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Killer is Dead (Action-Adventure) – Killer is Dead

Seine Spiele polarisieren wie bei kaum einem anderen Entwickler. Doch es ist nicht nur das Artdesign, das immer wieder spaltet. Auch Inhalte und Story lassen heftige Diskussionen aufwallen. Die Rede ist von Goichi Suda, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Suda51. Sein neues Werk Killer is Dead macht da keine Ausnahme.

© Grasshopper Manufacture / Deep Silver

Schräg, schräger, Suda51

[GUI_PLAYER(ID=106429,width=,text=Ein flottes Kampfsystem und ein stylisches Comic-Artdesign sind die Aushängeschilder von Killer is Dead.,align=right)]Ein skrupelloser Auftragskiller mit einem bionischen Multifunktions-Arm, der das Blut seiner Gegner als Antriebskraft nutzt. Seine Ziele sind Vampire, alternde Musikgenies mit Wahnvorstellungen, wildgewordene Dampflokomotiven oder übersinnliche Samurai. Doch gleichzeitig ist er ein schüchterner Frauenheld, der in seiner Freizeit mal tölpelhaft, mal nonchalant versucht, die holde Weiblichkeit zum Techtelmechtel zu überreden. Der von Albträumen geplagte Mondo Zappa ist weit von dem klassischen Killer-Bild eines Agent 47 entfernt, auch wenn er mit ihm die Vorliebe für dunkle Anzüge teilt. Er wird stets begleitet von einer vorlauten asiatischen Göre, die sämtliche Kreischendes-Jungmädchen-Klischees erfüllt und ihn im Falle seines Scheiterns mit Herzmassage wieder ins Leben zurückholt. Er arbeitet für eine zwielichtige regierungsnahe Agentur, die Exekutionen für betuchte Mitglieder der Gesellschaft zur Verfügung stellt. Sein Boss ist ein Zigarre rauchender Farbiger, dessen halber Körper durch Metall-Implantate und -Gliedmaßen ersetzt ist. Zu den Aufträgen chauffiert wird er von einer geldgeilen Britin, die im Zweifelsfall wie eine indische Kriegsgöttin mit zwölf Armen und Händen, in jeder eine Schnellfeuerpistole haltend, zu seiner Rettung kommt. In der skurrilen Welt von Killer is Dead (KiD) ist nichts normal.

Doch man darf nicht vergessen, dass es sich hier um ein Spiel aus der kreativen Feder von Suda51 handelt. Und wenn er mit Titeln wie Killer 7, No More Heroes, Shadows of the Damned oder Lollipop Chainsaw eines bewiesen hat, dann seinen Sinn für das Ungewöhnliche. Doch erzählerisch hat er es hier übertrieben. Dass die Charakterzüge Mondos mit dem eiskalten Killer auf der einen und dem schüchternen Frauenheld auf der anderen Seite schwer vereinbar sind, wiegt dabei nicht schwer. Problematischer ist vielmehr, dass innerhalb der mitunter non-linear wirkenden Erzählstruktur die meisten Auftraggeber in irgendeiner Form mit Mondo verbunden zu sein scheinen. Kryptische, kurz angebundene Dialoge machen die Charaktere interessant und sorgen dafür, dass in der Beziehung zwischen den einzelnen Figuren Spannung aufgebaut wird. Doch viele der Fäden, die Suda-San hier spinnt, verlaufen im Sand. Die Geschichte wird zwar plausibel aufgelöst, doch es bleiben mehr Fragen offen als bei Filmen von David Lynch. Dadurch wird der Spieler zwar zum entscheidenden Element, da seine Interpretation der Ereignisse letztlich den Ausschlag gibt, doch ein Satz des Hauptantagonisten steht stellvertretend für die auf mehreren Ebenen verzahnte Geschichte: „You still have no idea what’s going on, do you?“ (Du hast keine Idee, um was es geht, oder?)

