Neu in diesem Jahr ist übrigens eine verbesserte Anbindung an Steam: Man unterstützt nicht nur Spielstände in der Wolke, um von unterschiedlichen Standorten Zugriff auf sein Team zu haben. Im Steam Workshop gibt es zudem zahlreiche Werkzeuge und Add-Ons, die ebenfalls von den Fans erstellt wurden. Wer genau hinschaut, wird dort sogar Herausforderungen finden, die von Sports Interactive erstellt wurden.

Darunter finden sich Aufgaben wie das Zusammenstellen einer neuen Mannschaft nach einem wirtschaftlichen Zwangsabstieg oder die Unterstützung des Vereins durch einen potenten Geldgeber, der im Gegenzug natürlich Titelgewinne einfordert.
Allmächtige Ohnmacht
Im Gegensatz zum abgestürzten deutschen Fußball Manager braucht man sich hier nicht um die finanzielle Grundsituation des Vereins kümmern. Man hat ein Budget, das einem vom Vorstand bzw. einem anderen Exekutivorgan zur Verfügung gestellt wird und muss sich innerhalb dieses finanziellen Spielraums bewegen – oder versucht, weitere Geldmittel zu bekommen, die allerdings so investiert werden sollten, dass es positive Ergebnisse gibt. So wird der Fokus auf die eigentliche Arbeit des Trainers gelegt. Und es gibt genug zu tun: Man betreibt Kaderplanung, lässt Nachwuchstalente scouten und treibt sich auf dem Transfermarkt rum. In Zusammenarbeit mit den Co-Trainern (für die man natürlich auch Verantwortung trägt) koordiniert man die Jugendarbeit oder die zweite Mannschaft und erstellt Trainingspläne, wobei man sowohl Einstellungen für die Mannschaft im Allgemeinen oder spezielle Abweichungen im Hinblick auf die nächste Spielvorbereitung als auch natürlich für den individuellen Fortschritt der einzelnen Spieler vornehmen kann. Mitentscheidend für die Effektivität sind dabei auch die jeweils zugeteilten Co-Trainer. Wenn man einen taktisch ungeschulten Coach auf das Team loslässt, um eine neues System mitsamt Raumaufteilung einzustudieren, dauert es entsprechend lange. Da sich die Anforderungen an die Mannschaft bedingt durch Verletzungen, Ergebnisse usw. ständig ändern, sollte man stets ein Auge auf den Trainingsplan haben, um langfristig um Punkte mitspielen zu können.

Bemerkenswert dabei: Man stellt schnell fest, dass auch abseits des Trainings alle Elemente mitunter subtil miteinander verbunden sind und ein Interview z.B. Auswirkungen auf die Moral der Spieler haben kann.
Man ist verantwortlich für Aufstellung, generelle Spielausrichtung (die teilweise auch darauf Einfluss hat, wie der Vorstand etc. einem gegenübertritt) und die taktische Grundordnung. Die diversen Standardaufstellungen kann man modifizieren oder zu einer ganz eigenen Formation umbauen. Zusätzlich kann man aus gut 40 Marschrichtungen (z.B. auf Abseits spielen, durch die Mitte spielen, auf Flankenläufe setzen) diverse Vorgaben treffen, wie das Team sich offensiv sowie defensiv verhalten soll. Und man sollte tunlichst die mentale Situation seiner Spieler beachten. Stecken sie in einem Formtief, kann ein persönliches Gespräch für den Umschwung sorgen. Haben sie einen Lauf, sollte man sie nicht nur in den Mannschaftssitzungen loben, sondern ihnen auch unter vier Augen sagen, dass man ihren Fortschritt zur Kenntnis nimmt. Wenn man möchte, kann man sich auch Arbeit von den Co-Trainern abnehmen lassen oder sich von ihnen Ratschläge geben lassen. Doch vor allem bei den Ratschlägen ist gesunder Menschenverstand angesagt, ob man ihnen folgt oder nicht. Denn in einem Fall ist der Schuss nach hinten losgegangen: Als mir Rodolfo Cardoso sagte, dass ich den Fortschritt von Jonathan Tah loben solle, habe ich dies flugs in die Tat umgesetzt. Und prompt hatte ich es über die kontextsensitiven Multiple-Choice-Angebote, bei denen man wie bei allen Dialogen (Interviews, Mannschaftssitzungen, Pressekonferenzen) auch aus einer Grundstimmung von ruhig über nervös bis aggressiv auswählen kann, geschafft, den Spieler kurzzeitig gegen mich aufzubringen. Seitdem höre ich lieber auf mein Bauchgefühl als auf die sicherlich gut gemeinten Hinweise.
Das Leben hinter den Tabellen

Dass es Sports Interactive hier mit wenigen Mitteln gelingt, lebendige Persönlichkeiten und interessante Situationen auch abseits des Platzes hinter den umfangreichen Statistiken, Werten und Tabellen hervorscheinen zu lassen, ist eine der großen Stärken dieses Jahres. Das gesamte Umfeld wirkt authentisch, hier wird Atmosphäre pur verströmt – auch weil man sich auf das Wesentliche konzentriert und das Privatleben der Spieler oder unpassenden Humor außen vor lässt. Natürlich hilft es, ein Fußball-Narr zu sein. Doch auch wenn ich nicht so fanatisch wäre, hätte mir das Einführungs-Gespräch bei meiner Mannschaft imponiert, in dem man sich über die gemeinsamen Ziele und die Trainer-Erwartung austauscht und so bereits erste Eindrücke gewinnt, auf wen man in der Mannschaft zählen kann und wen man in absehbarer Zeit lieber auf die Transferliste setzen sollte. Als ich das Ziel „Europa League“ bzw. „Euro Cup“, die unlizenzierte FM-Variante davon ausgab, gab es zumeist verhaltene Zustimmung. Ein paar Spieler meinten zwar, dass das angesichts der letzten Saison ein vermessenes Ziel war. Doch diese Kicker umzustimmen und mitzuziehen ist leichter als den Spieler langfristig zu motivieren, der auf einen Champions-League-Platz hoffte – und mittlerweile den Verein verlassen hat.