Ganz so schnell erreicht man den Erdbegleiter ja nicht, denn die Mission beginnt auf unserem blauen Planeten. Wobei: Ganz so blau ist er schon längst nicht mehr. Im Jahr 2059 sind die nutzbaren Ressourcen nämlich nahezu aufgebraucht und ein Programm, um Rohstoffe vom Mond auf die Erde zu transportieren, schlug aus unbekannten Gründen fehl. Um diese Gründe aufzurollen und das Projekt wieder in Gang zu setzen, steigt man in eine Rakete, fliegt zu einer Basis über dem Mond und reist von dort
aus auf die Oberfläche des Trabanten.
Diese ruhige und umfassende Erzählung fühlt sich richtig gut an. Man erlebt ein großes Abenteuer, das dann am stärksten ist, wenn man schwerelos durch die Raumstation schwebt und sich mit eingeschalteter Taschenlampe einen Weg durch die stillen Gänge sucht. Ähnlich stimmungsvolle Augenblicke erlebt man bei kurzen Ausflügen auf dem Mond. Aber auch das Suchen nach Hinweisen im Inneren der Station lebt von der ruhigen Besonnenheit, die das Szenario diktiert.
Im weiten All immer geradeaus
Natürlich sind viele Türen verschlossen und müssen durch das Finden und Einsetzen von Energiequellen erst geöffnet werden. Man aktiviert Schalter in richtiger Reihenfolge, trennt den Weg versperrende Kabel und setzt durch das richtige Montieren von Ersatzteilen eine Drohne zusammen, die man anschließend durch Lüftungsschächte in nicht zugängliche Räume lenkt. Die Abwechslung tut dem Spiel gut…
… leider fehlt vielen Aufgaben aber ein halbwegs fordernder Anspruch, denn ob man dafür „Rätsel“ lösen muss oder nicht: Meist bewegt man sich in einem gleichförmigen Tempo voran, während es viel zu wenig abseits des Wegs zu entdecken gibt. Diese strenge Geradlinigkeit passt schlecht zu dem ruhigen Erkunden eigentlich weitläufiger, verlassener Kulissen.
Interaktive Kulisse und Erzählung als Hörbuch
Ärgerlich auch, dass man die Ereignisse, denen man auf den Grund geht, kaum über das Beobachten der Umgebung aufdeckt, sondern fast ausschließlich über künstlich darüberliegende Erklärungen. Das wirkt gerade an dem abgeschiedenen Schauplatz aufgesetzt. So scannt man z.B. dafür vorgesehene Objekte – und schon weiß das Tagebuch, was es damit auf sich hat. Stellenweise ergibt das nicht einmal Sinn, weil man ja keine Detektivarbeit geleistet hat.
Noch auffallender ist das fehlende Environmental Storytelling im letzten Viertel, wo man holografische Aufzeichnungen anhört (die schattenhaften Figuren bewegen sich nicht, sondern werden alle paar Sekunden durch ein aktuelleres „Foto“ der Aufzeichnung ersetzt), die für die Handlung wichtige Geschehnisse auf dem Mond zeigen. Mit anderen Worten: Anstatt die Spielwelt interaktiv zu gestalten, erklären die Entwickler einfach, was man wissen muss.
Fortsetzung folgt…
Zu allem Überfluss brechen sie außerdem ihren im Sinne eines Unterhaltungswerks glaubwürdigen Realismus an zwei, drei Stellen auf, um spielerisch aufregende Höhepunkte zu inszenieren. Diese Szenen sind zwar schnell vorüber, stellenweise aber auch frustrierend schwer, weil sie urplötzlich das Meistern neuer Herausforderungen fordern, mit denen man so nicht rechnen kann.
Das Tüpfelchen auf dem ärgerlichen i ist allerdings das Ende – bzw. das plötzliche Anhalten der Handlung, weil das Ende noch gar nicht im Spiel ist. Das hört mit einem Wechsel des Schauplatzes und einem Versprechen der Hauptfigur nämlich einfach auf. Nun ist Entwickler KeokeN ein kleines Independent-Team und will das fehlende Finale mit einem kostenlosen Downloadinhalt nachreichen. Aber bei aller Liebe: Auch unter diesen Vorzeichen sollte man ein unfertiges Spiel nicht verkaufen, ohne es als Early Access o.ä. zu kennzeichnen!
Okay, da hätten wir ja gleich mal ein Beispiel gegen Kurztests ( siehe 4P Umfrage Thread). Wär ja nach ner Stunde nicht aufgefallen, dass das Ende fehlt
Sowas als Vollversion zu verkaufen, gehört sich aber auch für Indie-Studios nicht.