[GUI_PLAYER(ID=107171,width=400,text=Europa Universalis 4 inszeniert über knapp 400 Jahre Geschichte – von der Expansion der Osmanen im 15. Jahrhundert bis zur französischen Revolution im 18. Jahrhundert.,align=right)]Wie fühlt es sich an, die Verantwortung für eine von über 200 Nationen zu übernehmen? Nicht für eine mickrige Legislaturperiode, sondern über ganze Epochen? Faszinierend und frustrierend zugleich. Dieses vierte Europa Universalis spielt sich etwa so, als würde man ein antikes Automobil voller exotischer Schalthebel sowie blinkender Anzeigen fahren. Obwohl man Gas geben kann, hat man gerade in den ersten Jahrzehnten nicht die volle Kontrolle über das Lenkrad und damit die Richtung – man steuert scheinbar ins Ungewisse. Aber keine Bange: Hinter zig Wimpeln, Knöpfen und verwirrenden Menüs könnt ihr Entscheidungen treffen, die eure Nation in der Spur halten. Aber was mache ich bloß wann? Und wie reagiere ich am besten auf Geisterfahrer wie Revolutionen oder Eroberer?
Der Einstieg ist gepflastert mit Fragezeichen und Ernüchterungen. Wer nach der Praxis der vom Allgemeinen zum Besonderen strukturierten, aber letztlich zu oberflächlichen Tutorials einfach mal das Nötigste macht und die Zeit beschleunigt, wird immer wieder ins Abseits geschleudert. Selbst, wenn man auf die Empfehlung der Weltkarte hört und
– eine zoombare 3D-Weltkarte
– neues Machtpunkte/Forschungssystem
– neues Handelssystem
– König kann Feldherr sein
– spürbare Kriegsfolgen © 4P/Screenshot
Ottomanen, Kastilien oder Frankreich wählt, die „ideal für Neueinsteiger“ sein sollen. Als (vermeintlich) erfahrener Spieler habe ich bei meinen Versuchen erst die Hanse und dann Venedig gegen die Wand gefahren. Hamburg & Co habe ich nach 50 Jahren in den Ruin gewirtschaftet, weil ich zu schnell Berater und Einheiten produzierte; dann lief es zwar mit den Italienern etwas besser, aber plötzlich standen Österreicher vor Mailand und die Türken fluteten die Adria – keine Chance mehr für das von zwei Seiten bedrängte Venedig. Was hatte ich falsch gemacht? Viel, sehr viel. Es fehlte vor allem die diplomatische und wirtschaftliche Vorbereitung auf diese äußeren Bedrohungen. Es fehlte die strategische Planung.
Ein Zahnrad im historischen Getriebe
Im Gegensatz zur Sicherheit und stufenweisen Ausbreitung eines Civilization, wo man von

den Ursprüngen an fast alles direkt entscheiden und langsam aufbauen kann, übernimmt man in Europa Universalis ein viele Jahre oder gar Jahrhunderte existierendes Volk, eine Nation oder ein Bündnis. Dabei kann man sich eine Startepoche vom 15. bis 18. Jahrhundert aussuchen, so dass es zu Spielbeginn ganz unterschiedliche Machtverhältnisse sowie Staatenbeziehungen gibt. Diesen Status quo sollte man hinsichtlich aktiver Bündnisse, traditioneller Fehden sowie Stärken und Schwächen noch vor dem ersten Klick genau studieren, damit man seine eigene Rolle einschätzen und auf geostrategische Gefahren besser reagieren kann. Man kann im Zeitalter der Entdeckungen um Amerika kämpfen oder sich im Dreißigjährigen Krieg den religiösen Verirrungen stellen – all das verlangt andere Schwerpunkte. Und die Clausewitz-Engine wird euch kleine Konflikte und große Katastrophen en masse servieren.
Egal für welche Epoche man sich entscheidet: Die Zukunft ist nicht offen, sondern gespickt mit zufälligen, aber auch festen historischen Ereignissen wie religiöse Verfolgungen, plötzlichen Epidemien oder politische Unruhen. Mal muss man Wendungen wie den Tod des Regenten inkl. sinkender Stabilität ertragen, mal darf man sich zwischen Pest und Cholera entscheiden – sehr selten bekommt man einfach nur etwas geschenkt. Aber dann freut man sich riesig: Etwa wenn man über die Einstellung eines Hofmalers recht günstig die Stabilität des Landes erhöhen kann. Man übernimmt quasi ein Zahnrad, das sich im riesigen Gewinde der Geschichte dreht. Wenn man mit Ulm oder Münster startet, bekommt man ein ganz neues Gefühl für Winzigkeit, wenn Napoleon durchrauscht und die liebevoll gepflegte „Nation“ nebenbei hinwegfegt – mit diesen kleinen Staaten hat man militärisch keine Chance und spielt eigentlich nur gegen die Zeit. Wie lange kann man sich halten? Selbst wenn man die vermeintlich starken Briten mit ihrer mächtigen Flotte begleitet, befindet man sich mitten im Hundertjährigen Krieg, hat überall Feinde sowie enorme laufende Kosten. Außerdem sind da diese verflixt aufmüpfigen Schotten! Nicht zu vergessen die Iren. Und die eigenen Adligen.