Veröffentlicht inTests

Fight Night Round 3 (Sport) – Fight Night Round 3

Ein gutes Sportspiel kann und sollte dieselben Emotionen auslösen wie eine echte Sportübertragung: Himmelhochjauchzen und Zutodebetrübtsein, dunkle Wut und helle Freude, spontane Tanzeinlagen und depressive Sitzstarre. All das bietet euch Fight Night Round 3. Was es nicht auslösen sollte sind unnötig viele Fragen der Marke: Was haben die sich dabei bloß gedacht? Auch das bietet euch Fight Night Round 3. Am Ende gibt es trotzdem nur eine Wertungsantwort.

© EA Sports / Electronic Arts

Evolution der Spielmechanik

Lasst uns die Erinnerung ein Jahr zurückkurbeln: Fight Night Round 2 sorgt für Begeisterung! Nicht nur aufgrund der zum Vorgänger deutlich verbesserten Optik, sondern vor allem aufgrund des wesentlich verbesserten Spielprinzips. Schwupps, zurück in die Gegenwart: Spielerisch tritt Round 3 größtenteils auf der Stelle.

Mit dem entsprechenden Impact Punch schickt ihr euren Gegner in die Ego-Perspektive und hämmert auf ihn ein.

Entweder waren die Entwickler mit ihren bisherigen Fortschritten so zufrieden, dass sie keine Verbesserungen als nötig betrachteten oder ihnen ist kaum mehr etwas eingefallen. Die Neuerungen sind in der Tat marginal: Die Haymaker-Feuerwerke des Vorgängers, besonders starke Spezialschläge, die sich lächerlich leicht ausführen ließen, gehören der Vergangenheit an – wie alle anderen Sonderpunches brauchen die jetzt viel Vorbereitungszeit, kosten ordentlich Kraft und öffnen den Kämpfer für Gegenattacken. Die anderen Spezialattacken befördern das bedauernswerte Opfer entweder gleich in den Prä-KO-Taumel (ein weiterer gut sitzender Schlag und der Ringboden sagt hallo) bzw. in eine Ego-Perspektive, aus der man sich hoffnungsvoll verteidigen muss, während der Kontrahent mit verbissenem Blick direkt in die Kamera drischt. Alle neuen Manöver werden in einem gesonderten Menü mithilfe von Videos erläutert – allerdings, wie auch beim Rest des Spiels, ausschließlich auf Englisch.

Nanu, ist Round 3 aufgrund einer gewissen Stagnation Mist? Nein, ganz und gar nicht! Das Kampfsystem ist nach wie vor brillant, die Steuerung über beide Analogsticks in ihrer Präzision, Vielfalt und taktischen Stärke unerreicht. Jeder Kampf ist ein Fest, denn er kommt jetzt noch sowohl Drauflosschlägern

Eure Kämpfer ermüden schnell – nutzt schwere Schläge nur, wenn ihr sicher seid, dass sie treffen!

als auch sorgsam abwägenden Defensiv-Boxern entgegen – dafür sorgen Feinheiten: Die Erschöpfung der Kombattanten ist dieses Mal überdeutlich spürbar, der Verlust der Schlagkraft über eine Runde oder den ganzen Kampf hinweg lässt eure Mannen ächzen, Schwinger werden fast in Zeitlupe abgefeuert – spare Kraft in der Zeit, dann hast du in der Not! Ihr dürft jetzt flotte Sprünge nach vorn und hinten machen, während ihr gleichzeitig angreift – perfekt für flinke Angriffe aus der Defensive heraus. Und natürlich könnt ihr euch wieder euren ganz persönlichen Fighter basteln, EAs bewährter Personen-Baukasten macht’s möglich: Größe, Statur, Kopfform, Augenposition, Frisur, Bart – alles ist verstellbar. Darüber hinaus habt ihr dieses Mal auch die Möglichkeit, euren Kampfstil zu personalisieren; unterschiedliche Schlag- und Blockvarianten und diverses generelles Auftreten lassen viel Platz für individuelle Entfaltung. Allerdings wurde an anderer Stelle gestrichen: Was die Wahl des Begleitgirls, des Einmarschsongs und eventueller optischer Schmankerl wie Lasershows oder Feuerwerk angeht, seid ihr dem Programm ausgeliefert – all das dürft ihr nicht mehr aussuchen.

Karrieremensch mit Boxhandschuh

Genug der Theorie, wir wollen Karriere machen! Die Weltrangliste empor klettern, das leidvolle Leben einer boxenden Legende wie Muhammad Ali nachspielen – klingt toll, oder? Gibt’s aber leider nicht. Wie, keine Weltrangliste?

Autsch! Beim Heilen der Kämpfer müsst ihr ein ruhiges Händchen bewahren.

Genau! Stattdessen hangelt ihr euch von Großereignis zu Großereignis, aber ohne eine Ahnung, wo, warum ihr wann steht. Und was die Legenden betrifft: Es macht nicht den geringsten Unterschied, ob ihr mit einem selbst erstellten Boxer oder mit einer fertigen Figur antretet – das Drumherum bleibt exakt dasselbe. Lächerlich wird es, wenn einem das Programm verspricht, dass man die Karriere einer Boxikone nachspielt, es aber tatsächlich keinerlei chronologischen Verlauf gibt – oder wie oft trafen Ali und Holyfield als jugendliche Amateure aufeinander? Ansonsten verläuft die Karriere wie gehabt: Fight wählen, trainieren, kämpfen, shoppen, das Ganze von vorn. Neue Ausrüstung gibt es für teilweise extrem viel Geld (730.000 Dollar für Shorts? Klaro!), teilweise muss sie erst freigespielt werden. Gute Boxhandschuhe, Hi-Top-Treter oder Mundschutze verbessern die körperlichen Statistiken genauso wie gutes Training, das ihr vor jedem Kampf absolvieren müsst. Je nach Trainingseinheit werden andere Körperpartien geschult, mal mehr Kraft, mal mehr Schnelligkeit, mal mehr fürs Herz.