Veröffentlicht inTests

Die Gilde DS (Taktik & Strategie) – Die Gilde DS

Mit ihrem Aufwasch Die Gilde 2 inklusive lauwarmer Add-Ons hat JoWood die Fans des mittelalterlichen Treibens enttäuscht. RTL will diese nun auf dem DS wieder mit der Handelssimulation versöhnen, die bewusst auf alte Tugenden setzt. Obwohl man es bei Die Gilde DS nur mit virtuellen Gegnern zu tun hat, kommt man sich ein wenig wie beim Brettspiel vor.

© Independent Arts / RTL Games

Gilde und Konkurrenten

Dies meisten Aktivitäten der Händlervereinigung spielen sich im Rathaus ab, das eines der wenigen Gebäude ist,

In den Städten geht’s hübsch mittelalterlich zu. Man muss Kontrahenten ausschalten und die Gilde für sich gewinnen.  

die man per Stylus betreten kann. Es ist das prächtigste Haus am Platze, doch viel ist nicht los: Man kann Kontore, Betriebe und Titel erwerben, spenden und die anderen Kaufleute überzeugen. Da man einen Ruf zu verlieren hat, wenn man sich ungebührlich verhält, gibt es die Möglichkeit sich durch Geldzahlung rein zu waschen. Unehrenhaft ist es etwa, die anderen Händler oder gar Konkurrenten zu überfallen. Auf der Skala von gut bis böse rutscht man dann in den roten Bereich. Daraufhin geht man ins Rathaus und spendet ein paar Gulden für ein Dach oder ähnliches, um wieder gut da zu stehen. Die „weiße Weste“ ist insofern wichtig, da nur ein ehrenwerter Mann Chancen hat, die Mitglieder für sich einzunehmen.

Obwohl man öfters auf die virtuelle Konkurrenz trifft, hat man nicht immer das Gefühl, es mit echten Gegnern zu tun zu haben. Die anderen Händler, die wie wild ihre Bahnen auf der Karte ziehen, wirken leider nicht wie Menschen. Sie reden nicht mit einem, überfallen einen auch nicht und außer dem Handel gibt es keinerlei Interaktions-Möglichkeit – außer im Fall von Auseinandersetzungen, falls man sich für diese Möglichkeit des Siegs entschieden hat. Obwohl man ihr Fortkommen im Menü ablesen kann und sie alle eine eigene Flagge haben, wirken sie unterm Strich schemenhaft. Hier hätte man definitiv mehr machen können, um ihnen Persönlichkeit einzuhauchen.

Urige Aufmachung

Den Machern gelingt es ein beachtliches mittelalterliches Flair auf die kleinen Bildschirme zu zaubern, das viel eher ans erste Gildenspiel oder an Patrizier erinnert als an die umstrittene 3D-Grafik von Gilde 2. In den Städten gibt es stilechte Gebäude wie Burgmauern, Kräne oder Fachwerkgebäude, die sogar von passender Musik untermalt werden. Geräusche wie flatternde Zeltplanen oder Karren klingen zusätzlich urig. Schade ist allerdings, dass ich beim Durchscrollen nur eine Handvoll Häuser betreten kann. Immerhin gibt es die Möglichkeit, in der Spelunke etwas zu trinken, wobei ich Tipps für lukrative Routen bekomme. Der Wirt kennt zwar alle Preise, aber sonst macht er nicht den Mund auf. Hier hätte man noch mehr machen können, indem man noch mehr Möglichkeiten für die Interaktion schafft.

Das hätte etwa gut ihm Rahmen einer Nebenhandlung funktioniert, wofür es jede Menge Optionen gäbe: Eine Heirat vielleicht oder ein profitables Angebot eines Fürsten. Doch das Spiel konzentriert sich komplett auf die Handelsfunktionen, was sich u.a. darin zeigt, dass die Kleinigkeiten wie Vertragsabschluss per Siegelring oder Feilschen mit Liebe zum Detail dargestellt werden. Das Leben der Spielfigur bleibt dabei leider auf der Strecke, denn außer in der Einführung wird nirgends etwas darüber erzählt. Filme sucht man vergebens. Ein Schuss mehr Story wie bei Pirates! wäre wünschenswert gewesen, da das Spiel eigentlich dafür geschaffen ist, eine dynastische Geschichte zu erzählen.