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Deadpool (Arcade-Action) – Deadpool

Von allen Marvel-Helden ist Deadpool einer der ungewöhnlichsten. Der geläuterte Ex-Superbösewicht mit Persönlichkeitsstörung und enormen Aggressionspotenzial steht in krassem Gegensatz zu den klassischen Saubermännern wie Peter Parker. Und ausgerechnet dieser anarchische Hallodri bekommt ein eigenes Spiel? Oh ja! Und was für eines!

© High Moon Studios / Activision

Löcher in der vierten Wand

[GUI_PLAYER(ID=106588,width=300,text=Deadpool ist wahrlich kein typisch stereotyper Superheld.,align=right)]Eines kann man Deadpool, mit bürgerlichem Namen Wade Winston Wilson, attestieren: Bescheidenheit ist nicht seine Stärke. Subtiles Verhalten ist ihm ebenso fremd. Gleiches gilt für den Begriff „Normal“. Er ist unsterblich. Er redet mit sich selbst, unterhält sich mit zwei Stimmen in seinem Kopf, spricht auch den Spieler vor dem Bildschirm mal direkt an oder nimmt auf die Pad-Aktionen Bezug. Und er ist der Hauptdarsteller in seinem Spiel, das er zusammen mit den High Noon Studios entwickelt, mit denen er zu Beginn telefoniert. Zwar hat er keine Lust, das Drehbuch zu lesen und bringt auch ad hoc Änderungen ein, aber hey: Er ist der Star, richtig?

Die Herangehensweise an Deadpool (das Spiel) ist ungewöhnlich. Wie in den Comics, in denen Deadpool (die Figur) als ruchloser Söldner seine Karriere auf der bösen Seite startete, bevor er zum mehr oder weniger „guten“ Helden wurde, wird immer wieder die so genannte „Vierte Wand“ durchbrochen. Dahinter versteht man z.B. im Theater eine imaginäre Wand (normalerweise die Bühnenabgrenzung zum Zuschauerraum), die von den Schauspielern aufbaut wird und hinter der sie ihre Szene spielen – quasi ein halbdurchlässiger Spiegel. Als Stilmittel kann ein Schauspieler diese Wand durchbrechen und direkt mit dem Publikum sprechen. Und genau das passiert hier ständig. Deadpool fordert einen immer wieder auf, ihm zu folgen. Er beschimpft einen, wenn man (geskriptet) die Kamera nach einer Explosion fallen lässt. Er versucht permanent, einen noch intensiver mit dem Spiel zu verbinden – und das gelingt ihm auch. Während dieses Stilmittel normalerweise genutzt wird, um den Zuschauer aus einer Szene herauszulösen und ihm eine andere Sicht auf die Dinge zu bieten, wird hier das Gegenteil erreicht: Man wird noch tiefer in die absurde Welt von Deadpool gezogen.

Witz über Inhalt

Wenn es um Humor geht, ist sich Deadpool für nichts zu schade und lässt kein Thema aus.
Wenn es um Humor geht, ist sich Deadpool für nichts zu schade und lässt kein Thema aus. © 4P/Screenshot

Sobald man sich auf diese Herangehensweise einlässt und akzeptiert, dass der Protagonist alles andere als ein gewöhnlicher Superheld ist, beginnt der absurde Humor zu zünden. In jeder Minute, in der man nicht mit Nah- oder Fernkampf die Gegnerklone dezimiert, für die es innerhalb der Geschichte natürlich eine Erklärung gibt (wenngleich auf Deadpools niedrigem Basisniveau), werden Gags abgefeuert. Slapstick ist ebenso zu finden wie zielsichere Situationskomik, es wird nicht mit sexuellen Anspielungen (oder Deutlichkeiten) gespart, pubertärer Toilettenhumor kommt nicht zu kurz und die Zwiegespräche zwischen Deadpool und seinen beiden Stimmen im Kopf sind eine Quelle für herrliche „Modianologe“. Nichts und niemand ist dem schwarzrot angezogenen Antihelden und den High Moon Studios heilig. Wolverine wird lautstark „gebitchslapt“, der „Mister Fusion Home Energy Reactor“ aus Zurück in die Zukunft kriegt ebenso sein Fett weg wie Videospiele, die X-Men im Allgemeinen oder viele andere Größen der Popkultur. Und obwohl Deadpool kein Mann des Subtilen ist, werden auch tatsächlich leisere humoristische Töne angeschlagen. Bei mir zumindest kann das von ihm selbst erzeugte „Blip“ beim Betätigen bestimmter Schalter immer wieder für ein leichtes Lächeln sorgen.

