Und auch für das Auge wird einiges geboten: Dank CryEngine sieht der Planet Shear mit seinen dichten Wäldern sowie weitläufigen Sumpf- und Felslandschaften richtig klasse aus. Vor allem im Zusammenspiel mit den dynamischen Wettereffekten gewinnen die Schauplätze auf den zwölf großen Karten an Atmosphäre, während die Flora und Fauna die Illusion einer lebendigen Umwelt gekonnt einfängt. Hier kreucht, fleucht und wuselt es an allen Ecken, während sich Pflanzen und Gräser im Wind wiegen. Selbst im Wasser muss man sich vor Wesen wie Menschen fressenden Aalen oder anderen gefährlichen Raubtieren in Acht nehmen, wobei nicht jeder Bewohner den Jägern gegenüber feindselig verhält. Trotzdem sollte man immer darauf bedacht sein, den Tierbestand zu dezimieren, stellt er doch die wichtigste Nahrungsquelle für das Monster und dessen Evolutionstrieb dar.
Neben der ansehnlichen Kulisse gefällt mir die vertikale Ausrichtung der Karten: Mit den Monster fliegt oder kraxelt man in ungeahnte Höhen, während bei den Jägern die Jetpacks am Rücken für eine erhöhte Mobilität sorgen. Leider sind die Energievorräte für die Flugdüsen schnell aufgebraucht und regenerieren sich nur langsam, doch kann man unabhängig davon fast jede Wand erklimmen. Das Design erhöht damit nicht nur die Bewegungsfreiheit, sondern
eröffnet auch weitere taktische Optionen, wenn man als Monster z.B. auf einer Anhöhe auf die Verfolger lauert oder sich das Team so aufteilt, dass man den Riesen aus mehreren Positionen ins Fadenkreuz nehmen kann. Es macht einfach Spaß, diese fremde Welt zu erkunden, auch wenn man schnell feststellt, dass sich die Karten mit Schauplätzen wie einem Treibstoffturm, Voliere, Wetterstation, Biolabor, Damm, Destillerie oder Fusionskraftwerk doch sehr ähneln uns austauschbar wirken.
Ich dachte am Anfang sogar, es gäbe lediglich fünf Gebiete, weil die Unterschiede nicht so groß ausfallen. Die bereits erwähnten Karteneffekte tragen aber auch hier dazu bei, dass nicht nur die Balance justiert wird und mehr visuelle Variation entsteht, sondern auch die zunehmende Routine der Monsterjagd leicht eingedämmt wird. Denn mit jeder weiteren Stunde steigt die Gefahr, in einen gewissen Trott hinein zu geraten, dem man auf Dauer nur mit neuen Jäger-Monster-Kombinationen und dem Experimentieren mit Kartenoptionen entgegenwirken kann. Momentan sehe ich mit mehr als 20 Spielstunden immer noch genug Anreize und Variationen, um mich immer wieder in die unterhaltsamen und mit den richtigen Leuten extrem spaßigen Jagdausflüge zu stürzen. Trotzdem stelle ich mir manchmal die Frage, nicht ob, sondern wann die Routine die Oberhand gewinnt.
