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Le Tour de France 2015 (Sport) – Simulation oder Arcade-Strampeln?

Der Kampf um das Gelbe Trikot auf der so genannten „Tour der Leiden“ sorgt alljährlich auch abseits der Radlerhosen tragenden Fraktion für Interesse. Und natürlich darf auch das obligatorische Spiel nicht fehlen, das Sportereignisse mit derartiger Strahlkraft begleitet. Ob es sich lohnt, sich in den Sattel von Le Tour de France 2015 zu setzen, klärt der Test.

© Cyanide / Focus Home / Koch Media

Um dem entgegenzuwirken, muss man seine Kräfte einteilen, im richtigen Moment den Sprint setzen, kann bei Abfahrten eine aerodynamische Position einnehmen und sollte wann immer es möglich ist, das „Schleppen“ nutzen. Dabei hängt man per Knopfdruck am Hinterrad des Vordermanns, der auch nicht aus dem eigenen Team kommen muss und kann nun im Windschatten Energie aufladen. Doch Vorsicht: Befindet man sich in einer Ausreißergruppe und versucht sich als Energieschmarotzer, hat das negative Wirkung.  Wenn man sich nicht dafür einsetzt, dass die anderen auch mal Pause machen können, lassen sie es irgendwann nicht mehr zu, dass man sich hinter ihnen ausruht – bis man irgendwann die Führung übernimmt. Doch damit ist das taktische Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Man kann den anderen Fahrern des Rennstalls im „Teambildschirm“ Befehle geben, um auf verschiedene Situationen während der Rennen wie Ausreißversuche, „Windschutz“ usw. reagieren zu können. Und wenn alle Stricke reißen, kann man sogar zu jedem einzelnen Fahrer des Teams wechseln und die Geschicke selbst in die Pedale nehmen.

Gruppendynamik

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Es gibt immer wieder Ausreißversuche, auf die man mit Team-Taktik und aktivem Treten in die Pedale reagieren muss. Hier gilt übrigens nicht das ungeschriebene Gesetz, dass der Gesamtführende auf der Rundfahrt in Paris nicht mehr angegriffen wird. © 4P/Screenshot

Dabei muss man jedoch stets die individuellen Ziele der Fahrer, ihre Fähigkeiten, ihr Spezialgebiet (Sprinter, Bergfahrer etc.) und natürlich ihre Energie beachten. Dass diese sich auch abhängig von der Tagesform anpasst und durch Erfüllung der angesprochenen individuellen Bedürfnisse modifiziert werden kann, macht das rudimentäre Managen des Rennstalls zu einer fordernden Angelegenheit. Und das nicht nur im Tour-Modus, bei dem man individuell Etappen ab- oder anwählen kann, bis man mit dem Verlauf der Tour de France 2015 zufrieden ist. Sondern auch im Profiteam-Modus, bei dem man ein Team über Jahre hinweg aufbaut, Fahrer „kauft“ und verkauft und schließlich versucht, bei der Tour der Leiden den Gesamtsieg einzufahren. Als kurzweiliger Spaß für zwischendurch sollen die Herausforderungen dienen. Hier muss man bei „Abfahrten“ versuchen, so schnell wie möglich ins Ziel zu kommen, wobei der Energiehaushalt hier nur eine untergeordnete Rolle spielt und durch Streckenkenntnis bzw. Reaktion hinsichtlich des vorsichtigen Bremsens und Einlenkens bei spitzen Kurven ersetzt wird. Doch hier wird ein großes Manko deutlich, das sich auch durch die Tour bzw. die anderen Radrennen zieht: Man kann nicht stürzen. Zwar redet der Kommentator bzw. der über Funk mit einem verbundene Teamleiter immer wieder davon, dass der eine oder andere Kontrahent gestürzt sei.

Allerdings frage ich mich, wie er das geschafft hat. Denn ich kann meinen Fahrer nicht aus dem Sattel befördern. Weder Kollisionen mit anderen Fahrern und schon gar nicht mit der sichtbaren bzw. unsichtbaren Streckenbegrenzung können dafür sorgen, dass man aus den Pedalen geschleudert wird. Stattdessen prallt man einfach ab und kann weiter fahren. Hmm. Und wo wir schon bei „Hmms“ sind, die das Spielgeschehen nicht nur realistischer, sondern auch spannender gestalten würden: Es gibt keine Materialschäden, so dass auch die eigentlich mitfahrenden Teamfahrzeuge nicht dargestellt werden müssen. Und es gibt auch keine Wetterwechsel, weder dynamisch noch geskriptet. Hatten die Fahrer in der Realität auf der zweiten Etappe teils mit fiesem Seitenwind und Regenböen zu kämpfen, herrscht im Spiel immer eitel Sonnenschein – schade. Immerhin: Der Wind zeigt zumindest rechnerisch Auswirkungen. Die Folgen auf das Fahrverhalten halten sich jedoch in Grenzen.

