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Gothic 3 (Rollenspiel) – Gothic 3

Kein anderes Spiel bewegt die Gemüter von Fans und Presse derzeit wie Gothic 3. Die einen können es kaum erwarten, endlich durch die Fantasy-Welt von Myrtana zu streifen, die anderen sind sich in der Beurteilung des Abenteuers alles andere als einig. Während manche Magazine aufgrund der vielen Bugs erst gar keine Wertung vergeben, jubeln andere mit Awards. Wie sieht es bei uns aus: Euphorie oder Ernüchterung?

© Piranha Bytes / JoWooD, Deep Silver

Wo ist das Drama?

Die Neugier wird durchaus geweckt, auch wenn man sich spätestens nach zehn Stunden Spielzeit etwas mehr erzählerisches Fleisch, etwas mehr Drama gewünscht hätte. Auch Oblivion schwächelte bekanntlich im Mittelteil, aber hier konnte man die Hauptstory quasi immer gezielt vorantreiben. Irgendwann stellt man sich hier die Frage, warum man überhaupt für wen eingreifen soll? Es geht doch allen recht gut. Okay, da sind Sklaven, die arbeiten. Aber beklagen sie sich? Sieht man irgendwo Gräueltaten,

Ein Blick auf den Strand: Leider zeigen sich am Meer hässliche Konturbrüche, die aus der Idylle schnell eine Farce machen. Diese groben Fehler bremsen den Entdeckerdrang aus und dürfen 2006 nicht mehr sein…

schreiende Frauen? Wo sind Opfer? Die Orks verhalten sich relativ gesittet, bieten einem sogar Aufträge an. Und muckt jemand auf? Manchmal hört man sogar lethargische Stimmen wie „Ich kann mir nicht helfen, aber ich mag die Orks nicht.“

Hallo? Kann mal einer seine Wut rausbrüllen?  Wo sind die Emotionen der Unterdrückten? Man könnte fast meinen, hier besteht kein heroischer Handlungsbedarf. Wenn da nicht das schimmernde Blau der magischen Kuppel wäre, die die Bedrohung wenigstens am Horizont symbolisiert…

Vielleicht hätte es geholfen, schon früher einen Verbindungsmann einzustreuen, der etwas über den König oder den Kontinent erzählt, oder Zwischensequenzen, die die schrecklichen Momente der Besatzung zeigen. Es fällt mir als Abenteurer auch schwer, mich selbst über das Reich Myrtana zu informieren. Im Gegensatz zu Oblivion gibt es hier kaum Bücher, die etwas über die Geschichte, die Wesen oder Eigenheiten des Landes verraten. Auch das Handbuch zeigt sich hier sehr spartanisch. Wie soll man da einen Bezug zum König aufbauen? Zumal man als namenloser Held ohnehin keine Biografie, keine Ansatzpunkte für Identifikation hat.

Es ist nicht so, dass Gothic 3 erzählerisch uninteressant wäre: Immerhin stellt sich bald die Frage, warum die Orks gezielt alte Tempel zerstören und was es mit dem arkanen Wissen auf sich hat. Aus der entfernten politischen Perspektive macht das Abenteuer neugierig und zeigt große Stärken, die Oblivion nicht bieten konnte. Aber aus der nahen persönlichen Perspektive zeigt es sich zu schroff und bietet kaum Spannung. Wären mit Diego & Co nicht die alten Vertrauten der früheren Abenteuer unterwegs, wäre mit Xardas nicht der Hexer aus den Vorgängern in den Konflikt verstrickt, dann würde man sich wie ein Fremdkörper in der Welt fühlen. Wer die Vorgänger nicht kennt, wird in erzählerisch kaltes Wasser geworfen.

Die Motivationsbremsen

Aber zurück zur Spielwirklichkeit. Warum werden der Entdeckerdrang und die Lust Unerforschtes zu erkunden so ausgebremst? Weil die Spielwelt im Detail nicht halten kann, was das Epos im Großen verspricht: lebendig und authentisch zu sein. Die fehlerhafte Kulisse ist da nur ein Mosaiksteinchen: Die Landschaft sieht in ihrer Anordnung zwar richtig gut aus, überzeugt mit unheimlich natürlich wirkenden Lichtungen und Tälern; ich konnte mich sogar an das Weichzeichnen in der Ferne gewöhnen – kein Problem. Aber warum ist die Sichtweite für scharfe Konturen und Gras so begrenzt? Es sind ja nicht mal zwanzig Meter, die man schauen kann. Und sobald man läuft, entrollt sich vor einem immer ein Teppich aus Gras und Pflanzen – das wirkt heutzutage einfach antiquiert. Spiele wie Far Cry <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=2891′)“>

(2004) oder Just Cause <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=6198′)“>
sind eine Klasse attraktiver, die Grafik-Engine ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Die bescheidenen Lensflare-Effekte will ich zeitlich gar nicht einordnen…

Zu erforschen gibt es viel: Die große Stärke von Gothic 3 liegt in seinem fragilen politischen Gebilde, das ihr beeinflussen könnt. Sollen die Rebellen Oberhand gewinnen oder gar die Orks? Das liegt an euch.