Von der Eiersuche bis zur Kolonistenrettung
Wäre man nur auf die Jagd beschränkt, würde dem Spielprinzip sicher schnell die Luft ausgehen. Glücklicherweise hat man sich weitere Modi einfallen lassen, die dem Prinzip Jäger-gegen-Monster weitere Facetten hinzufügt und für Abwechslung sorgt. Beim Modus „Nest“ gilt es z.B., die versteckten (aber im Vorfeld markierten) und mit einer dicken Schale gut geschützen Eier der Kreatur zu vernichten. Im Gegenzug versucht man als Monster, die Nachkommen frühzeitig auszubrüten, um sich im Kampf gegen die Jäger Verstärkung an die Seite zu stellen. Im Modus „Verteidigung“ besteht die Aufgabe der Jäger darin, ein Schiff und dessen Energiequellen zu schützen, während das
Monster mal wieder auf Zerstörung gepolt ist. Bei der „Rettung“ dreht sich dagegen alles um die Evakuierung von Kolonisten, die man zuerst finden, wiederbeleben und anschließend zu einem Abholpunkt eskortieren muss. Am besten gefällt mir jedoch der Modus Evakuierung: Hier spielt man in einer Art Mini-Kampagne fünf aufeinander folgende Missionen mit wechselnden Spielmodi. Das Besondere ist dabei, dass sich das Ergebnis der Vorrunde auf die nachfolgende auswirkt und sich die Schauplätze dynamisch verändern. So sterben bei einem Sieg des Monsters nicht nur mehr Kolonisten, sondern die Jäger werden es in der nächsten Runde durch einen Karteneffekt wie giftige Nebelwolken noch schwerer haben, erfolgreich zu sein. Umgekehrt freuen sich Jäger nach einem Sieg in der darauf folgenden Runde z.B. über automatische Geschütze, welche die Kreatur ordentlich ins Schwitzen bringt.
Und all das darf man nicht nur in gemeinsamen Sitzungen erleben, sondern kann sich im Solomodus auch alleine für Einsätze auf dem Planeten melden und als Monster oder Jäger losziehen. Klar reicht der Spielspaß hier nicht an das gemeinsame Vergnügen mit Freunden heran, doch dank einer erfreulich clever agierenden KI auf beiden Seiten eignen sich die Solo-Ausflüge exzellent zum Üben, zumal man jederzeit die Jäger-Rollen auf Knopfdruck wechseln und den Bot übernehmen kann. Zwar gibt es ein Tutorial, doch sammelt man die meisten Erfahrungen in der Praxis. Und die ist gerade in den ersten Stunden bitter nötig: Im Gegensatz zum zugänglichen Left 4 Dead, das man einfach startet und sich aufgrund der identischen Figuren sowie den eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten intuitiv zurechtfindet, ist Evolve wesentlich kompexer. Ein effektives Teamwork ist hier erst dann möglich, wenn jeder Spieler seine Klasse beherrscht und ihr Potenzial nutzt. Das Gleiche gilt für denjenigen, der das Monster kontrolliert. Doch ist diese etwas steilere Lernkurve gemeistert, wird man im Gegenzug mit erfreulich anspruchsvollen und taktisch geprägten Auseinandersetzungen belohnt, in denen die Zusammenarbeit einen noch höheren Stellenwert einnimmt als beim vergleichsweise flachen Zombie-Gemetzel. Schön auch, dass man im Vorfeld seine Präferenzen für die Klassen festlegen kann, so dass in den technisch erfreulich sauberen und lagfreien Online-Partien die Wahrscheinlichkeit steigt, dass man eine Rolle übernimmt, in der man sich auch wohl fühlt. Zudem werden Erfahrungspunkte nicht getrennt, sondern global verdient, sodass man auch im Solomodus Vorteile und Figuren freischalten kann, die man anschließend in Online-Partien verwendet. Zwar muss man auch für das Freischalten aller Jäger – es gibt aktuell drei pro Klasse – viel Zeit investieren, doch geht es dabei deutlich schneller voran als beim zähen Erspielen des Monster-Trios.
Muss Cold dahingehend vollumfänglich Recht geben, das Spiel ist nicht einfach nur pures ballern.
Nein, es ist tatsächlich sehr! anspruchsvoll und kleinste Fehler können den kompletten Spielverlauf kippen.
Ich finde es gerade gut, dass man sein Köpfchen einschalten muss.
"Witzigerweise" ist auch der generelle Umgangston sehr! freundlich.
Woran das wohl liegen mag? :wink:
Scheint übrigens so als hätten die Kritiker, die das Spiel zerrissen und es prognostiziert haben, recht. Innerhalb eines Monats 90% der Spieler verloren, niemand interessiert das neue Monster. Joah. Zu wenig Content killte das Spiel ziemlich schnell.