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Half-Life 2: Episode 2 (Shooter) – Half-Life 2: Episode 2

Kennt ihr das Gefühl, am Ende der Staffel einer wirklich spannenden Serie einfach so mit einem fiesen Cliffhanger zurückgelassen zu werden? So im Stile von Lost oder 24? Hasst ihr das nicht auch? Besonders, wenn die in der Luft schwirrende Story spannend erzählt ist und ihr auf Teufel komm raus wissen wollt, wie’s weiter geht? Dann dürftet ihr beim Abschluss von Half-Life 2: Episode 1 laut aufgejault haben. Wärmt schon mal eure Stimmbänder vor…

© Valve / Electronic Arts

Diese beiden Neuzugänge tragen ihren Teil zu den Höhen und Tiefen des Spieldesigns bei, denn wie bereits erwähnt ist der Anfang etwas schwach: Ihr kämpft euch durch viele ähnlich aussehende Höhlen, zermatscht Antlions samt ihrer Worker und wartet auf Abwechslung. Die kommt, sobald ihr die schummrigen Naturtunnel verlassen habt – nachfolgend einige der Highlights: Ihr holt einen ballerfreudigen

Die Animationen der Figuren sind der Hammer, gerade Begleiterin Alyx zeigt im Spielverlauf viele Emotionen.

Helikopter mit seinen eigenen Minen vom Himmel, verteidigt ein von Combine belagertes Haus, müsst zwei Antlion-Bosse größtenteils mit der Gravity Gun besiegen und liefert euch ein klasse Rennen mit Robo-Töle »Dog«. Lowlights? Endlose Antlion-Wellen in einer Höhle abwehren sowie der anfangs intensive, aber schon kurz darauf langweilige Endkampf gegen immer mehr Strider samt Hunter-Folgschaft – hallo Valve, das hier ist Half-Life und nicht Serious Sam! Dankbar wird zur Kenntnis genommen, dass die Entwickler deutlich an der Story-Schraube gekurbelt haben; die Geschichte wird in vielen exzellent animierten Skript-Szenen weitergeführt, die nahtlos ins Spielgeschehen eingebunden sind. Aber natürlich bleiben auch dieses Mal am Ende einige Fragezeichen übrig: Was ist mit Dr. Breen? Was für eine Rolle spielen die Advisors? Und wie zum Teufel passt der G-Man in das alles? Die englische Sprachausgabe ist wieder mal über alle Zweifel erhaben, die deutsche traditionsgemäß zwei Klassen darunter. Wer genau hinhört und nicht einfach durch die linearen Levels stürmt, bekommt auch herrliche Dialoge zu hören, die sich u.a. um das Würgen von Huntern sowie den Enkelwunsch von Eli Vance drehen (inklusive eines verschwörerischen Zwinkerns in Richtung Gordon). Außerdem nimmt sich das Spiel gelegentlich auch selbst auf die Schippe: »No pit would be complete without the Freeman climbing out of it« – so ist es.

Nicht irre, aber irre schön

Die Landschaft ist nicht gerade Oblivion, aber eine wohltuende Abwechslung zu den düsteren Tunneln des Vorgängers.

Wir spielen in Zeiten, in denen die Polycounts mittlerweile in die Millionen gehen, in denen einzelne Blätter an Bäumen physikalisch korrekt wippen und in der jeder Grashalm einen eigenen Schatten wirft. Um es kurz zu machen: Prinzipiell ist die Source-Engine technisch nicht mehr auf der Höhe, auch wenn die neuste Version Echtzeit-Schatten und ähnlichen technischen Schnickschnack beherrscht. »Prinzipiell« deswegen, weil es tatsächlich keine Rolle spielt, dass die Wälder dezent leblos oder manche Texturen vermatscht aussehen – denn das Gesamtbild ist einfach der Hammer! Ganz besonders im Bereich der Animation macht Valve einfach keiner etwas vor; wer einmal gesehen hat, wie Dog gegen einen Strider antritt, ein Haus in tausende Einzelteile explodiert oder die besser denn je aussehenden Figuren brillante Mimik und Gestik zeigen, der pfeift auf beeindruckende Statistiken. Auch das Physiksystem ist nach wie vor ausgezeichnet, auch wenn es dieses Mal weniger ins Spieldesign eingebunden ist – in der Welt des Gordon Freeman ist das schlimmste physikalische Malheur, dass irgendwo ein Stecker herausgezogen ist. Der größte Vorteil der Source-Engine ist der gerade im Vergleich zu Konkurrenzprodukten erstaunlich geringe Hardwarehunger – wenn Half-Life 2 gut lief, dann läuft auch Episode 2 prima!

Das größte Ärgernis betrifft mal wieder die deutschen Spieler: Aus irgendeinem Grund wurde bei Episode 2 an mehreren Stellen die Zensurschere angesetzt! Es gibt keinerlei Blut mehr, Gegner lösen sich in dem Moment, in dem sie erledigt werden, in Luft auf – bizarr, besonders angesichts der Tatsache, dass alle vorherigen Versionen ungeschnitten waren.