„Komm schon, Peter“

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Man bekommt einige stimmungsvolle Landstriche zu sehen. Dennoch wird die Kulisse von Problemen wie Tearing und Pop-ups verfolgt. © 4P/Screenshot

Doch nicht nur darüber wundere ich mich. Wieso z.B. keinem aufgefallen ist, dass die ständig nur den gleichen Blödsinn reinrufenden Zuschauer nach spätestens vier Etappen auf den Keks gehen, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Ebenso wieso sie nicht den Namen eines der in der Umgebung strampelnden Fahrer, sondern Peter, Vincent, Stephane und was weiß ich nicht alles skandieren. Denn man macht im Umfeld der Präsentation einiges richtig. Die Menüs sind zwar mitunter überladen, aber angesichts der Fülle an die Taktik beeinflussenden Informationen blieb hier kaum eine andere Wahl. Und die Etappen werden mit einem stimmungsvollen Video-Einspieler eingeleitet, von dessen Qualität sich z.B. Eurosport eine große Scheibe abschneiden könnte. Allerdings hat das Budget danach wohl nur für die Lizenzierung der Teams gereicht. Die darin verankerten Fahrer sind dank der aus alten Fußball-Managern bekannten „Buchstabendreher“ zwar identifizierbar, aber nicht original.

Ab und an wird man auch von den allgegenwärtigen Bildschirmanzeigen überfordert bzw. muss ein wenig Zeit investieren, um sich in alle Nuancen einzuarbeiten. Doch kann man schließlich sämtliche Informationen erfassen und interpretieren, entfacht die virtuelle Tour in ihren besten Momenten einen ähnlichen Reiz wie das reale Gegenstück. Die Länge der jeweiligen Etappen wurde meist gut komprimiert (120 Kilometer lassen sich ungefähr in 20 Minuten abreißen), so dass man stets mit (im Rahmen der  Möglichkeiten) spannenden Entscheidungen konfrontiert wird.

  1. hab früher häufiger TDF geschaut. So ne Gruppe an Fahrern (unterteilt in Teams) die zusammen durch die Pampa fahren, das hat irgendwie was abenteuerliches. Dazu ist es auch durch die verschiedenen Taktiken und Erfolgs-möglickeiten (Trikots, Tagessieger) immer recht spannend und interessant gewsen.
    Da hab ich gerne mal mehrere Sommertage damit verbracht.
    Aber momentan hab ich dafür keine Zeit mehr, Doping und krasse Verletzungen haben genervt, die großen Idole haben aufgehört und bin inzwischen auch einfach aus dem Thema raus.

  2. Kommt mal wieder klar Leute.
    Was anscheinend viele nicht beim Radsport verstehen, ist die Bedeutung des Luftwiderstands und dementsprechend die Rolle des Hauptfelds. Mit mehreren Leuten im Windschatten zu fahren ist eine immense Kraftersparnis. Man spart sich bis zu 40% Energie im Gegensatz zur Solofahrt.
    Da ist es selbst als Amateur ein Leichtes mit dem Rennrad über die 50 km/h zu fahren (in der Ebene). Neben der Kondition und Fahrtechnik ist dann schon noch auch eine gute Taktik für den Erfolg wichtig. Es ist wie bei den meisten Sportarten: Erst muss man sie grundlegend verstehen und nachvollziehen können um sie zu mögen. Oder selbst mal probiert haben.
    Das ist das größte Manko. Wer setzt sich schonmal aufs Rennrad der damit überhaupt kein Kontakt hat?
    Dabei ist das Fahrgefühl auch einem Rennrad gigantisch. Federleicht, schnelle Beschleunigung, punktgenaue Lenkung und vor allem leichte Laufräder mit denen man über dem Asphalt hinwegschebt.

