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Fuser (Musik & Party) – God is a DJ

Die Musikspiel-Spezialisten von Harmonix haben wieder zugeschlagen und verwandeln den Spieler mit ihrem jüngsten Werk Fuser in einen DJ, der mit kreativen Werkzeugen Remixe und Mashups auf höchstem Niveau erstellen und mit der Community teilen kann. Warum DJ Hero dagegen wie Topfschlagen im Kindergarten wirkt, erfahrt ihr im Test.

© Harmonix / NCSoft

Das Erbe von Dropmix

Das Grundprinzip, Fragmente lizenzierter Songs verschiedener Dekaden und Stilrichtungen zu fantastischen Mashups zu kombinieren, basiert auf Dropmix. Waaaaaaas? Das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Hasbro und Harmonix kennt hier fast niemand? Es sei euch verziehen, denn aufgrund des ursprünglich hohen Verkaufspreises und einer fragwürdigen „DLC-Politik“ blieb der Mischung aus Hightech-Brettspiel und App trotz der beeindruckenden Technologie der große Durchbruch verwehrt. Schon seit geraumer Zeit kann man Dropmix im Ausverkauf für unter 30 Euro erwerben – und die Anschaffung lohnt sich in meinen Augen immer noch, wenn man mit bis zu vier (Brett-)Spielern einfach mal etwas Frisches erleben und ein Faible für Remixe sowie technische Innovationen mitbringt.

Aber zurück zu Fuser: Während bei Dropmix die Karten mit ihren NFC-Chips oft nur eine Spur des Songs enthielten, landen hier gleich die Komplettpakete mit Schlagzeug, Bass, Begleitung und Gesang im virtuellen Musik-Koffer. Die Anzahl der Felder, auf denen man die Songs ablegen kann, wurde außerdem von fünf auf vier reduziert. Dabei genießt man jedoch komplette Freiheit, mit welchen Songteilen man die Plattenteller belegen will: Für das komplette Klangspektrum ist zwar die Kombination aus Drums, Bass, Begleitung und Gesang empfehlenswert, aber genauso gut könnte man alle Plätze für ein fettes Schlagzeug- oder Bass-Solo mit Spuren verschiedener Songs belegen – oder manche Plattenteller stumm schalten oder sanft ausblenden.   
     
Kampagne als XXL-Tutorial

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Get the Party started! © 4P/Screenshot

Im Laufe der Kampagne, in der man sich auf sechs Bühnen vom Nachwuchs-DJ zum Top-Act vorarbeitet, lernt man nicht nur verschiedene Stilrichtungen kennen, sondern wird auch behutsam in die Kunst der Mashups und DJ-Techniken eingeführt. Während die ersten Auftritte noch recht simpel ausfallen und im Prinzip lediglich den möglichst taktgenauen Austausch von Platten erfordern, wird es mit der stetigen Einführung neuer Elemente zunehmend komplexer: Mit Fadern kontrolliert man die Lautstärke jeder einzelnen Spur, die man zudem auch stumm oder in einen Solo-Modus schalten darf. Darüber hinaus bekommt man die volle Kontrolle über das Tempo (von schnarchigen 90 bis zackigen 157 BPM) und die Tonart, wobei man nicht nur zwischen Dur und Moll, sondern auch die Skalen von C (Dur/Moll) bis H (Dur/Moll) wechseln darf. Vor allem, wenn man in Dur geschriebene Melodien plötzlich in Moll hört oder umgekehrt, kann man sich manchmal ein Grinsen nicht verkneifen. Doch es ist noch viel mehr möglich: Mit dem Cue-Drop bereitet man z.B. den synchronen Austausch von bis zu vier Scheiben auf einen Schlag vor, heizt mit hörenswerten Riser-Einlagen die Stimmung weiter an oder kümmert sich um die Effekt-Sektion, in der man den Klang nicht nur global mit Mitteln wie Hoch- und Tiefpassfiltern, Delays oder Stutter verändern kann, sondern sogar für jede einzelne Spur. Meist hat man zudem die Wahl, ob man quasi selbst die Effekte per Hand steuern oder die Kontrolle einer Automatik übergeben möchte. Insgesamt hat Fuser 30 Effekte zu bieten.

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Man hat u.a. die volle Kontrolle über Tempo und Tonart. © 4P/Screenshot

Hinzu kommt die Einbindung von Instrumenten im Stil des Kinect-Spiels Fantasia: Music Evolved (ebenfalls Harmonix), mit denen man Loops von Improvisationen aufnehmen und in den laufenden Mix integrieren kann. Innerhalb der 50 Instrumente findet man u.a. 8-Bit-Drums, Arpeggiatoren oder ein extravagantes Klavier. Dabei kann es allerdings passieren, dass die beeindruckende Audio-Engine an ihre Grenzen stößt: Nach dem exzessiven Einspielen eines Loops mit dem „bestialischen Bass“ konnte das ursprüngliche Song-Tempo nicht länger aufrecht erhalten werden und es kam stellenweise zu einem „Audio-Slowdown“. Nicht optimal sind außerdem die so genannten Pickup-Drops gelöst: Relativ früh reicht es nicht mehr aus, einfach nur die Platten beim nächsten Taktbeginn zu tauschen. Stattdessen sollte man den perfekten Zeitpunkt abwarten, um einen möglichst fließenden Übergang bei Drums, Bass, Begleitung oder Gesang zu realisieren. Zu diesem Zweck zeigen farbige Punkt-Icons geeignete Stellen für den fliegenden Wechsel auf einer Leiste an, die für meinen Geschmack aber etwas zu klein ausfallen. Dank Übung, Weitsicht und Song-Kenntnis komme ich zwar mittlerweile besser zurecht, aber gerade am Anfang haben mir die Pickup-Drops und das richtige Timing trotz einer guten Kalibrierung doch überraschend viele Probleme bereitet.