Natürlich gab es auch in Oblivion Pop-Ups, wo plötzlich Felsen und Bäume erschienen, aber die Landschaft war wesentlich offener, die Sichtweite höher und das Gefühl in Wald und Wildnis einfach dichter. Besonders krass ist die optische Ernüchterung, wenn man sich in Strandnähe begibt: Was ist das bitte für ein Konturbruch am Horizont, mitten auf dem Meer? Sorry, aber das sieht im Jahr 2006 verdammt schlecht aus, wenn man statt einem idyllischem Ausblick aufs Meer mit diesen grauen Wänden konfrontiert wird, die sich beim Umsehen auch noch mitdrehen. Sprich: Der Bruch folgt der Kamera.

Es gibt in Gothic 3 natürlich auch viele schöne Plätze, gemütliche Leuchttürme, lauschige Hütten, pompöse Steindenkmäler, aber eben auch so viele Clippingfehler, die Körper und Gegenstände durch Wände ragen lassen und überhaupt keine physikalischen Konsequenzen: Es gibt z.B. keine Baum- oder Speerfallen wie in Oblivion oder Fässer, die man irgendwo runterrollen kann. Das Flammenschwert brennt selbst dann, wenn ich es auf den Rücken geschnallt habe. Lobenswert ist wiederum, dass die Pfeile korrekt im Pelz des Feindes stecken bleiben – man kann ein Wildschwein schnell in ein Stachelschwein verwandeln. Schade ist nur, dass man sie da nicht mehr rausziehen kann. Warum eigentlich nicht?

Immerhin kann man im Gegensatz zur Vorschaufassung jetzt in 1280×1024 spielen. Allerdings ruckelt das Spiel dann schon beim einfachen Umschauen selbst auf unseren Rechnern (Alienware, DualCore Pentium 3,2 Ghz, 2 GB Ram, Nvidia GeForce 7900 GTX). All diese Fehler zeigen sich übrigens auch auf gleichwertigen AMD/ATI-Konfigurationen, auf denen wir Gothic 3 installiert haben.

Erst, wenn man die Details runterschraubt und selbst wichtige Merkmale wie das Gras abschaltet, läuft es besser. Die Absturzhäufigkeit bleibt dennoch bestehen: Der Rekord bei uns liegt in drei Crashes pro Stunde. Bloß wie sieht Gothic 3 auf mittlerer Stufe ohne Gras aus? Es kann ja schon bei vollen Details nur landschaftlich, aber nicht in Sachen Sichtweite und Texturpracht mit Oblivion mithalten. Egal, Gothic gehörte in technischer Hinsicht noch nie zur Avantgarde der Grafikmeister. Und das hat mich auch noch nie gestört. Das Figurenverhalten und das Kampfsystem sind eher hauptverantwortlich dafür, dass ich trotz der Freiheit und der Aussicht auf heroische Taten die Lust auf die Befreiung Myrtanas verloren habe.

                  

  1. :')
    Ich hatte damals einen für G3 schlechten Rechner mit einem Athlon XP 2600+ und einer GeForce 6600 GT. Das ruckelte schon fein.
    Aber selbst wenn ich für 2006er Verhältnisse High-End-Bedingungen mein Eigen hätte nennen dürfen, wäre G3 nunmal leider einfach Schrott geblieben.

  2. Oh ja, Gothic 3 Release. Werde ich glaube ich auch nie vergessen. Ab ins erste Dorf, den Kampf dort mit Mühe und Not überstanden...nur um dann zuzusehen wie sich plötzlich Sonne und Mond im Sekundentakt abwechselten.
    An dem Punkt war mir irgendwie klar dass das ganze vielleicht noch etwas Zeit gebraucht hätte. :|
    Inzwischen ganz man es wirklich ganz gut spielen. Vom technischen Standpunkt her. Ändert halt nix an der Grotten schlechten Regie, dem quasi nicht vorhandenen Pacing und dass es inhaltlich einfach komplett unausgereift ist.

  3. No Cars Go hat geschrieben: 01.10.2018 03:32 Nu ist's fast auf den Tag genau 12 Jahre her, dass ich bei Release vorm Einzelhandel auf Einlass wartete, um diesen sehnlichst erwarteten Nachfolger von Gothic 1 und 2 endlich spielen zu können - und bitter enttäuscht wurde.
    Jedes Jahr im Oktober denk ich da seitdem wieder dran :')
    Ich hab dafuer sogar meinen Rechner gehörig aufgerüstet.... Um am Ende dann zum drölfzigsten mal G2 zu spielen weil 3 ein unfertiges Bugfest war. Das es die SE damals fuer nen Fuffi auf Amazon gab, musste ja nen Hacken haben.

  4. Nu ist's fast auf den Tag genau 12 Jahre her, dass ich bei Release vorm Einzelhandel auf Einlass wartete, um diesen sehnlichst erwarteten Nachfolger von Gothic 1 und 2 endlich spielen zu können - und bitter enttäuscht wurde.
    Jedes Jahr im Oktober denk ich da seitdem wieder dran :')

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