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Horace (Plattformer) – Was dann geschah, war unglaublich…

Horace ist weit mehr als ein kleiner Indie-Geheimtipp: Der Titel fasziniert vordergründig mit durchdachter Plattformer-Mechanik, witzigen Minispielen und kniffligen Bosskämpfen, ist aber gleichzeitig warmherziges Androidenmärchen und tragische Familiensaga. Satte 90% holt sich der britische Überraschungs-Hit in unserem Test.

© Paul Helman & Sean Scaplehorn / 505 Games

Besser spät als nie


Mit dem Test von Horace sind wir leider doppelt spät dran: Für den PC erschien das Spiel bereits im Juli 2019, die (technisch tadellose) Switch-Umsetzung folgte im Oktober 2020. Aber bei manchem Indietitel lässt es sich leider schwer umsetzen, immer zeitnah mit dem Test am Start zu sein – deshalb besprechen wir seit Anfang 2021 auch offiziell Spiele, die schon länger als im laufenden Jahr erhältlich sind. Seit November 2020 wartete der Titel auf meiner Switch, ab Mitte Januar bin ich nun endlich dazugekommen, mich des Themas anzunehmen. Zum Glück habe ich das noch getan – denn Horace ist ein in vielerlei Hinsicht außergewöhnliches Videospiel und ganz sicher eines der spannendsten der letzten Jahre! Obendrein ist es auch noch umfangreich und bisweilen sehr anspruchsvoll: Ich habe mitunter ganz schön geflucht, war aber stets so motiviert und neugierig, dass ich beinahe allabendlich wieder und wieder zum Pad griff. Aber worum geht es eigentlich?

 

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Videospielen im Kreis seiner menschlichen Familie – Horace‘ „Besitzer“ sind dem kleinen Blechmann wohlgesonnen. © 4P/Screenshot

Im Kern ist Horace ein 2D-Plattform-Abenteuer mit viel Story und regelmäßigen Denksportaufgaben. Gleichzeitig ist es aber viel mehr: Horace erzählt eine bisweilen emotionale Familiengeschichte, in der es ebenso um Krieg und Frieden, Freundschaft, Verrat oder den Sinn des Lebens geht wie um Bankraub, Zeitreisen, Videospiele oder das Aufsammeln von Müll. Klingt komisch, und ist es auch. Oft sogar sehr! Alles beginnt mit der Auslieferung und dem anschließenden Einzug des humanoiden Roboters Horace bei einer Patchwork-Familie: In charmanter, aber nicht übermäßig hübscher Pixelgrafik erlebt man die ersten Tage und Aufgaben von Horace, der den vielen Zwischensequenzen mit seiner blechern-emotionslosen Computerstimme einen besonderen Touch verleiht. Zum Beispiel lerne ich die Steuerung und ein paar simple Spielmechaniken in der Turnhalle, wo mir die Familie einen kleinen Hüpfparkour aufgebaut hat: Damit es klarer ist, wo Horace hinspringen darf und wo nicht, werden die „Abgründe“ mit roten Handtüchern ausgekleidet. Und Horace merkt passenderweise an, dass das Ganze nun schon recht deutlich nach tödlicher Lava aussehe. Dies ist nur die erste von vielen geistreichen bis ironischen Anspielungen an Videospiele im Speziellen oder die Popkultur im Allgemeinen. Später zockt Horace eine Art Pong gegen den Familienvater, darf in der großen Stadt die örtliche Arcade besuchen, um dort charmant nachprogrammierte Spielhallen-Klassiker zu daddeln, und wird auch im späteren Spielverlauf immer wieder auf charmante Referenzen zur Telespiel-Frühzeit treffen.

 

Kunterbunter Strauß

 

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Plattform-Herausforderung, Stromfallen und Gehirnverdrehung – geht Horace die Wand hoch, dreht sich auch die Spielperspektive. © 4P/Screenshot

In kaum einen Videospiel bisher habe ich derart abwechslungsreiche, vielschichtige und verrückte Dinge erlebt: Horace rettet an einer Felswand die abgestürzte Tochter der Familie, durchschwimmt tödliche Hinderniskurse volle Kreissägen und Elektrozäune, lenkt einen Fluchtwagen, verdient Geld in Minispielen, hilft einer Messie-Frau beim Ausmisten ihrer Garage, flieht in Abwasserkanälen vor einer Flutwelle, tritt mehrfach im Duell gegen riesige Kampfroboter an, entkommt kopfüber lebendig gewordenen Küchengeräten, legt sich mit der Herzkönigin des Wunderlands an, durchkämmt grobpixelige Dungeons voller Feinde, nimmt beim örtlichen Kirchenfest am Torten-Wurf-Wettbewerb und Sackhüpfen teil, lässt sich zum König krönen, spielt Basketball, meistert eine Shoot’em-Up-Passage, türmt in der Urzeit vor einer Affenbande, rettet eine Familie aus einem brennenden Haus, spielt Schlagzeug, löst Laserrätsel, findet Passwörter heraus, turnt durch ein Gewächshaus voller fleischfressender Pflanzen, sprintet wie Sonic um den Globus, unternimmt eine Reise zu unserem Erdtrabanten, macht Schnappschüsse im Foto-Automaten, tuckert mit dem Zug durch Südengland, sinniert über den Sinn seiner Existenz, läuft in Ego-Perspektive durch düstere Gänge und fährt auf dem Rummel in einem brennenden Riesenrad. Unter anderem! Es ist buchstäblich irre, was man in den 15 bis 20 Stunden bis zum herzerwärmenden Abspann erlebt. Immer wieder fragt man: Was kommt denn noch alles? Welche wilde Mission steht als Nächstes an? Und: Wie zur Hölle kommen die Entwickler da drauf?

  1. NewRaven hat geschrieben: 16.02.2021 15:36
    Sif hat geschrieben: 15.02.2021 16:29 war auch im humble choice im mai 2020!
    Bei mir läuft übrigens niemand "einfach los" wenn ich den Controller angeschlossen habe. Da ich damit spiele, wäre das auch etwas unpraktisch...
    Ja, komisch ist das schon... PS4 Controller über DS4Windows und bei dir?

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