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Import Tuner Challenge (Rennspiel) – Import Tuner Challenge

Wenn die Nacht über Tokio herein bricht, werden die Fans illegaler Straßenrennen erst richtig wach und stürzen sich mit ihren aufgemotzten Kisten ins motorisierte Nachtleben der japanischen Metropole. Kann Ubisofts Import Tuner Challenge den Nervenkitzel der Duelle einfangen oder entpuppt sich das Rennspiel als einfallslose Schlaftablette in der Dunkelheit?

© Genki / Ubisoft

Der Verkehr stellt zu keiner der drei Zeitzonen Nacht, Mitternacht und Tagesanbruch ein wirkliches Problem dar, doch könnt ihr die anderen Verkehrsteilnehmer teilweise für eure Zwecke missbrauchen, indem ihr eure Hupe als Waffe einsetzt. Häh?! Stellt euch folgende Situation vor: Ihr liegt gleichauf mit eurem Gegner und auf eurer Spur tuckert gemütlich ein anderes Fahrzeug durch die Gegend. Betätigt ihr jetzt die Hupe, wird der Sonntagsfahrer die Spur wechseln und damit den

Im Gegensatz zur tristen Kulisse sehen die Wagenmodelle gut aus.

Konkurrenten behindern. Doch solche fiesen Tricks sind manchmal gar nicht notwendig, denn die KI baut oft genug ganz von selbst Mist: Da wird blindlings in das vorausfahrende Vehikel gebrettert und auch Brückenpfeiler scheinen die Jungs manchmal mit der Straße zu verwechseln (siehe Video). Überhaupt ist der Schwierigkeitsgrad ein zweischneidiges Schwert: Manchmal fragt ihr euch, worin überhaupt die Herausforderung bestehen soll, wenn ihr die Konkurrenz schon nach 30 Sekunden problemlos in Grund und Boden fahrt. Auf der anderen Seite sind euch manche Fahrer, vor allem die Endgegner der jeweiligen Stufe, deutlich überlegen, so dass ihr euren Boliden schon ordentlich tunen, perfekt fahren und auf kurvige Streckenabschnitte hoffen müsst, bei denen die KI-Fahrer generell Probleme zu haben scheinen. Ab und an müsst ihr sogar gegen mehrere Fahrzeuge gleichzeitig antreten, doch sind solche Herausforderungen leider die Ausnahme. In der Regel rast ihr durch die immer gleich aussehenden Streckenabschnitte, sucht Gegner und liefert euch so lange monotone Duelle, bis die Bosse auftauchen und euch zu einem Zweikampf herausfordern. Bei einem Sieg dürft ihr deren voll getunte Geschosse käuflich erwerben und in zukünftigen Rennen sowie weiteren Spielmodi wie Zeitrennen, Splitscreen-Duellen mit einem Freund oder im Onlinemodus einsetzen.

Schwacher Onlinemodus

Letzterer bietet ebenfalls lediglich Duelle mit maximal zwei Spielern und ist dementsprechend schwach ausgefallen. Zwar gibt es zusätzlich noch Ranglisten für Zeitrennen sowie Ranking-Spiele, doch sind zwei Teilnehmer pro Session heutzutage einfach zu wenig. Ich will mit acht oder mehr Leuten durch Tokio heizen und mich nicht mit nur einem Gegner zufrieden geben! Zumindest hätte man einen Turniermodus oder Extermination-Veranstaltungen bieten können, mit denen sich mehr als nur zwei Spieler in der Lobby einfinden würden. Auch wären optional zuschaltbare KI-Fahrer eine Bereicherung gewesen, doch so düst ihr in den Multiplayer-Duellen mutterseelenallein durch die Straßen Tokios. Hier hat

Im Tuning-Shop motzt ihr eure Karre auf.

man viele Chance vertan, so dass der Onlinemodus insgesamt trotz flüssiger Darstellung eine riesige Enttäuschung ist und ganz nebenbei auch mit einigen Verbindungsproblemen zu kämpfen hatte.

Ödes Tokio

Kenn ihr noch die Tokyo Highway Battle-Serie für die PlayStation und Segas Dreamcast? Dann dürften euch einige Parallelen zu Import Tuner Challenge aufgefallen sein. Tatsächlich stammen beide Spiele von den gleichen Entwicklern, die anscheinend immer noch an das schnell langweilig werdende Spielprinzip glauben. Schon nach den ersten zehn Rennen lässt die Motivation jedoch spürbar nach, sich noch weiter in der nächtlichen Metropole auf die Suche nach anderen Fahrern zu begeben oder auf Parkplätzen überflüssige Texte zu lesen, die genau wie das gesamte Spiel nicht lokalisiert wurden und demnach komplett auf Englisch verfasst sind – nicht einmal die Geschwindigkeitsanzeige lässt sich auf Km/h umstellen, sondern bleibt bei MPH. Einen beträchtlichen Teil tragen auch die tristen und immer gleich aussehenden Kulissen dazu bei, dass man das Spiel nicht lange im Laufwerk behalten will. Abgesehen von der höheren Auflösung kommt Tokio auf der Xbox 360 genauso öde rüber wie damals auf der Dreamcast-Konsole. Da nützen auch die verschiedenen Nachtzeiten sowie das Freischalten neuer Abschnitte herzlich wenig: Innerhalb kürzester Zeit habt ihr euch an den Gebäuden im Einheitsgrau, den unauffälligen Werbereklamen und den unspektakulären Lichteffekten satt gesehen. Auch die schicken Wagenmodelle mit, die gute Steuerung und das vor allem später gelungene Geschwindigkeitsgefühl mit überwiegend flüssiger Darstellung helfen nicht mehr über die insgesamt schwachen Kulissen hinweg. Doch nicht nur das Auge, auch die Ohren werden bei den nächtlichen Rennausflügen enttäuscht, wenn stupide, japanische Techno-Klänge regelrecht danach schreien, im Optionsmenü ausgeschaltet zu werden. Die Motorengeräusche kommen leider auch nicht über den Durchschnitt hinaus.