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Handball-Simulator 2010 – European Tournament (Sport) – Handball-Simulator 2010 – European Tournament

Handball ist schnell. Handball ist dynamisch. Handball ist schon lange keine Randsportart mehr – trotz eines nicht ganz einfachen Regelwerkes. Vor allem hierzulande dürfte spätestens seit dem Gewinn der WM im Jahr 2007 die Popularität sprunghaft angestiegen sein. Und dennoch hat sich bislang kein Hersteller daran gewagt, diese Sportart abseits spröden Managements umzusetzen. Mit gutem Grund, wie Astragon und z-Software eindrucksvoll beweisen.

© z-Software / Astragon

Die große Frage nach dem „Warum“

Was habe ich mir in diesem oder einem früheren Leben zu Schulden kommen lassen? Wieso bin ich nicht wie alle anderen Redakteure schreiend weggelaufen, als der Handball-Simulator European Tournament 2010 (HET 2010) eintrudelte? Nur, weil ich in der  Jugend tatsächlich mal Handball gespielt habe? Und wie kann sich Astragon erdreisten, im Jahr 2010 mit einem Spiel auf den Markt zu kommen, das jeglicher Beschreibung spottet?

Als Standbild ganz passabel, sollte man sich hüten, den vermeintlichen Handball-Simulator zu installieren – nicht nur die Technik ist vorsintflutlich…
Wir sind doch im Jahr 2010, oder? Denn was hier visuell geboten wird, kann zwar auch laut Minimalanforderung mit Singlecoreprozessoren ab 3 GHz und ggf. sogar bestimmten On-Board-Grafikkarten abgefackelt werden, ist aber dementsprechend alles andere als zeitgemäß und steht selbst bei diesen rudimentären Anforderungen in keiner Relation zum angezeigten Ergebnis. Nicht nur, dass es teilweise Online-Manager-Spiele gibt, die besser aussehen – wenn ich die Wahl hätte, was ich mir lieber anschauen würde, z.B. irgendein SNES-Sportspiel oder HET 2010 auf einem Highend-PC, fiele die Entscheidung leicht und würde nicht schmeichelhaft für das ausfallen, was auf der Packung als „weltweit erste Handball-Simulation“ angepriesen wird.
Denn die Grafik ist nicht nur unansehnlich, detailarm und trotzdem ruckelanfällig: Die Figuren und das Spielgerät sind schlecht bis gar nicht animiert und zittern sich über das Spielfeld, um das sich ein Polygonpublikum versammelt hat, das in totaler Statik auf das Geschehen glotzt.

Das ist Handball?

HET 2010 ist dementsprechend nicht nur technisch weit von dem entfernt, was sowohl auf PC als auch vor allem an Konsolen als Sport-Simulation bezeichnet werden kann. Auch inhaltlich und vor allem hinsichtlich des Spielgefühls trennen die virtuellen Handballer Welten von ihren Basketball-, Golf- oder gar Fußball-Kollegen.
Nicht nur, weil hier keinerlei Lizenzen zum Einsatz kommen und man mit irgendwelchen Fantasiesportlern in 16 Nationalmannschaften antritt.

Sondern vor allem, weil hier nichts, aber auch rein gar nichts dafür spricht, dass der Begriff „Simulation“ überhaupt eine Rolle während der Entwicklung gespielt hat. Von der Dynamik, dem schnellen Hin und Her, der Taktik oder Dramatik, die man von der Campus-Halle in Flensburg bis zur Sparkassen-Arena in Balingen erleben kann, ist hier nichts zu spüren. Nada. Niente. Zero. Nüscht.

Wo sind die anderen Spieler, um den Freiwurf durchzuführen? Nur ein Beispiel für die „Qualität“ dessen, was man mit viel gutem Willen noch als „künstliche Dummheit“ durchgehen lassen kann… 
Die Liste an Stolperbergen ist so lang, dass sie eigentlich nicht durch eine Qualitätskontrolle hätte gelangen dürfen. Das beginnt bei der KI, die meist statisch ihre Pfade abläuft und vor allem im Angriff sich öffnende Lücken sträflich ungenutzt lässt. Wieso es in HET 2010 tatsächlich die Position eines Kreisläufers gibt, bleibt ungeklärt. Denn ihn in Position zu bringen, scheint nur im Rückraum möglich zu sein. Klingt unlogisch? Ist es auch.
Aber das gilt auch für das übrige Verhalten, wenn etwa der Torwart den Ball nach einer Parade nach vorne abprallen lässt und keine einzige KI-Figur (weder der gegnerischen noch der eigenen Mannschaft) Anstalten macht, den Ball aufzunehmen, der dann übrigens bis zur, aber nicht über die Seitenauslinie rollt. Nun geraten die virtuellen Athleten tatsächlich in Wallung und gehen dem Spielgerät nach – allerdings nur, um es endlich über die Linie ins Aus zu befördern.

Da man zudem noch die gegnerischen Verteidiger sehr schnell zu Fouls, Strafzeiten und Platzverweisen verleiten kann, die Torhüter sich mal wie Panther und mal wie Schildkröten bewegen, um den Wurf zu vereiteln und man nie das Gefühl hat, wirklich die Kontrolle über die Spieler zu haben, ist die Spaßgrenze schnell erreicht. Leider ist HET 2010 nicht einmal Trash – es ist einfach nur schlecht.

Selbst die Möglichkeit, nach dem Motto „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ mit einem menschlichen Kontrahenten diese Ausgeburt schlechten Geschmacks in Angriff zu nehmen, macht den Kohl nicht mehr fett. Denn gleichgültig ob solo oder gemeinsam: Spaß sieht wahrlich anders aus und könnte z.B. daraus bestehen, einen Freund einzuladen, eine oder zwei Flaschen Bier aus dem Keller zu holen und die derzeit stattfindende Europameisterschaft im Fernsehen zu verfolgen.
Das ist unterhaltsamer, gehaltvoller und motivierender als dieses krude Machwerk, das selbst vor zehn Jahren in einem maximal mangelhaften Wertungsbereich gelandet wäre.

  

  1. Ich habs heute im Laden gesehen. Diese sensationelle Beschreibung. Ich dachte wirklich, dass ist bestimmt klasse. Dann blicke ich auf den Hersteller. Astragon.
    In dem einen Video, das hier gepostet wurde, erkennt man auch das realistische Spiel. Es gibt nur Rechtshänder und die werfen von ganz rechts außen ein Tor. :D
    Aber das Handball Challenge- Spiel sieht schon mal spitze aus.
    Lg.

  2. Super I love Astragon da haben die Programmierer sicher die Engine verwendet mit der sie die anderen überzeugenden Astragon Simulationen programmieren?. Danke für die einischt in die Programmier-Kunst "Was ist alles möglich mit einer Engine.

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