In diesem Zusammenhang geht nicht nur ein großes Lob an die Autoren (und Deadpool), sondern vor allem an Nolan North, der dem psychisch gestörten Anarcho-Helden seine Stimme leiht. Und das so überzeugend, dass ich den Synchron-Veteranen tatsächlich nicht wiedererkannt habe, obwohl er u.a. sowohl Nathan Drake in Uncharted als auch Desmond Miles ab Assassin’s Creed 2 (jeweils im englischen Original) gesprochen hat. Ein weiteres Lob geht an Activision, das wohlweislich keine deutschen Sprecher engagiert hat. Zum einen setzt sich der Humor über Sprachgrenzen hinweg, zum anderen wäre es nach meiner Einschätzung nur schwer möglich gewesen, den gesamten Witz in Deutsch vernünftig zu erfassen.


  1. Fang mit Headtrip an. Eine von Deadpool geführte Tour durch das Marvel Universum. Origi. Story brauchst Du nicht. Das ist bei Deadpool imo nicht wichtig.

    Sir Richfield hat geschrieben:
    Invisible Orange hat geschrieben:Wenn ihr Deadpool so toll findet dann kauft euch doch einfach die Comics.
    Dadurch bekommt ihr jede Menge vom bescheuerten Humor geliefert ohne für ein beschissenes Spiel zu zahlen.
    m(
    So much fail.
    Das Spiel ist nicht beschissen, sonn spielerisch lutes Mittelmaß. Es wird durch den Humor gerettet. Hier ist angebracht, zu warten bis das Spiel etwas günstiger ist, wenn man Deadpool mal AUSSERHALB der Comics erleben möchte.
    Der Witz an der Sache ist - der Humor rettet sogar das Spiel wenn man Deadpool NICHT kennt, aber auf sowas steht. Ich wußte zwar, dass es Deadpool gibt, habe aber nie was von ihm gelesen/gesehen. Hätte also auch eine kokmplett neue IP sein können.
    (Aber nicht von den Verkaufszahlen her. "Der Kunde" mag nichts Fremdes...)
    Selbst dann Bierchen die Publisher noch rum. Square Enix überzogene Erwartungen an Sleeping Dogs und Tomb Raider. Nintendos Marketing für neue IPs.
    Am Ende ist es die eigene Kohle und die eigene Wahl. Ich habe Headtrip, Deadpool Corps und Wade Wilsons War gelesen. Daniel Way kann mir einen blasen. Zum Glück ist sein Versuch an Deadpool vorbei.
    A

  2. Für mich ist Deadpool eindeutig das bessere Duke Nukem Forever. Hätten sie nur ein bisschen mehr in die Technik gesteckt und weniger auf einen lieblosen Konsolenport (auf PC) hätte das ein Knaller ala Batman sein können. So rettet der Protagonist und der Humor das Spiel grade so noch bevor es in die Bedeutungslosigkeit versinkt.
    Ich für meinen Teil liebe Deadpool und werde mir jetzt wohl mal ein paar Comics zulegen müssen. :)

  3. ruffygx hat geschrieben:Ich denke nicht, dass "4th wall" ein Begriff ist, den man unbedingt übersetzen muss :D
    Aber erklären und das hat man hier ganz gut gemacht. Ich glaube nämlich nicht, dass den Begriff jeder direkt versteht. Als ich ihn vor Jahren zum ersten Mal gehört habe wusste ich z.B. auch nicht, was damit gemeint ist.

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