Dunkle Vorzeichen
Der Stab über Diablo Immortal war eigentlich schon im Moment der Ankündigung gebrochen. Ihr erinnert euch noch an die BlizzCon 2018? Spätestens nachdem der „Red Shirt Guy“ mit seiner Frage nach einem „verspäteter Aprilscherz“ zum Meme-Helden wurde und die legendär-verwunderte Nachfrage „habt ihr denn keine Telefone?!“ von Chef-Entwickler Wyatt Cheng zum Internet-Aufschrei führte war klar – das wird eng mit dem Fan-Zuspruch. Und man könnte auch mit vier Jahren Abstand sagen: Durchaus zu Recht!
Vielleicht hat die Entwicklung des Mobile-Diablo auch deshalb genau diese vier weiteren Jahre in Anspruch genommen. Und vielleicht ist auch genau deshalb zufälligerweise doch noch passend zum Release eine PC-Beta zum Action-Rollenspiel aufgetaucht. Trotzdem wird Diablo Immortal seinen Ruf nicht los, wenig mehr als ein billiger Abzock-Versuch zu sein. Angesichts der letzten Neuigkeiten um sechsstellige Beträge für einen Top-Charakter ist das auch durchaus verständlich. Aber wieviel Spiel steckt denn jetzt wirklich in diesem potenziellen Groschengrab? Und vor allem: Was ist dran, an der Aufregung?
Im Kern ein Diablo
Eins kann ich euch direkt verraten: Diablo Immortal ist mehr als nur ein Fantasy-Casino oder ein Bezahl-Simulator. Zumindest auf den ersten Blick. Denn NetEase hat sich wirklich alle Mühe gegeben, das unnachahmliche Diablo-Feeling in seiner Essenz auf mobile Geräte zu bringen. Und dabei haben die Chinesen das Kunststück vollbracht, das Action-Rollenspiel auch auf dem kleinen Bildschirm jederzeit angenehm spielbar zu halten. Die Kulisse erinnert mit ihren satten Farben und überladenen Effekten durchgehend an Diablo 3 – allerdings in hübsch! Wenn es ein Spiel gibt, das eindrucksvoll demonstriert mit welcher visuellen Qualität die verpönten Mobile-Spiele im Jahr 2022 auflaufen, dann ist es Diablo Immortal. Von düsteren Gräbern über staubige Wüsten, vom Feuerball bis zur Totenbeschwörer-Todessense: visuell und akustisch blutet Diablo Immortal Atmosphäre. Und ja: Deckard Cain ist natürlich auch wieder dabei.
Ein entsprechend aktuelles Gerät vorausgesetzt, laufen die Gefechte dabei in bis zu 120hz und bei stabiler Internetverbindung auch völlig ohne Verbindungsabbrüche und Lags. Denn ja – ironischerweise ist das erste Mobile-Diablo auch das erste echte Diablo-MMO. Mit eurem Charakter seid ihr immer auf einem Server unterwegs, ihr trefft in den Hub-Städten und in der Wildnis immer wieder auf andere Spieler und natürlich gibt es mit Gruppen-Dungeons, Instanzen, Clans und Co. einen ganzen Haufen Content, für den sich das Zusammenspiel mit anderen Spielern lohnt. Problemlose Lobby-Systeme, Gruppen, die auch bei einem der seltenen Disconnects erhalten bleiben und ein völlig nahtloser Fortschritt zwischen PC und Smartphone machen die gesamte Spielerfahrung dabei unheimlich komfortabel und unproblematisch. Es gibt bei Diablo Immortal übrigens fünf Klassen vom Barbaren bis zum Totenbeschwörer. Dazu einen schönen Charaktereditor – und ziemlich viel wirklich schickes Loot.
Edit: Jep, Helge Thiemann zum Thema F2P und Monetarisierung, Daniel Illy zum Thema Spielesucht.
https://www.gamestar.de/artikel/diablo- ... 81430.html
Ui, danke für den Tipp! Da werde ich reinhören
Für Interessierte: Die Jungs bei "The Pod" haben diese Woche eine Themenwoche rund um F2P und Monetarisierung am Beispiel Diablo Immortal sowie eine Folge zur Computerspielsucht im Angebot. Bei den Folgen ist der Diplom-Psychologe Helge Thiemann zugegen. Darüberhinaus sind sie diese Woche für alle kostenlos zu hören. Außerdem hat Andre ein Gespräch mit der USK angekündigt.