Fazit
Hogwarts Legacy ist für mich das Sinnbild eines modernen AAA-Titels: Die Produktionsqualität des Hogwarts-Abenteuers ist auf einem wahnsinnig hohen Niveau, die Atmosphäre verströmt den Vibe der Harry-Potter-Filme und auch im Detail steckt viel Liebe in der virtuellen Umsetzung der Wizarding World. Erzählerisch bleibt Avalanche aber so sicher, wie man nur bleiben kann. Es werden kaum Akzente gesetzt, die Hauptfigur ist ein blasses, leeres Spieler-Gefäß ohne Charakter und es gibt kaum eine nennenswerte Entwicklung während der Hauptstory. Auch die offene Welt präsentiert sich genre-üblich. Zwar sind die Umgebungen mitunter wahnsinnig atmosphärisch, die Wälder dunkel und die Sonnenuntergänge wunderschön – viel mehr als bei einem beliebigen Assassin’s Creed der letzten Jahre geht in Sachen Storytelling aber auch hier nicht. Dafür ist so ziemlich jede Spielmechanik der letzten zehn Jahre vorhanden und auch erstaunlich schlüssig eingebunden – von den Besenrennen bis zur eigenen Farm im Raum der Wünsche. Bis auf verschmerzbare Bildrateneinbrüche im Kampf und die erwähnten LoD-Probleme ist Hogwarts Legacy auf der PS5 zudem technisch komplett rund, ich hatte im Test keinen einzigen Absturz oder schwerwiegenden Bug zu verzeichnen. Aber wie gut ist Hogwarts Legacy denn nun? Naja – ziemlich! Nur wirklich bahnbrechend ist es eben nicht.Zweites Fazit von Boris Connemann
Trotz relativ grober Unkenntnis des Harry-Potter-Universums, holt mich Hogwarts Legacy gleich auf mehreren Ebenen ab: Zum einen ist es wirklich eine tolle Leistung, dass der erste (!) Open-World-Gehversuch der Entwickler schon ganz gekonnt die Dinge liefert, die Liebhaber dieser Spielstruktur begeistert: Tolle Lichtstimmungen, eine ganz leichte Bewegungsschwere der Spielfigur und eine beeindruckende Weitsicht, die für stellenweise wirklich atemberaubende Panoramen sorgt. Dazu gibt es Haupt- und Nebenquests, welche die Architektur der Spielwelt (und natürlich des optisch einprägsamen Zauberinternats) sinnvoll einbinden – jeder Spieler sieht nach und nach alle Teile der Umgebung, wenn er nicht hastig lossprintet, sondern sich einfach die Zeit lässt, die das Spiel braucht, um seine ganze künstlerische Kraft und seinen Ideenreichtum zu entfalten. Der andere Punkt, der für mich eine sehr große Faszination versprüht, ist die allgegenwärtige Mystik, die von Story, Figuren und der Spielwelt ausgeht – das ist alles mit dermaßen viel Liebe inszeniert, das man fast weinen möchte, wenn man vorher 30 gefrustete Stunden in Forspoken versenkt hat. Im Kern sind sich die Spiele sehr ähnlich, aber dann macht Hogwarts alles richtig, was in dem japanischen Open-World-Actionspiel mit RPG-Elementen falsch gelaufen ist. Feine Optik, witzige Dialoge, nette Rätsel, funktionierendes und motivierendes Crafting, dazu eine Menge Sammelkram, der Spaß und Sinn macht. Klar, die Karte scheint an vielen Stellen überzuquellen und weckt unliebsame Erinnerungen. Und doch schaffen es die Entwickler, eben genau dieses extrem wichtige Fünkchen Neugier und Faszination beim Spieler zu entfachen, die für genau dieses Genre einfach unabdingbar sind. Nach rund 25 von sicherlich und hoffentlich knapp 100 Stunden, vielen Nebenaufgaben, endlosen Spaziergängen im Schneckentempo und nur einem Teil der Hauptgeschichte, ist Hogwarts Legacy für mich also schon jetzt mindestens unter den ersten fünf Spielen, wenn es im Spätherbst um unsere Nominierungen für den Titel des Jahres geht. „Red Dead Potter“ kann ich also den Spielern ausnahmslos empfehlen, die mal wieder so richtig Bock darauf haben, eine riesige Welt voller Geheimnisse auf eigene Faust zu entdecken. Für Fans der Bücher und Filme geht hier ein lange gehegter Wunsch endlich in Erfüllung. Klasse gemacht, Portkeys!
Wertung
Atmosphärisch, detailverliebt – am Ende aber zu sehr auf Sicherheit bedacht: Hogwarts Legacy ist ein richtig gutes Zauberer-Abenteuer, das vor allem bei der Story aber Luft nach oben lässt.
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"Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?"
Gar nicht.
Es gibt keine Käufe.
Wieso gibts hier eigentlich keinen Aufschrei so von wegen „Killerspiel“ .. 5. Klässler die mit Imperio, Crucio und Adava Kedavra um sich schmeißen dabei brav foltern und nach Herzenslust morden. Dabei ist A. K. als instant Tod ja sogar noch gnädig, bedenkt man, welche Optionen man sonst noch so hat.. aufhängen, anzünden, in Stücke säbeln..
