Veröffentlicht inTests

FIFA Street(2005) (Sport) – FIFA Street (2005)

Nachdem bereits NFL-Rowdies und Basketballer die Straße als Schauplatz für ihren Sport wieder entdeckt haben, sind nun die Fußballer dran. Können die coolen Street-Kicker mit den großen Fifa-Kollegen mithalten oder manövrieren sie sich mit ihren Tricks selbst ins Abseits?

© EA Canada / Electronic Arts

Und da es sich hier um Straßenfußball handelt, bleiben die Attacken und auch das gefürchtete Abseits straftechnisch ohne Folgen – ein schöner Freistoß kurz vor dem gegnerischen Tor oder gelbe und rote Karten bleiben ein Wunschtraum, genau wie Eckbälle, denn eine Feldbegrenzung in Form von Außenlinien existiert in diesem Sport nicht. Letzteres ist allerdings gar nicht mal so schlecht, da man Wände nun herrlich als Banden benutzen kann, was spielerisch vollkommen neue Möglichkeiten eröffnet, die beim normalen Fußball undenkbar wären.

Sind Fußballer dumm?

Vollkommen undenkbar sind auch einige der Aktionen, mit denen die Spieler in Fifa Street über den Platz tippeln. Manchmal

hat man bei den eigenen Teamkameraden und auch der gegnerischen Mannschaft das Gefühl, als wollten sie den Ball gar

Grätschen bis die Beine brechen…So gewinnt man Spiele beim Straßenfußball.

nicht haben. Anstatt nun also direkt zum nahe liegenden Ball zu hechten, machen sie lieber kehrt, frei nach dem Motto „Den wird schon ein anderer holen“. Auch die Torhüter scheinen mitunter Angst vor dem Ball zu haben, was für einige haarsträubende Situationen sorgt. Ein Beispiel: Der Ball wird in die Nähe eures Tores gekickt, alle eure Spieler befinden sich in der gegnerischen Hälfte und ein Stürmer der anderen Mannschaft rennt einsam auf den Ball zu, um ihn anschließend gemütlich im Kasten zu versenken. Und was macht unser guter Torwart? Er wartet einfach auf das Unheil, das da im Laufschritt auf ihn zukommt, anstatt sich selbst den Ball zu schnappen oder wegzukicken. Es scheint oft so, als würde ihn eine unsichtbare Grenze davon abhalten, den Fünf-Meter-Raum zu verlassen, was natürlich in Situationen wie oben beschrieben fatale Folgen hat. Doch auch die anderen CPU-Spieler scheinen sich manchmal nicht so ganz sicher zu sein, wo sie hinlaufen sollen. Befindet sich die andere Mannschaft im Angriff, sollte man davon ausgehen, dass sich eure Kameraden zur Verteidigung zurückziehen. Nicht so bei Fifa Street: Wir konnten des Öfteren beobachten, wie sich die Teammitglieder lieber dazu entschlossen haben, in der gegnerischen Hälfte zu bleiben oder sogar hinzurennen. Über solche häufigen KI-Aussetzer kann man nur den Kopf schütteln.

Auch die Steuerung ist nicht das Gelbe vom Ei. Zwar ist es wirklich einfach, mit dem Trick-Stick tolle Moves auszuführen, doch ist die Kollisionsabfrage nicht gerade perfekt und vor allem in brenzligen Situationen scheint die Steuerung etwas träge zu reagieren. Positiv sind jedoch das insgesamt leicht zugängliche Arcade-Gameplay und das damit verbundene hohe Spieltempo zu bewerten.

„Ey Mann, wo ist mein Fußball?“

Technisch sind sich die drei Konsolenfassungen sehr ähnlich, wobei die Xbox- und GameCube-Kicker etwas flüssiger über den Platz huschen und detaillierter aussehen als ihre PS2-Pendants. Allerdings reichen die

Moves wie dieser Fallrückzieher stehen bei Fifa Street auf der Tagesordnung.

Polygonmodelle auf allen drei Plattformen nicht an das gewohnte Fifa-Niveau heran. Ansehnlich sind auf jeden Fall die feinen Animationen, die vor allem bei den Tricks und den Replays voll zur Geltung kommen.

Leider ist abseits der Fußball-Action auf dem Platz nicht viel los, lediglich ein paar statische Papp-Zuschauer verfolgen unauffällig das Geschehen – nicht zu vergleichen mit der Stimmung und den Fangesängen, die man in einem großen Stadion vorfindet. Den Vogel schießt 

allerdings das deutsche Kommentaren-Duo ab, das mehr oder weniger qualifizierte Bemerkungen zum Spiel abgibt und einfach nur cool sein will…aber dabei eigentlich nur peinlich ist. Stellt euch dazu einfach einen Samy Deluxe oder Eko Fresh auf Speed vor und setzt noch einen Axel Schultz für Arme daneben und ihr wisst, wovon ich rede. Ich garantiere euch: Innerhalb weniger Spielminuten werdet ihr eine Aversion gegen den Ausdruck „Alter“ (in Form von „Ey Alter, jetz hau dat Ding entlisch inne Kasten, Alter!“) entwickelt haben, die sich in einem gesteigerten Aggressionspotenzial niederschlägt. Glücklicherweise kann man im Menü auch einfach auf den englischen Kommentator umschalten, der aufgrund des typischen Reggae-Slangs allerdings nicht gerade einfach zu verstehen ist.

Volles Lob gebührt Electronic Arts bei der Auswahl an Songs: Zwar sind die einzelnen Stücke stark von südamerikanischen Rhythmen geprägt, doch sorgen u.a. Tracks und Remix-Versionen von Fatboy Slim und Artificial Intelligence für perfektes Straßenfußball-Ambiente.