Um es kurz zu machen: Das ist das leichteste, langsamste, naivste und linearste Dragon Quest, das ich je gespielt habe – es ist quasi eine Kinderedition, speziell auf die Generation Pokémon zugeschnitten, die gerne sammelt, mixt und kämpft. Und jetzt festhalten, ihr rundenbasierten Veteranen: Die Kämpfe sind bei den Taschenmonstern in HeartGold oder SoulSilver taktisch deutlich anspruchsvoller als das, was einem hier begegnet – von den echten Dungeonherausforderungen eines Etrian Odyssey ganz zu schweigen. Selbst wenn man mal in kritische Bereiche mit seinen Lebenspunkten kommt, wird man noch stärker: Denn dann lassen einige Helden noch einen verheerenden Spezialschlag vom Stapel, der fast immer die gesamte Gruppe rettet.
Dieses Spiel ist wie eine virtuelle Lebensversicherung. Lediglich die Bossmonster und manche späteren Katakomben sorgen mal für einen Hauch von Anspruch und der Schwierigkeitsgrad zieht wenigstens so an, dass man mal einen Rückzug machen und die Gruppe heilen muss. Das liegt aber unter Tage mehr an der Häufigkeit als an der Qualität der Feinde: Vor allem in den Dungeons wimmelt es vor aggressiven Monstern, die einen selbstständig attackieren, so dass man quasi im Sekundentakt kämpfen muss – und das nervt überraschend schnell, obwohl das Figurendesign zwischen skurril und putzig immer wieder für Hingucker sorgt.
Die Kämpfe nerven aber, weil man kaum überlegen muss, wer vorne oder hinten steht, wer welchen Zauber vorbereitet oder mit welcher Waffe zuschlägt – eigentlich funktioniert alles. Und so drückt man sich stupide durch. Lediglich bei den Zaubern muss man mal zwischen Attacke, Heilung oder Unterstützung bzw. Schwächung wählen. Ja, es gibt Immunitäten und Widerstände, Lähmungen und Bereichsschaden, aber all das ist überschaubar und man muss es nicht zwingend berücksichtigen, um vorwärts zu kommen.
Für Taktikfüchse ist das Spiel eine einzige Enttäuschung, weil man auch zu selten magisch oder clever kontern muss. Auch die Tatsache, dass mehrere der sechs wählbaren Klassen den Heilzauber beherrschen und die Tränke zur Genesung genau so billig sind wie die Teleportationsflügel, die einen in null Komma nichts aus einer gefährlichen Gegend vor die sichere Stadt bringen, unterstreicht den Einsteigercharakter. Hier soll man immer vorwärts kommen. Und genau diese Leichtigkeit macht es der eigenen Motivation schwer.
Vater unser im Himmel
Wieso ich bisher nichts zur Story gesagt habe? Weil sie schrecklich belanglos und mit ihrem religiösen Sendungsbewusstsein fast schon aufdringlich ist. Bloß gut, dass auch dieses DragonQuest ein erzählerisches Universum für sich ist, so dass einem die Story nie wieder begegnen dürfte. Sie scheint auf Kinder abzuzielen, die man auf den rechten Weg bringen will: Nichts gegen Moral, die gibt es in allen Rollenspielen, aber die muss man doch nicht gleich mit einem Eimer Weihwasser ausschütten, so dass man sich wie ein begossener Messdiener vorkommt! Das Weltbild erinnert mit seinem allmächtigen Gott und dem Konflikt mit seinem Sohn, der die Menschheit schützen will, umgehend an das christliche – und zwar so stark wie in keinem mir bekannten Rollenspiel.
Man beginnt als unsichtbarer Schutzengel mit Heiligenschein, der sich um die Belange der Menschen kümmern und möglichst Gutes tun soll. Immerhin verliert man recht schnell diesen göttlichen Status, als eine Katastrophe über die heile Welt herein bricht und man als normaler Mensch ohne Flügel auf der Erde landet. Zwar kann man noch Geister sehen, aber ansonsten muss man sich wie ein Sterblicher verhalten, um der Ursache auf die Schliche zu kommen. Was hat es mit den goldenen Zügen auf sich? Kann man überhaupt wieder in die Basis im Himmel? Man braucht wie immer keinerlei Vorkenntnisse aus der Serie, um sich diesen Fragen zu stellen.
