Ein Rollenspiel, ein komplettes Abenteuer, in 30 Sekunden? Kann man machen! Half-Minute Hero hat es gemacht. Ein Abenteuer dauerte genau eine halbe Minute – war der Bösewicht bis dahin nicht besiegt, musste man von vorn beginnen. Schaffte man es, lief der Abspann und das nächste Abenteuer begann. Ein paar Dutzend solcher Quests in einem Rollenspiel, das war Half-Minute Hero. Es war rasant, witzig, einzigartig.
Selbstverständlich gab es eine Geschichte, die die einzelnen Episoden zusammenhielt. Und natürlich waren es nicht nur 30 Sekunden. Denn die Time Goddess konnte die Zeit zurückdrehen. Jederzeit. (Für eine „klitzekleine“ Gebühr.) Gut, dass der Held nicht nur im Zeitraffer die Levelstufe zwei, drei… fünf… zehn… achtundzwanzig erreichte, sondern von getöteten Gegnern auch Geld erhielt. Er musste also lediglich herausfinden, wo er ausreichend starke Feinde vermöbeln konnte, um die steigenden Forderungen der Time Goddess zu bezahlen und irgendwann den Boss zu besiegen.
Wechselspiel
Und das ist heute noch so. Auch wenn es „heute“ nicht ganz trifft. Immerhin erschien die Fortsetzung des PSP-Spiels bereits vor drei Jahren auf japanischen PSPs. In westlichen Breiten blieb das Original allerdings hinter den Erwartungen zurück und so erscheint der Nachfolger hierzulande auf Steam. Schade, auf der
Unterwegsplattform fühlte ich mich mit dem flotten Spiel wie Zuhause. Vielleicht denkt Entwickler Marvelous ja noch über Vita oder 3DS nach.
„Ich bin nicht fett!“
Wie dem auch sei: Die schnellen 30-Sekunden-Quests sind zurück und mit ihnen ein neuer Held. Denn The Second Coming spielt viele Jahre nach Half-Minute Hero. Die Time Goddess – als Herrin über die Zeit keinen Tag gealtert – kehrt zurück, als ein neuer Abenteurer ihre Hilfe braucht. Der soll das Land von ein paar Unholden befreien, anschließend noch üblere Fieslinge bekämpfen, um schließlich… aber das würde zu viel verraten. Die Geschichte macht jedenfalls richtig was her! Teil zwei schlägt zwar nicht mit der überraschenden Spritzigkeit ein, die mir im Vorgänger ein Dauergrinsen bescherte. Die zahllosen Dialogfenster fesseln mich aber mit einem witzigen Charme, den ich in vollen Zügen genieße.
Als ein Einwohner etwa beschreibt, wie ein Tunichtgut eine schwere Statue der Time Goddess in den Wald geschleppt hat, saust die bis dahin abwesende Göttin ganz kurz durchs Bild, um ein angefressenes „The Time Goddess is not heavy!“ einzuwerfen. Drollig!
Schrullige Marotten
Neu ist eine Ernsthaftigkeit, die der Handlung Gewicht verleiht. Schließlich erzählt The Second Coming auch von Liebe, Verrat und von einer Bedrohung, die nicht nur ein Köder fürs Weitermachen ist. Es sind die banalen Pixelfiguren, die am Platz hüpfen, wenn sie angesprochen werden. Die kurz hin und her rücken, wenn sie traurig sind. Einfache Worte und passende Gesten legen im Kopf die richtigen emotionalen Schalter um – Half-Minute Hero bedient sich geschickt bei den Urahnen des japanischen Rollenspiels…
Zeig auf dieser Puppe, wo Benjamin dein Lieblingsspiel angefasst hat.
Die 100% subjektiven Wertungen stehen und fallen eben mit dem Anspruch der Tester.
Natürlich ist es von Belang, was für die Bewertung und auch für den Spaß zählt und was nicht. Lass ich einfach die Augen bei Charaktersystem etc. zu , dann stört es mich nicht, weil es mich nicht stören kann. Also ist auch mein Spaß dadurch nicht gemindert. Ist doch logisch. Also klar: je weniger mich stört, desto höher ist der Spielspaß, da die Hürde immer geringer wird. Ich kann auch einfach das Gehirn ausschalten, dann macht vielleicht sogar ein eigentlich schlechtes Spiel viel Spaß.
Und genau deswegen, wenn alles zu berücksichtigen ist, also auch das hier nur mittelmäßige Charaktersystem etc., dann wird es eng für eine 85er Bewertung, die geht dann eigentlich nicht. Aber wie wir alle wissen, können auch Spiele mit geringerer Bewertung viel Spaß machen.