Mit Teil 2 knüpfen die Ready at Dawn Studios (The Order: 1886) direkt an die Story des Vorgängers an. Wer dessen Geschichte selbst erleben möchte, sollte also vor dem Lesen dieses Artikels einen Abstecher ins Original wagen. Alternativ gehen ein kurzer Vorspann und zahlreiche Hinweise auf vorige Geschehnisse ein, was sich für Neulinge als brauchbare Vorbereitung erweist. Zu Beginn der Fortsetzung finden sich Astronautin Olivia “Liv” Rhodes und der vom Spieler gesteuerte Androide „Jack“ in einer nicht allzu optimistisch stimmenden Zukunft wieder.
Die futuristische KI Juno hat das Duo inmitten eines verfallenen Komplexes in Quarantäne gepackt. Mit ihren abwiegelnden Wesenszügen gibt sie bereits einen schönen Ausblick auf die genial geschriebenen Charaktere der Geschichte. Zu Beginn wirkt die neue holographische Begleiterin noch ähnlich vertrauenerweckend wie Saddam Husseins später Außenminister, der selbst vor rauchender Kulisse den Einmarsch der USA verleugnete. Erst als nach dem Versagen der Lebenserhaltungssysteme die Flucht unausweichlich wird, rückt Juno mit nützlichen Tipps und Hintergründen über die verwinkelte Raumstation heraus – und wird im Laufe der Interaktionen übrigens deutlich zutraulicher.
Zurück in die Zukunft
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Ich will nicht verraten, wer oder was den beiden auf ihrer Mission durchs All noch begegnet. Doch die glaubwürdig transportierten, professionell vertonten Interaktionen zwischen den Figuren gehören klar zu den größten Stärken von Lone Echo 2. Es mag abgegriffen klingen, aber ich fühlte mich bisher in keinem Spiel so sehr als Protagonist in einer selbst erlebten Science-Fiction-Geschichte. Dies spiegelt sich vor allem in meinen teils unbeholfenen Versuchen wieder, in meinen Dialogen als Android Humor zu imitieren. Als Livs langjähriger Begleiter entwickle ich schnell ein gewisses Verantwortungsgefühl für die sympathische Astronautin, die in der Abgeschiedenheit des Alls offenkundig nichts gegen ein wenig Gesellschaft und emotionale Bindung einzuwenden hat – und wenn es sich nur um einen etwas hölzern (oder metallisch?) agierenden Androiden wie mich handelt. Den mentalen Ausgleich kann sie im Kampf gegen die bedrohlich wuchernde Biomasse auch bestens gebrauchen. Eine mögliche Rückkehr in ihre Zeit steht für Liv und Jack natürlich ebenfalls auf der Agenda – falls dazu überhaupt eine Möglichkeit bestehen sollte…
Beim vorsichtigen Hangeln durch schmale tödliche Gänge erinnert die Spannung schnell angenehm an ruhige Momente der Alien-Reihe. Ein wichtiger Grund fürs ungewöhnlich intensive Präsenzgefühl ist nach wie vor die besondere Art der Fortbewegung. Mit den Bewegungscontrollern bzw. den Händen des Androiden stoße ich mich sehr natürlich von den Wänden ab, gebe ordentlich Schub oder korrigiere mit feinfühligen Hand-Düsen den Weg durch die Schwerelosigkeit.