Man könnte fast meinen, dass das Spiel zu Missionszwecken im Vatikan entwickelt wurde. Wenn die Story trotzdem spannend und dramatisch wäre, dann könnte einem das egal sein – nicht die Religion ist wichtig, sondern die Dramaturgie. Aber die ist durchwachsen: Die Spielwelt öffnet sich immer vorhersehbar ein kleines Stück, damit die Story wieder etwas angeschubst werden kann. Und es läuft immer darauf hinaus, den nächsten Bösewicht in der nächsten Region zu vernichten. Man befreit erst A, dann B. Wenn man in einer Stadt namens „Siechau“ dann eine Seuche bekämpfen muss, sagen sich die Offensichtlichkeiten auch noch gute Nacht.
Man hat auch nie eine moralische Wahl innerhalb der Aufgaben; alles ist so durchschaubar Schwarz oder Weiß, dass man sich schon über kleine Wandlungen freut, wenn mal aus einem bösen ein guter Ritter wird. Auch in den manchmal sogar lustigen Dialogen gibt es zu oft ein kitschiges Niveau, was auch an der nervigen Fee liegt, die einen als schwebendes Top-Model in Strumpfhose begleitet: Ihre Sprüche sorgen von Beginn an eher für TV- als Abenteuer-Flair. Eine Kostprobe: „Oh, bist du schon groß geworden! Du hast ja schon einhundert Kämpfe gewonnen, mein kleiner Viktor! Ist das nicht süß?!“ Ich habe Kulleraugenabenteuer wie Skies of Arcadia sehr gerne gespielt, ohne dass die Grenze der Albernheit erreicht wurde, aber hier hört es auf. Und diese Fee quatscht einfach zu viel.
Nach über 60 Stunden in diesem Spiel (und immer noch nicht durch) will ich auch mal was dazu sagen: Das Spiel ist klasse. Und auch nicht zu leicht. Ich habe die Remakes der Teile 4, 5 und 6 auf dem NDS gespielt und vom Schwierigkeitsgrad ist Teil 9 auch dort anzusiedeln. Bin schon öfter mal bei Bosskämpfen krepiert und musste an meiner Taktik und Berufswahl feilen.
Der Umfang kann sich wirklich sehen lassen, bei all den Nebenquests und Herstellungsmöglichkeiten von Items. Die kleinen Nebengeschichten sind wirklich herzallerliebst geschrieben (die Geschichte um die Puppe eines Mädchens hat mich schon sehr gerührt!).
Einzig das sehr häufig vorkommende Ruckeln nervt.
Ansonsten Top-Spiel für Fans aller klassischen Rollenspiele.
Also, habe es doch mal angespielt (ausgeliehen) und 4Players hat recht. Dante66, tut mir leid, aber sowas von daneben von dir. Man hat dich wohl bezahlt fuer diesen Kommentar. Nicht leicht? Ich gewinne 99% aller Kaempfe durch stetiges Druecken der A-Taste. Das nenne ich zu leicht. Fuer Kinder eben, die keine Misserfolge ertragen koennen. Spezialfertigkeiten und Zauber sind da, aber ziemlich unnoetig, da einfach nur draufhauen auch reicht.
FINGER WEG VON DEM SPIEL!!!
Ich habe mir das Spiel trotz der schlechten Bewertung gekauft und ich finde es super.
Meine Meinung nach sollte es über 90% haben.
Die Behaubtungen wie "zu leicht" , "linearer Spielverlauf" und "schwache Story" stimmen überhaubt nicht!
Mal im Klartext:
Das Spiel hat die beste Story die ich jemals gesehen hab,viel besser als die von Zelda das 98% bekommen hat.
Der Spielverlauf ist übehaubt nicht linear oder sonstwas.
Und der Schwierigkeitsgrad ist nicht leicht
(dabei bin ich ein ganz guter Spieler)
Würde mir es schon gerne holen aber die Wertung schreckt mich schon ab, bisher waren alle sub-80er Wertungen bei 4players dann auch für mich nichts, es fehlte oft an der Herausforderung und der Langzeitmotivation, was ja bei einem Rollenspiel unbedingt dazugehört...diesmal vertraue ich 4players bevor ich mich wieder über einen Fehlkauf ärgere.
@ReverendGodless
Dir ist aber schon klar, dass Nintendo mit der Entwicklung des Spiels nicht das geringste zu tun hatte? Was hier falsch gelaufen ist, ist Square-Enix (bzw. Level 5) zuzuschreiben und sonst überhaupt niemandem.
Ich habe es noch nicht gespielt und habe dementsprechend nicht den direkten Vergleich, aber auch alle bisherigen Dragon Quests haben sich nicht wirklich ernst genommen. Der alberne Humor gehört zur Serie, ob man das nun mag oder nicht.
Diese "bunte Welt von Nintendo" ist leider einfach nicht von Nintendo