Veröffentlicht inTests

FIFA 09 (Sport) – FIFA 09

Beckstein und Huber sind weg, Seehofer gibt Gas. Manchmal ist es im Fußball wie in der Politik: Kaum strauchelt der Bayerische Rekordmeister ein wenig in der Bundesliga, stürmen auch schon die Verfolger die Tabellenspitze – und die gesunde Konkurrenz belebt das Ligageschäft. Gibt es dieses Jahr auch im virtuellen Fußball etwas mehr Spannung? Kann Electronic Arts mit FIFA am Wertungsmeister Pro Evolution Soccer vorbeiziehen? Ist die absolute Alleinherrschaft der Japaner vorbei? Wir haben uns auf dem PC- und Konsolenrasen ausgetobt. Und da gab es tatsächlich eine überraschende Premiere.

© EA Canada / Electronic Arts

Flotte Ballwechsel am Rechner

Premiere: Es gibt tatsächlich einen Blick auf 3D-Rasen beim Abstoß des Torhüters! (PC)

Trotzdem sorgt der Kick auf dem PC für etwas frischen Wind: Er spielt sich zwar nicht besser als auf den Konsolen, weil weniger intensiv und weniger ansehnlich, aber dafür einen Tick schneller. Und mir gefiel die Ballphysik zu Beginn der ersten Matches sogar etwas besser, denn die Direktabnahmen sowie Schüsse aus der zweiten Reihe krachen satter. Zudem sorgt das aktive Abschirmen des Balles dafür, dass man sich auf dem PC mehr Ruhe in hektischen Situationen verschaffen kann: Einfach den Gegner mit dem rechten Analogstick auf Abstand halten, wenn der Ball ruht, und überlegen, ob man evtl. mit einem engen Dribbling vorbei zieht oder passt.

Leider wird das positive Bild davon getrübt, dass hier auf lange Sicht doch wesentlich mehr und dümmere Tore fallen als auf PS3 und 360. Sprich: Wenn irgendwo ein Gefühl alter FIFA-Schwächen auftritt, dann eher am PC als auf Konsolen, da man hier selbst auf einem hohen Schwierigkeitsgrad schneller Ergebnisse à la 5:0 erzielt als beim Eishockey. Ich empfehle daher von Beginn an im Karrierebereich die höchste Spielstufe.

Mit Mann und Maus

Im Editor erstellt ihr euch einen Spieler für die Karriere „Be A Pro“. (PC)

Man kann übrigens erstmals mit einer Kombination aus Maus und Tastatur am PC spielen: Über WASD steuert man seinen Spieler, sprintet mit der Leertaste, während man ein Fadenkreuz mit dem Nager frei über das Feld bewegt. Mit einem Klick auf die linke Maustaste wird flach gepasst, bei zweien hoch und die rechte Maustaste ist für die Schüsse zuständig. Pressing wird über die mittlere Taste aktiviert. Was für reine Gamepad-Spieler wie mich zu Beginn gewöhnungsbedürftig war, entpuppte sich auf Dauer als überraschend intuitive Point&Click-Variante, die ähnlich wie Konamis Pro Evolution Soccer auf Wii auch strategische Elemente ermöglicht – man kann z.B. Stürmer gezielt in freie Räume schicken. Außerdem kann man ber Mausbewegung je nach Profi insg. 32 Spezialbewegungen vom Übersteiger bis zum Hackentrick ausführen und 17 eigene Bewegungen kreieren.

Im Dauertest zeigt sich aber, dass dieses Steuerungs-Experiment die letzte Präzision bei den Dribblings und im Spielaufbau vermissen lässt – man kann über die Tastatur einfach nicht so punktgenau und schnell agieren, wenn man gleichzeitig die

Etwas seltsam am PC: Die Weite des Platzes schrumpft bei Ecken plötzlich zusammen – irgendwas stimmt da nicht mit der Perspektive. Auf 360 und PS3 wirkt das Tor viel weiter weg. (PC)

Maus steuert. Zudem hat man online den Nachteil, dass da ein Fadenkreuz dem Gegner klar und deutlich anzeigt, wohin der nächste Pass geht. Das ist aber kein Kontrapunkt: Die Präzision kann man sich holen, indem man einfach ein Gamepad

anschließt und die Steuerung komplett frei belegt; der Xbox 360-Controller wird sofort erkannt. Allerdings gab es bei uns ein paar Probleme mit der korrekten Tastenzuweisung: Manche Belegungen wollten sich partout nicht speichern lassen und ließen das entsprechende Feld leer. Ärgerlich und anachronistisch ist zudem, dass man an einem PC nur eine Belegung speichern kann – sprich: Wenn ihr zu zweit vor dem Monitor sitzt, müsst ihr euch auf eine Tastenkombination einigen.

Was die Spielmodi angeht, gleichen sich PC- und Konsolen fast wie Zwillinge: Auch auf dem Rechner könnt ihr neben der obligatorischen Turniere und Onlinematches auch die Karriere Be A Pro angehen – inklusive aller Vor- und Nachteile. Übrigens gibt es nur auf dem PC ein klassisches Training mit freiem Spiel, Freistoß- und Eckensituationen sowie den nach sieben Regionen plus zwei Sondermodi „Ausdauer“ und „Meister“ gegliederten Herausforderungsmodus mit speziellen Situationen: In Amerika muss man  einen Rückstand aufholen, 75% Pass-Genauigkeit erreichen oder einen Zwei-Tore-Vorsprung halten. In der Premier League soll man einen Hattrick schießen oder den Pokal gewinnen.