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Eliza (Adventure) – Edles Hör-Spiel

Ich hatte mich vor kurzem erst gefragt, wann Zachtronics ein neues Spiel vorstellt. Immerhin haben die Macher von SpaceChem und Opus Magnum ihre Knobelspiele stets im Jahresrhythmus veröffentlicht. Und siehe da: Wenige Tage später befindet sich Eliza schon bei uns im Test – mit einem gewaltigen Unterschied zu den Jahren davor. Denn die Visual Novel hat mit komplexen Rätseln nichts zu tun. Sie ist ein interaktives Hörspiel, das sich auf spannende Art mit einer künstlichen Intelligenz befasst und den Fragen, die sie aufwirft.

© Zachtronics / Zachtronics

Lesen statt lösen

Weil vielleicht nicht alle an Zachtronics interessierten Spieler damit vertraut sind: Visual Novel bedeutet vor allem zuschauen. Im Gegensatz zu anderen Spielen löst man ja nahezu keine Rätsel und ist schon gar nicht als aktiv handelnder Avatar Mittelpunkt des Geschehens. Vielmehr fließt eine Textzeile nach der nächsten über den Bildschirm, während starre Bilder die Situation illustrieren. Im Mittelpunkt steht nicht das eigene Tun, sondern das Verfolgen der Geschichte.

Und die ist Matthew Seiji Burns ausnehmend gut gelungen! In den Mittelpunkt stellt der Autor, Regisseur und Komponist Evelyn Ishino-Aubrey, deren Vergangenheit er zunächst im Dunkeln lässt – nicht, weil sie faktisch ein Geheimnis ist, aber um das Interesse seiner Spieler zu wecken. Und weil ihm das mit diesem und anderen erzählerischen Mitteln überzeugend gelingt, werde ich nichts vorwegnehmen, sondern lediglich im Groben Eckpunkte und Motive anreißen.

Die Repräsentantin

Evelyn wird als „Proxy“ angelernt; eine Art Schnittstelle zwischen der KI Eliza und Klienten, die psychologische Hilfe suchen, sich eine klassische Beratung aber nicht leisten können. Sie vereinbaren damit einen Termin in

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Proxys sehen einige der Daten, die Eliza analysiert und natürlich die Antworten, die die KI vorgibt. © 4P/Screenshot

einer Eliza-Filiale, wo sie sich mit ihrem Proxy in einem Besprechungszimmer treffen. Der menschliche Kontakt soll die Beratung erleichtern…

… das eigentliche Gespräch führt allerdings Eliza, denn das titelgebende Programm analysiert zentrale Begriffe, misst den Puls, die Atmung sowie andere Werte der Klienten und formuliert daraufhin passende Antworten. Als Grundlage dafür dient ein riesiger Datensatz zuvor gesammelter Fälle – auch das ist im Verlauf der Handlung ein Thema. Proxys müssen jedenfalls die von Eliza an ihr Display übertragenen Antworten vorlesen, ohne auch nur im Geringsten davon abzuweichen.

Multiple-choice auf rotem Faden

Es geht natürlich um die Frage, ob diese Art der Beratung hilfreich ist, aber auch um den zugrundeliegenden psychologischen Ansatz, die Herangehensweise derer, welche die KI erschaffen haben, und mehr. Immerhin trifft Evelyn bald schon Schlüsselfiguren, die auf sehr verschiedene Weise mit Eliza

Eine Anmerkung zur Steuerung



Eliza ist sowohl mit Tastatur als auch der Maus sowie beidem spielbar. Nur wer ein Gamepad verwenden möchte, muss damit rechnen, dass das nicht richtig funktioniert, weil der Cursor stets das komplette Menü nach oben oder unten wandert.

So erging es uns jedenfalls im Test. Die Entwickler sind bereits auf Fehlersuche – momentan ist dies allerdings eine ärgerliche Einschränkung, die das gemütliche Spielen z.B. vorm Fernseher leider erschwert. © 4P/Screenshot

in Verbindung stehen, wobei Burns jedem Charakter eine ebenso menschliche Perspektive wie faktisch fundierte Argumente verleiht. Das hat die Geschichte spätestens dann interessant gemacht, als ich nach dem gewählten Ende noch einen anderen Ausgang probiert und als überraschend nachvollziehbar empfunden habe.

Nun ist Eliza kein Detroit: Become Human. Burns spinnt einen geradlinigen roten Faden, dessen Verlauf man nur zum Schluss maßgeblich lenkt. Er arbeitet seine Figuren aber so sorgfältig aus, dass ihre Argumente sowohl emotional als auch rational stets glaubwürdig sind. Man macht sich selbst ein Bild, fühlt für Personen, die zunächst unnahbar wirken, und hinterfragt Manches, das als selbstverständlich gilt. Dazu trägt auch bei, dass man die Unterhaltungen zwar nie entscheidend beeinflusst, mit kleinen Multiple-choice-Entscheidungen aber immer den eigenen bzw. Evelyns Standpunkt einbringen kann. So wenig das im Großen ändert, so sehr erleichtert das den emotionalen Zugang.

Hör-Spiel

Dazu trägt außerdem bei, dass nicht nur die intellektuelle Diskussion, sondern auch die Figuren selbst im Mittelpunkt stehen. Burns konzentriert sich zwar auf die großen Argumente, räumt den Auswirkungen des Wirkens der künstlichen Intelligenz und was es bedeutet an ihr zu arbeiten aber so viel Raum ein, dass man versteht, was die technologischen Veränderungen für einzelne Menschen bedeuten.

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Das stilvolle Artdesign und der stimmungsvolle Soundtrack tragen viel dazu bei, dass man Eliza als edles interaktives Hörspiel wahrnimmt. © 4P/Screenshot

Nicht zuletzt wurden die Gespräche von durchgehend erstklassigen Sprechern vertont. In der Tat setzt sich Eliza dadurch vom Großteil der Visual Novels ab: Anstatt Textwüsten zu lesen, habe ich mich zurückgelehnt und die Erzählung wie ein hochwertiges Hörspiel genossen. Es tut richtig gut, Aily Key in der Rolle von Evelyn und vielen Anderen zuzuhören! Zumal auch die stilvollen Zeichnungen sowie das hervorragende Sounddesign viel dazu beitragen, dass das Spiel einen edlen Eindruck hinterlässt.

Geschickt verhindert Burns außerdem ermüdend lange Dialoge. Gelegentlich unterbricht sogar ein Anruf die Unterhaltung oder man kann auf eine Chat-Nachricht antworten, E-Mails lesen und mehr. Clever auch, dass die Arbeit als Proxy der Interaktion einer Visual Novel sehr ähnlich ist, denn das sorgt ebenfalls dafür, dass man sich hier eher mit dem Durchklicken anfreundet als in ähnlichen Spielen. Und schließlich bietet Zachtronics einmal mehr Solitaire als größeres Minispiel an. Die hier vorhandene Variante wird mit Kabufuda-Karten gespielt ist besonders knifflig – ein angenehmer Kontrapunkt zum eigentlichen Spiel, auf den dort kurz sogar Bezug genommen wird.

  1. Ich werde dem ganzen eine Chance geben. Ich mag Story und Dialoglastige Spiele. Schade finde ich nur, dass das Spiel nicht auf der Switch erscheint.
    Werde auch nicht sofort zuschlagen, da ich erst noch Fire Emblem beenden muss.

  2. Klingt interessant, schade aber, dass es eine "Visual Novel" ist, damit kann ich nicht so viel anfangen...
    Thematisch ist es aber voll mein Ding, so dass ich es sicher irgendwann mal "spielen" werde^^

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