Blanke Zahlen und Infos: Es gibt fast 50 Gebäude, von denen die meisten direkt mit der Erzeugung von Rohstoffen oder der Weiterverarbeitung zu tun haben. Man kann über 150 Güter herstellen und mit beinahe 30 Fahrzeugen transportieren. Umliegende Städte profitieren davon und wachsen kontinuierlich, wodurch ggf. neue Bedürfnisse entstehen, die man befriedigen muss. Das klingt doch alles ganz ordentlich. Und dieser Eindruck wird auch durch das solide Tutorial gefestigt. Insgesamt hätte man zwar mehr ins Detail gehen können, doch nachdem man sich durch den Mix aus Interaktion und statischen Texten gewühlt hat, bleibt das Gefühl, dass Industrie Imperium (hierzulande mit dem Präfix „Der Planer“ versehen) Potenzial besitzt.
Aber sobald man sich mit dem freien Spiel auf einer der drei großen Karten oder einem der sechs Szenarien beschäftigt, wächst der Frust. Denn ohne die textuelle Führung wirken die Menüs schrecklich unübersichtlich und die Zusammenhänge sind häufig unklar. Sicher: Man hat irgendwann raus, welche Gebäude wo versteckt sind, wie man für Ressourcen sorgt und wie man einen Wirtschafts-Kreislauf in Gang setzen kann. Dennoch dauert es zu lange, bis man sich vergleichsweise sicher und vor allem schnell zu dem klickt, was man eigentlich möchte. Und dann hören die Probleme nicht auf. Man hat zwar Übersichten, welche Rohstoffe einem in welcher Menge zur Verfügung stehen. Und beim freien Spiel fängt man beschaulich mit nur wenigen zur Verfügung stehenden Gebäuden und Transportmitteln an. Doch spätestens ab dem Moment, wenn man eine große Fläche auf der Karte sein Eigen nennt, auf der man entsprechend viele Fabriken, Rohstoffe fördernde oder produzierende Unternehmen und Energie herstellende Industrie hat, wird es unübersichtlich. Vor allem, wenn man Änderungen an der Warenkette vornehmen möchte. Denn für diesen Fall gibt es keine Möglichkeit, über eine Liste direkt zur Fleischerei zu springen, um z.B. die Belieferung von der Rinderfarm in Auftrag zu geben. Man kann auch nicht sehen, welche Betriebe in irgendeiner Form zusammenhängen oder wer was wo hinliefert. So verbringt man unnötig viel Zeit mit der Suche und dem Wühlen in den hässlichen Menüs.
Verschenkte Chancen
Das ist insofern bedauerlich, da sich die Grundlagen als durchaus solide zeigen. Zwar muss man bei der Rohstoff-Herstellung oder -Verarbeitung trotz schnellen Vorlaufs viel Geduld aufbringen. Doch das wirtschaftliche Fundament ist in Ordnung. Zumal es sich rudimentär auch auf die Entwicklung der umliegenden Gemeinden und Städte auswirkt. Beliefert man diese ihren Wünschen entsprechend, beeinflusst man auf diesem Wege deren Wachstum. Doch natürlich steht das Wachstum der eigenen Firma im Vordergrund. Und während der Kauf neuen Baulandes samt Bebauung problemlos erledigt werden kann, insofern man das nötige Kleingeld besitzt, ist der Straßenbau ein Graus. Kurven oder intelligenten Straßenbau kennt der Asphalt-Editor nicht – man kann sich nur helfen, indem man mehrere kurze Geraden aneinanderklebt. Doch während man von einer Hauptstraße an Punkt A problemlos eine Abzweigung zu den eigenen Fabriken (Zufahrtswege sind zwingend für den Transport von Waren nötig) bauen kann, ist noch lange nicht gewährleistet, dass der nur zehn Meter weiter rechts oder links liegende Punkt B (oder C) das gleiche Ergebnis liefert. Klar: Auch dieses Manko kriegt man irgendwann vorausschauend in den Griff und muss nicht ständig wieder Gebäude abreißen. Doch das hätte man anders lösen müssen.
Daneben kann man fehlende logische Zusammenhänge wie z.B. eine Hühnerfarm, die disproportional mehr Eier als Hühner produziert, beinahe schon ignorieren. Oder auch die „Sonderfähigkeiten“, die man mit Punkten freischaltet, die man wiederum für das Erreichen von Meilensteinen bekommt. Darüber kann man z.B. den Spritverbrauch der Transporter senken, Baukosten verringern usw. Und das führt dazu, dass man im schlimmsten Fall auf eine Industrie setzt, die man eigentlich gar nicht unterstützen möchte, nur um die Meilenstein-Punkte einzuheimsen, damit man schließlich das bauen kann, was man eigentlich will. Egal wohin man schaut: All das, was an der Basis noch einigermaßen funktioniert, wird durch problematische Design-Entscheidungen torpediert und bringt den im Ansatz aufkeimenden Spaß schnell zum Stolpern.
@James Dean
Ja Anno sieht super aus aber mit 2070 hat sich die Serie auch ins aus geschossen. Unnötige Veränderungen aber gerade grafisch in die Comic-Kerbe geschlagen. Nicht so extrem wie andere Titel aber trotzdem schön abgerundet, überzeichnet mit so einem milchigen Nebel. Ich wünsch mir ein Anno 1800, das wieder ein knackascharfes, klares Bild liefert und einen realistischeren Stil wie noch bei 1404.
Wenn man bedenkt wieviel Spaß wir damals mit Der Planer 1 hatten.. das waren noch Zeiten.
Aber Anno sieht heute noch von allen Aufbauspielen am besten aus. Was aber auch daran liegt, dass viele Spiele auf diesen Comic-Look aufspringen, siehe etwa Sim Shitty.
Ich hatte mir im Kino eine dieser kostenlosen Zeitschriften gegriffen und das Spiel dann im dunklen Saalgesehen. Mein Interesse war sofort geweckt, ich mag solche Aufbauspiele aber die böse Überraschung kam später als ich mir die Seite noch mal im Licht ansah.. das Spiel ist einfach irre hässlich. Ich bin echt erstaunt gewesen, wieso man das nicht besser hinkriegt aber Tropico 5 fand ich ehrlich gesagt ebenfalls deutlich hässlicher als Anno 1404. Was ist nur los in diesem Genre?
War irgendwie fast schon zu erwarten, dass das Spiel floppt, auch wenn man sich ja trotzdem gern an die Hoffnung klammert, denn damals der erste Planer hat schon irgendwie Spaß gemacht.
Scheinbar sollte ich mal Train Fever anschauen, wenns rauskommt, denn openTTD habe ich schon seeeehr viel gespielt.
Allerdings fehlt selbst bei openTTD einiges. Mir stellt sich da viel zu schnell großer Gewinn auch bei teuren Betriebskosten und Co ein und auch sonst sind viele Mechaniken eigentlich ziemlich platt umgesetzt. Aber wenn die Alternativen fehlen... Spaß machts ja trotzdem.