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Last Epoch im Test: Plumper Diablo-Klon oder Renaissance des Genres?

Ein Held schnetzelt sich durch Unmengen von Gegnern und levelt dabei nicht nur immer weiter auf, sondern findet auch immer bessere Beute auf dem Weg zum ultimativen High-End-Charakter: Mit Diablo, das im Jahr 1997 erschien, wurde nicht nur ein Hit, sondern gleich ein ganzes Sub-Genre aus der Taufe gehoben. Blizzard, damals noch ein überschaubar großes, aufstrebendes Studio, legte damit einen Grundstein für ihren jahrzehntelangen Erfolg, ist aber nun schon seit einigen Jahren nicht mehr auf dem Niveau von einst. Dem Hack’n’Slay-Genre haben andere Studios mittlerweile auch starke Titel hinzugefügt – ist Last Epoch-Entwickler Eleventh Hour Games eines davon?

© Eleventh Hour Games / Eleventh Hour Games

Last Epoch: Kloppertouren mit Zeitreisen
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Die Präsentation der Hauptstory von Last Epoch ist alles andere als überzeugend. © 4P/Screenshot

Seit vier Jahren hat es sich Last Epoch im Early-Access bei Steam gemütlich gemacht und ist kontinuierlich gewachsen, nun haben sich die Entwickler endlich ein Herz gefasst und das Spiel offiziell veröffentlicht. Kann das Spiel mit dem Branchenriesen mithalten? Schon der erste Blick zeigt: In Sachen Präsentation schon einmal nicht. Denn gegen die grandios gut gerenderten Einstiegsfilme, die Blizzard seit Jahrzehnten liefert – auch bei Diablo – hat Last Epoch nichts entgegenzusetzen. Ganz im Gegenteil – die optische Einführung in die Story des Spiels wirkt so altbacken wie es nur geht.

 

 

Die Welt von Eterra wird bedroht. Einer der alten Götter, der Sonnengott Rahyeh, will ganz Eterra unter seine Kontrolle bringen. Zudem schickt ein unsterblicher Kaiser Welle um Welle an untoten Horden durch die Gegend. Und dann ist da noch eine allesverschlingende Leere, tief im Inneren der Welt, die darauf lauert, alles und jeden zu vernichten. Viel zu tun also für angehende Helden, denn die Bedrohung ist nicht nur vielfältig, sie kann auch nur durch Kämpfe in verschiedenen Epochen besiegt werden. Also besuchen die Helden verschiedene Zeitalter Eterras und sehen dabei nicht nur eine sich stets leicht verändernde Karte, sondern auch viele Herausforderungen auf sich zukommen. Mehr als Schautafeln mit Texten aus dem Off und im Spiel einige mäßige Grafiken, die Story und Quests weitererzählen, hat Last Epoch dabei aber nicht zu bieten. Das ist eine der sprödesten Präsentationen in einem Action-Rollenspiel seit langer Zeit. Wer also wirklich eine spannende Geschichte erleben will, der wird von diesem Spiel wahrlich nicht abgeholt.

 

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Zum Start stehen fünf Helden zur Wahl, jeder kann sich ein eine von drei Spezialisierungen stürzen, wenn der Level stimmt. © 4P/Screenshot

Leider bleibt das auch bei der weiteren Geschichte so. Zwar ist die Idee, dass die Helden sich auf der Suche nach dem Bösen durch verschiedene Zeitalter Eterras prügeln müssen, wirklich originell und neu im Lager der Action-RPGs. Aber auch das ist derart mäßig erzählt, dass die über in kleinen Häppchen in Buchform verabreichten Details nach einer Weile von den meisten Spielern einfach nur noch weggeklickt werden – Spannung sieht definitiv anders aus. Da ist es gut, dass die echten Langzeitspieler von Games wie Last Epoch ohnehin kaum Wert auf eine Story legen, denen geht es um andere Dinge. Und bei denen macht das Spiel schon einen ganz anderen Eindruck.

 

 

15 Freunde könnt ihr sein

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Die Ausrüstung des Charakters sieht man im Startbildschirm am besten. © 4P/Screenshot

Schon bei der Heldenauswahl wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Zu Beginn stehen zwar erst einmal nur fünf Klassen auf dem Menü, aber jede Klasse kann sich in eine von drei Spezialisierungen weiterentwickeln. So kann der Magier sich zu einem Runenmeister, einem Zauberer oder einer Zauberklinge mausern – und damit nicht nur neue Fähigkeiten erlenen, sondern auch gleich das ganze Design der Kämpfe ändern. Denn während der Zauberer einfach nur ein stärkerer Magier ist, balanciert der Runenmeister mit verschiedenen Elementarladungen, während die Zauberklinge in den Nahkampf geht, natürlich verstärkt von Feuer und Eis.

 

Ähnlich sieht es für die anderen vier Klassen Schurkin, Akolythin, Wächter und Primalist aus. Jede Klasse erinnert natürlich an einen Diablo-Helden, aber die neue Spezialisierung ab Stufe 20 (Maximum ist momentan Level 100) ist deutlicher als die Umskill-Möglichkeiten beim Branchenprimus. Wie bei jeden Action-RPG üblich, gibt es etwas bessere und etwas schlechtere Builds, die werden sich aber wohl erst im Lauf der Zeit herausstellen – und in der Regel dann auch per Patch wieder nachgebessert oder abgeschwächt. Zu Beginn des regulären Starts wirken die Klassen insgesamt recht ausgewogen und was noch wichtiger ist – sie machen Spaß. 

 

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Die Statistiken für den Helden ist, wie in den meisten Action-RPGs, eine Wissenschaft für sich, die bis zum Endgame spätestens erlernt werden muss. © 4P/Screenshot

Nahkämpfer halten einiges aus, fragilere Fernkämpfer und Zauberfähige bekommen früh Fähigkeiten an die Hand, um sich zu schützen. So läuft der Kampf – und damit der mit Abstand wichtigste Teil des Spiels – von Beginn an rund und für Profis locker: Sterben ist in den ersten 20-30 Stufen eigentlich kein Thema. Einziges Manko an den fünf Klassen und den jeweils drei Weiterentwicklungen: Die Entscheidung ist endgültig, ändern können Spieler das später nicht mehr. Wer alles ausprobieren will, muss also tatsächlich 15 Helden hochspielen. Aber das Game ist, wie im Genre üblich, darauf angelegt, hunderte von Stunden gespielt zu werden. Da fallen zehn Stunden für einen neuen Helden letztlich kaum ins Gewicht.