Veröffentlicht inTests

Das Böse unter der Sonne (Adventure) – Das Böse unter der Sonne

Die Versoftung des literarischen Erbes von Agatha Christie geht in die nächste Runde. Dieses Mal ist es der Roman „Das Böse unter der Sonne“, der als historisches Krimi-Adventure bei The Adventure Company erschien. Darin muss Hercule Poirot einen Mord aufklären, der sich in einem vermeintlichen Urlaubsidyll ereignete. Macht es Freude, mit dem Meisterdetektiv selbst zu ermitteln?

© AWE Games / JoWooD

Unsportlichkeit in Person

Hercule Poirot ist so etwas wie die kontinentaleuropäische Ausgabe des Sherlock Holmes. Der von Agatha Christie kreierte Detektiv ist Belgier, ebenfalls blitzgescheit und hat ein Auge fürs Detail. Allerdings unterschiedet er sich in einem Merkmal ganz erheblich von Holmes, denn es ist bei weitem nicht so agil wie der drahtige 

Wie alle seine Kollegen entpuppt sich auch der Detektiv mit dem französischen Akzent als hartnäckiger Nachfrager, der alles ganz genau wissen möchte. 

Londoner. Eher schon erinnert er an einen fetten Pinguin, wie er in seinem maßgeschneiderten Anzug durch die Gegend stapft. Seine teuren Lackschühchen möchte der Mann mit dem französischen Akzent ebenfalls schützen, weshalb er Geländemärsche auch wenn nötig vermeidet. Er würde ohnehin zu schnell ins Schwitzen kommen.

Ins Schwitzen kommt er im Spiel allerdings fast nie, denn er schleicht eher durch die Landschaft am Meer, als dass er mal Gas gibt. Ein behäbiger Detektiv ist freilich kein Schnellzug, aber es kann beim Spieler schon gelegentlich Unmutsausbrüche hervorrufen, die zumindest von gedachten Rufen wie „Jetzt schleich doch nicht so!“ begleitet sind. Aber irgendwie passt es auch zur eher betulichen Inszenierung des verzwickten Mordfalls, der im Sommer 1940 und damit mitten im Krieg spielt. Immerhin lässt sich das Verlassen der einzelnen Abschnitte durch Doppelklick verkürzen, was reichlich Nerven spart. Auch das Stoppen mit der Gehzeit mit Uhr geschieht zum Glück automatisch, so dass Poirot hier nicht weiter aufhält.

Kommentare auf dem Off

Grundsätzlich ist es natürlich zu begrüßen, dass ihr mal den Meister selbst spielen dürft und nicht wie letztes Mal nur seine Handlangerin. Freilich taugt er als Identifikationsfigur auch nicht viel mehr, denn wer möchte schon ein dicklicher kleiner Mann sein, der nicht mal willens ist, eine simple Leiter hinabzusteigen. Aus diesem Grund gibt es hier einen Beobachter im Hintergrund, der öfters mal seine professionell gesprochenen Kommentare ablässt, um Poirot etwas ins Lächerliche zu ziehen. Ob diese Hilfskonstruktion besonders gelungen ist, darüber lässt sich streiten, sie ersetzt aber immerhin einen ständigen Begleiter wie Dr. Watson.

Zu Identifikation taugt der ständige Begleiter Hastings schon eher, der allerdings nur sporadisch zu sehen ist und meist auch nur in Poirots Haut schlüpft. Man könnte es als eine Art Wettkampf betrachten: Schafft es Hastings, der letztlich nichts anderes ist als der Spieler selbst, den Mörder nur anhand der Schilderungen Poirots zu finden? Ihr braucht aber nichts zu fürchten, denn für euch heißt das nur, das ihr ab und in Poirots Büro zurückkehrt, um dort alles zu überdenken. Dort bekommt ich auch Hinweise von Poirot. Immerhin reicht das Ganze noch für eine dürftige Parallelhandlung, bei der es um einen geheimnisvollen Gegenstand geht. Ein wenig verirrend ist das alles freilich schon, aber das sind auch Christies Romane.