  3. Das_lachende_Auge hat geschrieben:Auch ohne Doping find ich diese "Sportart" so dermaßen öde. So viele Jahre SOmmerurlaub als ich meinen Vater auf der Couch Gesellschaft geleistet habe, während er auf dem Fernseher zu gesehen hat, wie Leute durch die Walachei radeln. Langweiliger ist da nur Skispringen.
    Skispringen auf Eurosport ist Kult. Und die Sportart ist kompexer als viele denken. Sowas sieht einfach beeindruckend aus:
    https://www.youtube.com/watch?v=dnCzG4fVRro
    Ja, die Tour de France hatte in ihrer Vergangenheit ein Doping-Problem. Aber deswegen pauschal alle Teilnehmer der aktuellen Tour unter Generalverdacht stellen, geht gar nicht. :roll:
    Ich schau aber lieber Wimbledon als Tour de France.

  4. Interessante Vergleiche, es gibt zum Beispiel populäre Beispiele wo Ullrich und Armstrong jeweils aufeinander gewartet haben, wenn der eine gestürzt war oder einen Defekt hatte. Diese Anständigkeit gibt es dann nämlich auch. Es ist eine lächerliche Rechnung diesen "bösen" Menschen zu zeichnen der man ist wenn man dopt. Gerade der Radsport ist mit der Logik des Teamgedankens und des Pelotons da eine der Sportarten die im reinen Rennverlauf diverse Ehrenkodexe hat was man macht und was man nicht macht. Eben zum Beispiel direkter Konkurrent stürzt, da greift man nicht an, wenn Not am Mann ist leiht man dem anderem Team mal ein Ersatzrad oder gibt die Wasserflasche weiter usw.
    Was den definitiv besten angeht, kann man darüber gerne diskutieren. Nenne mir den Fahrer der besser war als Armstrong. So gut wie seine gesamte Konkurrenz, die er klar dominiert hat, ist entweder vollständig des Dopings überführt oder zumindest unter erhärteten Verdacht geraten. Die These "er war der beste" ist kaum zu widerlegen ganz trocken und logisch betrachtet (denn ich war auch kein Fan von ihm als nichts von diesen Skandalen bekannt war). Aber wie gesagt...ohne was gegeneinander aufrechnen zu wollen, bin ich immer daran interessiert was mein Gegenüber, also in dem Falle du ronny, denn so für Sportarten gut findet und welche Athleten er mit diesen deinen doch recht hohen, um nicht zu sagen unrealistischen Maßstäben anfeuert.

  5. Das_lachende_Auge hat geschrieben: Kann es sein dass wir unterschiedliche Grundeinstellungen zum Thema Sport haben? Ich bin Fan eines Sportlers, weil ich seinen Siegeswillen, seinen Stil und seine Leistung schätze. Weil er zeigt, was Menschen mit Willen machen können und nicht, weil er mir eine tolle Show abliefert. Dann könnte ich auch Wrestling gucken. Wenn ich dann nun mal merke, dass es eben nicht nur an seinem Willen liegt sondern er sich einen einfacheren Weg gesucht hat (und nein damit sage ich nicht, er hätte es einfach gehabt. Unterschied) dann ist er ab da an nicht mehr Vorbild für mich. Und du siehst ja an den vielen hämischen Kommentaren, dass er der Tour mehr geschadet hat als man denkt.
    Ich muss sagen das wir wahrscheinlich eine andere Vorstellung von Sport haben wenn es darum geht warum man einen Sportler bewundert, da das für mich persönlich darauf hinausläuft eben nur den besten zuzujubeln, während ich jemand bin der auch mal den achten eines Wettbewerbs super findet, wenn er innerhalb seines Kontextes seine Sache gut macht.
    Was aber den Rest angeht, finde ich deinen Vergleich falsch und zwar gleich doppelt. Wrestling ist ja kein Betrug, es ist Entertainment für die Leute die das gut finden (ich nicht). Das dort alles abgesprochen ist, wissen die Fans (wenn sie älter als 8 Jahre sind zumindest) und niemand wird hier wirklich über den Tisch gezogen. Es ist wie eine Art Theater.
    Daher trifft das auch nicht auf den Radsport zu. Wenn man wie gesagt mal ausblendet das in einem Klima das systematischen Dopings Armstrong seine Konkurrenten sowieso nicht betrügen konnte, da er nur das gleiche gemacht hat wie sie, wenn man also das ganze wie du sieht....dann bleibt der Wrestlingvergleich immer noch falsch. Denn das Ergebnis der Tour ist nicht abgesprochen und war es auch niemals. Es war und ist stets ein Wettkampf den Armstrong lediglich klar dominiert hat, weil er eben der beste war. Das ganze würde völlig anders aussehen wenn zum Beispiel Jan Ullrich...

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