttert werden, immerhin wurde es in einer Kiste geliefert! Da, am oberen Bildschirmrand, baumelt ein lecker aussehendes Bonbon an einer Schnur. Zack, macht der Finger auf dem Touchscreen, schneidet damit die Kalorienbombe von seiner Fessel, woraufhin sie Om Nom genau ins Maul fällt – ooooch, wie er sich freut! Das machen wir gleich nochmal, nur natürlich etwas komplizierter. Und dann nochmal. Und dann gleich nochmal. Och, wo wir schon dabei sind… und dann merkt man auf einmal, dass völlig ungewollt eine Stunde vorbei ist. Verdammt – schon wieder eines von diesen Spielen? Jup.

Schon wieder eines von -diesen- Spielen, die einen problemlos bei der Stange halten, unabhängig davon, wie oft man schon »Okay, aber nur noch einen Level, ich muss echt ins Bett, verdammt!« gemurmelt hat. Und wie bei diesen Zeitfressern üblich, ist das Spielprinzip kindisch einfach: Eine realistische Physikengine sorgt dafür, dass Om Noms begehrter Süßkram an dünnen Fäden herumbaumelt – anfangs noch einer, später werden es deutlich mehr. Man muss diese Fäden in der richtigen Reihenfolge und zum richtigen Zeitpunkt der Fingerwischer durchtrennen, dann fällt das Bonbon in Om Noms weit aufgerissenes Maul, er freut sich diebisch, auf geht’s ins nächste Level. Klingt einfach? Ist es auch, aber seinen Reiz bezieht Cut The Rope aus zwei Dingen: Erstens werden die Levels und Fadenkonstrukte mit steigender Zahl immer komplexer – aber nicht komplizierter. Zwar kommen weitere Spielelemente hinzu, die grundsätzliche Formel bleibt aber 100 Levels lang (weitere sollen folgen) unangetastet.

Ich hab‘ dich lieb!

Zweitens warten in jedem Abschnitt drei Sterne, die von dem baumelnden Bonbon erwischt werden müssen. Weitere Welten werden mit entsprechend vielen ergatterten Sternen freigeschaltet, man sollte also so viele wie möglich einsacken. Anfangs ist das noch ein Klacks, die erste Welt dient im Großen und Ganzen zum Aufwärmen, hier hat man mit dem Erwischen aller Glitzer kein Problem. In der zweiten Welt wird’s schon komplizierter, man beginnt, hier und da einen wegzulassen – und später bekommt man mit Standardmanövern bestenfalls einen Stern! An dieser Stelle trennt Cut The Rope den Gelegenheits-Spieler vom
Spätere Levels werden teilweise sehr hektisch: Man muss sich um Seifenblasen, Furzkissen, gefräßige Spinnen, fiese Spitzen oder verschwindende Sterne kümmern.
Profi: Wer wirklich alle Sterne haben möchte, muss sich einen Plan zurechtlegen, teilweise millisekunden und -metergenau den Faden durchtrennen und darauf hoffen, dass die Physik mitspielt, wenn die Süßigkeit in weitem Bogen in Richtung Om Nom zischt. Kommt man in einem Level partout nicht weiter, kann man ihn auch überspringen – aber wo ist dann die Herausforderung?

Anspruchsvoll wird die Angelegenheit dadurch, dass man es nicht nur mit der Fadenphysik, sondern auch mit weiteren Süßspaßbremsen zu tun bekommt: Da wären z.B. Seifenblasen, die das Bonbon umschließen und nach oben schweben lassen. Deren Flugrichtung man dann mit pustenden Furzkissen beeinflussen kann. Später muss man sich auch um verschiebbare Plattformen kümmern. Am Gemeinsten sind aber die aller Arachnophobie zum Trotz wahnsinnig niedlichen Spinnen, die an den Fäden entlang krabbeln, um sich ihren Teil der Süßfreude zu schnappen. Klauschweine! Die bringen ein angenehm hektisches Element ins Spiel, das in späteren Levels auch noch durch nach kurzer Zeit verschwindende Sterne verstärkt wird.

So simpel wie das Spielprinzip ist, so simpel ist auch die Technik – zumindest vordergründig. Die im Hintergrund werkelnde Physik-Engine ist bemerkenswert kompetent. Aber der eigentliche Star der Show ist Om Nom selbst: Mit seinem kleinen Knubbelkörper, den großen Augen und dem noch größeren Maul sieht er schon putzig genug aus. Aber wenn er voller Hunger nach einem vorbeischwingenden Bonbon schnappt, kann man sich ein breites Grinsen unmöglich verkneifen. Und wenn er einen mit großen Bambi-Augen ansieht, weil man gerade die Süßigkeit in den Abgrund hat fallen lassen, dann möchte man ihn eigentlich nur in den Arm nehmen, sich tausend Mal für diese Dummheit entschuldigen und es sofort nochmal versuchen – die Animationen sind wirklich erstklassig! Cut The Rope erscheint in zwei Fassungen: Für iPhone/iPod und iPad. Beide Fassungen unterscheiden sich nur durch die Grafikauflösung (das Retina-Display des iPhone 4 wird leider nicht nativ unterstützt, was aber durch den Comicstil kaum auffällt), allerdings ist es durch das größere
Größe: 12,4 MB
Getestete Version: 1.0
Preis (Stand: 22.10.2010): 79 Cent
Aktionsfeld auf dem iPad etwas leichter, die Fäden an der richtigen Stelle zu erwischen. Trophäenjäger dürften sich außerdem darüber freuen, dass sowohl Chillingos eigenes Crystal-System als auch Apples Game Center-Plattform unterstützt werden.

     

  1. "Teilweise sehr hektisch"? Ich fand das Spiel insgesamt zu einfach, aber es macht trotzdem viel Spaß den richtigen Lösungweg zu finden um alle 3 Sterne in einem Lever zu bekommen.

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