Davon ab, dass es vollkommen inkonsequent ist, ist es recht lustig anzusehen.
@Aläx
Du sprichst mir wirklich aus der Seele und halte das Spiel für viel zu Overhyped. Ohne die Fan Brille beeindruckt mich auch nicht sonderlich viel. Am Ende habe ich sogar sämtliche Dialoge und Cutscenes abgebrochen weil sie mir einfach egal waren. Die Story und Charaktere haben überhaupt keine tiefe und sind rundgelutscht.
Das Kampfystem und die Detailverliebtheit der Welt finde ich dagegen richtig stark.
Nach mittlerweile guten 10 Std. Spielzeit traue ich mich auch mal dazu meine Einschätzungen zum Spiel abzugeben.
Vorab: 32 Jahre, bin kein großer Harry Potter Fan. Habe die Filme gesehen und fand sie auch ganz unterhaltsam, würde mich jetzt aber nicht als Fan betrachten. (wie z.B. im Vergleich zu Star Wars) Habe also nicht sehnsüchtig drauf gewartet.
Das Spiel ist bis auf das unverbrauchte Setting mit Zauberern und Hexen ziemlich 0815 und bietet altbewährte Gaming-Elemente ohne das Rad neu zu erfinden oder in einer gewissen Sache besonders herauszustechen.
Die Welt rund um Hogwarts sieht allerdings wirklich klasse aus. Gerade die Schule und darin herumzuwandern ist auf jeden Fall ein Highlight und trägt das Spiel. Die Detailverliebtheit in der Schule ist beeindruckend und im Grunde kann man dort in jedem Gang und an jeder Wand etwas finden, dass man für ein paar Momente beobachten kann.
Jedoch wird man ziemlich schnell ernüchternd feststellen, dass nur die Kulisse schön ist. Die Figuren interagieren kaum mit dem Protagonisten und bisher habe ich auch nicht das Gefühl, dass der Hauptfigur da irgendwie eine Art von "Charakter" eingehaucht wird.
Zudem reicht es mir auch nicht mehr, dass die Karte einfach nur mit Symbolen vollgekleistert wird und man zu NPC X geht und einem stumpf und schlecht eingesprochenen Dialog mit hölzerner Gestik und Mimik zuhört. Dann heißt es gehe zu Ort Y und drücke X oder folge Schmetterlingen.
Ich finde das "Missionsdesign" einfach wahnsinnig ermüdend und wenig belohnend. Gerade auch, weil es keine guten Belohnungen gibt. Zumindest bekomme ich nicht das Gefühl, dass ich in Dungeons coole und hilfreiche Dinge finden kann.
Die "Story" ist bisher auch einfach sehr mau und die langweilige Erzählart hat auch eher dafür gesorgt, dass sie mir egal ist. Bevor ich mich von den NPC Puppen volltexten lasse, skippe ich lieber.
Was soll eigentlich der Versuch irgend eine Form der "Entscheidungsmöglichkeiten" bei Gesprächen einfließen zu lassen? Ich...
Nach fast 40 Stunden bin ich jetzt auch fast durch. Spiel war wirklich großartig, definitiv GotY-Kandidat.
Das Einzige was mir nicht so gefallen hat war eigentlich nur die unnütze Equipmentflut, vor allem weil das Zeugs nahezu wertlos ist und man nur begrenzt Platz hat. Erkunden macht da teilweise echt wenig Sinn, wenn ich dann doch nur einen weiteren Schal oder eine Brille finde, die kein Mensch braucht und mir lediglich zwischen 60 und 160 Münzen beim Händler bringt. Und generell ein bisschen weniger Open-World-Sammelkram hätte es auch getan.
-Die Zwischensequenzen sind nur am Anfang in dieser Dichte zu finden. Im Spielverlauf eigentlich nur bei "größeren" Quests.
-Mit dem Analogstick kann man Gegner fixieren.
-Niemand zwingt dich, Revelio zu nutzen.
Tatsächlich entfaltet sich das Spiel mit all seinen Möglichkeiten erst nach einiger Zeit, bei mir so etwa ab Stunde 13 oder 14. Das finde ich aber explizit gut. In viel zu vielen Spielen ist man schon nach 2 Stunden mit allen Mechaniken durch und sieht dann 90 Stunden lang nichts neues mehr, was extrem Monoton ist. BotW ist z.B. so ein Kandidat. Insofern finde ich das Tempo bei Hogwarts Legacy sehr angenehm. Außerdem fügt es sich auch gut in das Szenario ein, denn man spielt ja ein:e Schülerin, der:die erst noch viel lernen muss. Es wäre extrem unpassend, wenn man eine noch größere Mary Sue wäre, die wirklich alles innerhalb der ersten Tage lernt und perfekt beherrscht. Es gibt selten Open World Spiele, die eine so angenehme Progression aufweisen.