Promialarm

Der Fall ist schnell zusammengefasst, wer schon das Buch gelesen oder den Film mit Peter Ustinow gesehen hat, weiß ohnehin Bescheid. Die Leinwandgöttin Arlena Marshall wirbelt die feine Urlaubsgesellschaft auf der kleinen Insel ganz schön

Dieser Strand ist für Poirot erreichbar, da er eine Treppe besitzt. Unten am Meer findet der ungelenkige Belgier Antworten auf seine Fragen.

durcheinander und insbesondere die Männer sind ihr verfallen. Allerdings macht sie sich auch schnell Feinde, da sie sich in eine Liebesaffäre verstrickt, obwohl sie doch verheiratet ist. Feinde gibt es also genug, als die Schauspielerin ermordet aufgefunden wird. Wer hatte ein Motiv, sie um die Ecke zu bringen? Wer hatte den Mumm dazu? War es Eifersucht oder steckt etwas anderes dahinter? Arlenas Mann ist natürlich unter den Hauptverdächtigen, aber auch das Hotelpersonal war ihr nicht gerade wohlgesonnen.

Eine geradezu klassische Suche nach dem Täter über acht Akte entspinnt sich, die natürlich von den ganz unterschiedlichen Charakteren lebt. Das sind die Typen die ihr vielleicht aus anderen Hercule Poirot-Romanen kennt. Der vertrottelte Offizier a.D., der eigentlich nur Augen fürs vermeintlich schwächere Geschlecht hat. Das frustrierte Ehepaar, das sich anderweitig vergnügt, oder das naturverbundene Mauerblümchen, das aber ein finsteres Geheimnis mit sich herumträgt. Hier ist das besser gemacht als bei Sinking Island, wo die Suche nach den Verdächtigen eher öde war. Zwar gibt es dieses Mal auch Multiple-Choice-Dialoge, aber was bringt das schon, wenn man wieder alles fragen muss. Was ist das für eine Wahl? Der Fall kommt daher nur langsam in Schwung, wie Poirot selber.
                

  1. tina2503 hat geschrieben:Ich habe es mir gleich zum Erscheinungstermin gekauft und bereue es nicht...ich fand es sehr gut...Klar hatte man viele Laufwege und teils lange Dialoge, auch die Rätsel sind vielleicht nicht so kniffelig wie z. B. bei Geheimakte Tunguska aber ich fand es trotzdem gut... ich denke so was ist immer geschmackssache, ich bin auch keine Anfängerin auf dem Gebiet der Adventurespiele und konnte mich trotzdem dafür begeistern... ich spiele seit 1994 Adventures habe unmengen an Spielen und bin erst 20...also gehöre ich nicht in die Altersgruppe von pfingstens Mutter...
    Hi Tina,
    es steht ja nirgends geschrieben, dass Jüngere es nicht zocken dürfen. Ich meinte nur, dass es eher auf Ältere zugeschnitten scheint. Aber du hast mich eines Besseren belehrt. Es ist eben doch alles anders, als man denkt.;-)
    Viel Spaß noch,
    4P|Bodo

  2. Ich habe es mir gleich zum Erscheinungstermin gekauft und bereue es nicht...ich fand es sehr gut...Klar hatte man viele Laufwege und teils lange Dialoge, auch die Rätsel sind vielleicht nicht so kniffelig wie z. B. bei Geheimakte Tunguska aber ich fand es trotzdem gut... ich denke so was ist immer geschmackssache, ich bin auch keine Anfängerin auf dem Gebiet der Adventurespiele und konnte mich trotzdem dafür begeistern... ich spiele seit 1994 Adventures habe unmengen an Spielen und bin erst 20...also gehöre ich nicht in die Altersgruppe von pfingstens Mutter...

  3. pfingsten42 hat geschrieben:ich hab´s gekauft, angespielt (ich war neugierig) und hab´s dann meiner mum (alte christie-leserin - sorry mum, bist noch nicht alt :wink: ) geschenkt. ihr gefällt´s und mein alter muss jetzt mehr fernsehen...
    Hi pfingsten42,
    ich frage jetzt lieber nicht nach, was deine Eltern sonst so statt Glotzen machen.;-) Aber ohne den genauen Jahrgang deiner Mutter zu kennen, würde ich sagen, dass sie exakt in die Zielgruppe des Spiels fällt (Christie-Fan, etwas älter, wahrscheinlich noch nicht so oft am PC gespielt).
    Gruß,
    4P|Bodo

  4. ich hab´s gekauft, angespielt (ich war neugierig) und hab´s dann meiner mum (alte christie-leserin - sorry mum, bist noch nicht alt :wink: ) geschenkt. ihr gefällt´s und mein alter muss jetzt mehr fernsehen...

  5. Was dem einen zu langsam und zu langweilig, ist dem anderen (in diesem Fall mir) Enstspannung und Unterhaltung der gemütlichen Art. Ein erfrischender Gegenpol zu all der Hektik im Leben und in Spielen. Die manchmal fehlende Logik stört mich dabei natürlich auch, der seichte Schwierigkeitsgrad allerdings weniger. :)

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1