Die exklusive Überraschung zum Jahresende?
Der Softwarenachschub auf der Vita mag ja schwächeln, trotzdem wurde Sonys kleiner Schmuckkasten in diesem Jahr immerhin mit ein paar richtig unterhaltsamen Exklusiv-Perlen versorgt: Fans von Jeff Minter bekamen mit TxK endlich einen Nachfolger zum Arcade-Klassiker Tempest, Ys: Memories of Celceta zelebrierte die liebevolle Neuinterpretation eines Rollenspiel-Klassikers und die japanischen DanganRonpa-Adventures waren sogar waschechte spielbare Psycho-Thriller. Wie reihen sich die Muppets in diese Auflistung ein? Nun ja, nicht besonders ruhmreich – wenn man es euphemistisch ausdrücken will. Wenn einem trotz neun Stunden Schlaf ständig die Augen zufallen, spricht das nicht gerade für einen 2D-Plattformer.
Gerade in diesem Genre wurde ich in den letzten Jahren derart verwöhnt, dass es fast schon bizarr wirkt, welch simple Spielmechaniken Virtual Toys und Sony ihren Kunden hier zumuten. Zugegeben: Die Zielgruppe ist sehr jung, aber Kirby und Yoshi schaffen es doch auch, eine sehr leichten Schwierigkeitsgrad anzubieten, ohne derart stupide zu sein.
Spielmechanik aus der Steinzeit
Als Kermit laufe ich z.B. lediglich von links nach rechts durch eine schrecklich monotone Piratenwelt, hüpfe ab und zu über einen Abgrund oder kloppe mit einem Regenschirm auf Gegner ein. Ab und zu wechselt der froschgrüne Held sogar wie bei Shantae: Risky’s Revenge in eine Hintergrundebene. Dort schnappt er sich meist einen Fisch, um ihn an eine aufdringliche Möve zu verfüttern. Doch selbst solche Aufgaben haben die Bezeichnung „Rätsel“ eigentlich nicht verdient. Statt Handlung oder Humor der Kinofilme einzufangen, schickt das Spiel mich einfach nur durch einige strunzlangweilige Hüpf-Levels. Ähnlich wie im alten Oscar für den Amiga bleibt dabei stets klar, dass Kermit und seine Freunde lediglich auf einem Filmset herumturnen und die Gewalt gestellt ist.
Nach und nach schlüpfe ich in unterschiedliche Rollen: Im Gegensatz zu Kermit schlägt Westernheld „Tier“ nicht auf seine Gegner ein, sondern attackiert sie mit einer Zwille. Allerdings sind auch seine Widersacher nervig zwischen Sprungpassagen platziert. Dank des niedrig angesetzten Schwierigkeitsgrads stellt das aber kein allzu großes Problem dar. Miss Piggy sorgt immerhin visuell für Abwechslung: Sie läuft nicht nur von links nach rechts, sondern wie im 16-Bit-Klassiker Super Ghouls ’n Ghosts an einem rotierenden Turm empor. Die eingestreuten Schalter- und Schieberätsel wirken aber ähnlich einschläfernd wie die Action.
Tödlicher Onkel und tödliche Langeweile
Ein Bosskampf gegen „Onkel Tödlich“ kann ebenfalls nichts mehr retten. Einfach die Kugeln mit der richtigen Farbe zurückschleudern – fertig. Im Einleitungstext wird sogar vorgekaut, auf welche Farbe man achten soll.
Zwischendurch erzählen dröge inszenierte Comic-Sequenzen die Geschichten über eine Tomatensauce-Quelle in der Westernstadt oder Kermits Rettung durch Miss Piggy. Immerhin klingt die professionelle deutsche Synchronisation solide. Wenn man von den sich ständig wiederholenden Elementen absieht,wirkt auch die Kulisse durchaus idyllisch – zumindest theoretisch, denn in Bewegung leidet sie unter ständigen Ruckel-Attacken. Wer beim Abspann immer noch nicht eingeschlafen ist, kann sich danach noch weiter quälen und die Levels ein zweites Mal besuchen: Mit Spezialfähigkeiten wie einem Doppelsprung gelangen die Figuren dann an versteckte Filmrollen – unglaublich spannend!