Geradezu konventionell

Mondo Zappa könnte problemlos der Hauptdarsteller einer Grafik-Novelle sein.
Mondo Zappa könnte problemlos der Hauptdarsteller einer Grafik-Novelle sein. © 4P/Screenshot

Im Gegensatz zu Geschichte oder Erzählstruktur zeigt sich die erneute Zusammenarbeit von Suda und Kadokawa Games in mechanischer Hinsicht als sehr klassisch, geradezu normal. Es hatte sich zwar bei Shadows of the Damned oder Lollipop Chainsaw bereits angedeutet, dass er sich mehr und mehr dem spielerischen Mainstream öffnet. Doch in keinem Titel wurde dieses Vorhaben so gut umgesetzt wie hier. Auf das Wesentliche reduziert und spielerisch schnörkellos inszeniert, steht Killer is Dead in einer Linie mit Titeln wie Devil May Cry, God of War, Castlevania Lords of Shadow oder Bayonetta: Man durchläuft die zwölf Gebiete (hier in einem Wechsel aus Schläuchen und offeneren Strukturen), kämpft mit Katana sowie dem mit Gegnerblut angetriebenen bionischen Arm als Mehrzweckwaffe gegen zig Feinde und steht schließlich dem jeweiligen Boss gegenüber. Die Kombinationen, die man dabei vom Stapel lässt, sind überschaubar, aber sehr effektiv. Viel wichtiger für den Erfolg ist ohnehin das Studieren der gegnerischen Angriffsmuster, damit man im letzten Moment ausweichen kann. Dann nämlich wird eine Zeitlupe aktiviert, in der man dem Feind ohne Gegenwehr ein gehöriges Stück der Energieleiste abknipsen kann.


  1. Wer KIDspielt ist sexistisch?Was ist den das für nen Quatsch?
    Naja,ich liebe Suda-Spiele,man erkennt sofort das es ein Spiel ist was japanisch ist-so abgedreht,so skurril hat man selten

  2. Ich fand und finde das Spiel einfach super. Ja, es ist skurril, sexistisch, gewalttätig, abgedreht, überzogen, kitschig und was nicht noch alles.
    Aber es ist ein Spiel was Seele, Fantasie und Herz hat. Klar hat es seine Macken und auch Ecken und Kanten, aber genau das macht es auch irgendwie toll.
    Kein durchgestylter, oberlässiger und glattgebügelter Reißer, der anhand von Zielgruppenstatistiken und Marktforschung entworfen wurde und mit dem irgendwie jeder zufrieden ist und der sich vor allem so bierernst nimmt, dass es schon wieder zum lachen ist.
    Klasse Spiel, auch wenn ich nicht behaupten kann alles verstanden und richtig gedeutet zu haben. Aber auch das ist irgendwie reizvoll.
    Ich gehe mit dem Test und dessen Ergebnis konform und hoffe auf weitere Spiele dieser Art. Es fühlt sich einfach gut an und hat diese What the fuck Momente, für die ich Spiele so liebe und die man heute kaum noch findet.
    Es zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht und sagt mir etwas an das ich denke, wenn ich hier Kommentare lese, die vom Recht der Frau, Gerichten, Anwälten und von Fremdschämen sprechen, was mich dann wieder lächeln lässt.
    Weil sich das ganze Spiel nämlich überhaupt nicht ernst nimmt und sich auch nicht mit den großen Ungerechtigkeiten dieser Welt beschäftigen will. Im Prinzip karrikiert es sich doch selbst und ist dermaßen überzeichnet, dass es jedem auffallen müsste.
    Es will einfach Spaß machen und den Spieler in seine abgedrehte Welt entführen, mehr eigentlich nicht. Mit allem anderen kann ich mich immer noch beschäftigen, wenn die Konsole aus ist.
    Ich bin ja irgendwie auch ein Fan von heutigen Spielen und immer realistischeren Darstellungen und Themen, aber manchmal denke ich, dadurch geht dem Medium auch viel verloren.
    Denn es sind doch eigentlich solche völlig abgedrehten Szenarien, aus denen man so viel rausholen könnte und die irgendwie total viel Spaß machen.
    Ich denke da auch an Spiele wie Psychonauts. Da ist mir bis heute die Milchmann Verschwörung im Gedächtnis...

  3. crewmate hat geschrieben:Wenn du NoMoreHeroes und Killer7 bereits durchgespielt hast dann ja. Wenn das dein erstes Suda Spiel ist, dann wirst du einen ernüchternden Eindruck bekommen.
    eher anders herum. nach killer 7 und sotd hat es mich im großen und ganzen nicht so umgehauen.

  4. NoMoreHeroes (allerdings nur Desperate Struggle) ja und ich fand es trotz der eher niedrigen Wertungen gut. Ich mag den abgedrehten japano Kitsch. Killer 7 hingegen kenne ich nicht.

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